Samstag, 27. August 2011
Irgendwie anders als sonst
gleyfin, 22:41h
Ich fange mal mit der Hochzeit an, auf der wir (die unerträgliche Familie, mit der ich zusammenleben muss; und meine Wenigkeit) letzten Freitag waren. Dort waren so viele Menschen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und natürlich haben sich alle verändert. Ich fühlte mich schrecklich unwohl und wollte nicht ein mal (freiwillig, geschweige denn) 'locker' tanzen.
Zusammen mit meiner tussigen Stiefschwester und meinem nervtötenden Bruder saßen wir am ''Jugend-Tisch''.
Während fröhlich gegessen, gesoffen und die Vermählung des Brautpaares gefeiert wurde, langweilten wir uns zu Tode. Zwischendurch befürchtete ich, dass es mich jeden Moment innerlich zerreißen würde, weil überall um mich herum verliebte Pärchen saßen, sich das Brautpaar immer und immer wieder zum Jubel der Gäste gefühlte Ewigkeiten lang küsste und der Freund einer (ehemaligen) Bekannten von mir offensichtlich mit mir flirtete und dabei so unverschämt gut aussah.*
Aber ich bin innerlich nicht zu Staub zerfallen, wie anfänglich befürchtet.
Stattdessen erwischte ich mich sogar dabei, wie ich lächelte, als das Brautpaar den ersten Tanz tanzte und wie sie sich verliebt in die Augen blickten, während es Herzchen-Konfetti regnete. Für gewöhnlich ziehen sich bei so viel Romantik meine Gedärme zusammen und versuchen zu implodieren, aber in diesem Moment
war alles anders.
...
Ich kann das irgendwie nicht so richtig in Worte fassen.
Die beiden strahlten etwas.. herzerwärmendes aus, glaube ich.
Oft verzog ich mich auch, wenn ich die laute Musik nicht mehr ertragen konnte, runter zu den Toiletten, schloss mich in einer Kabine ein und setzte mich auf den Klodeckel.
Einfach so.
Ich musste nicht auf Klo, ich wollte nicht nachdenken und mir war nicht nach heulen zumute. Ich saß einfach nur da, lauschte dem fernen Lachen Derer, die draußen standen und rauchten und spürte das Dröhnen des Basses, welches sogar die Kabinenwände sanft vibrieren ließ.
Manchmal fühlte ich mich dann, als wäre ich in irgendeinem High School-Film gelandet, wo sich die Außenseiterin irgendwohin verzog, um alleine zu sein.
Und so war es eigentlich auch. Die meisten Leute hatte ich noch nie zuvor gesehen und Die, die ich noch von früher kannte, gab es so auch nicht mehr. Da war ich eben lieber allein, anstatt zwischen Fremden in der pulsierenden Schwüle der feiernden Masse zu ersticken.
Aber ich fühlte mich weder schlecht, noch so richtig gut. Seltsam neutral aber nicht leer.
Na ja, so viel dazu.
Die erste Schulwoche lief wirklich besser als gedacht!
Gut, die ersten Tage waren sehr verklemmt und es wurde wenig geredet, wir wurden von Arbeitsblättern erschlagen und das schwüle Wetter tat sein Übriges, um die Stimmung noch weiter zu senken.
Doch der Donnerstag brach letzten Endes das unwahrscheinlich dicke Eis. Wir teilten uns (schon am Mittwoch) in Gruppen ein, da wir eine sehr interessante Aufgabe erledigen mussten: Wir sollten eine Skulptur mit Hilfe alltäglich verwendeter Dinge erschaffen. Via Facebook wurde sich abgesprochen, wer welche Materialien mitbringt.
Am Donnerstag setzten wir uns dann in die Gruppen und schon nach einigen Minuten war klar, dass wir uns prächtig verstehen. Den ganzen Tag lang wurde mehr gelacht als gebastelt.
Und ich fühlte mich ausnahmsweise mal richtig gut und nicht mehr so erdrückt!
Die anderen Gruppen, welche sich ebenfalls in der kleinen Pausenhalle niedergelassen hatten, schauten immer wieder genervt und abwertend zu uns herüber, doch diese ''vernichtenden'' Blicke juckten uns kein bisschen.
Ich stelle mir gerade vor, dass diese Blicke eigentlich neidischen Ursprungs waren, da wir (meiner Meinung nach) die Einzigen waren, die wirklich Spaß zusammen hatten (was eigentlich unter anderem Sinn und Zweck dieser Aufgabe war).
Und während sich die Gruppen Gestern nach Ende der Ausstellung wieder trennten, blieben wir fünf den ganzen Nachmittag zusammen und redeten über unsere Familien oder darüber, was für einen Eindruck die anderen auf uns, und wir auf die anderen machen.
Ziemlich schnell mussten wir feststellen, dass wir schon jetzt soetwas wie Außenseiter sind. Von überall her kommen kriegerklärende Blicke und keiner spricht mehr als nötig mit einer von uns.
Aber, ehrlich gesagt, ist uns das scheiß egal, schließlich sind wir zusammen die Außenseiter :)
Natürlich kann sich noch viel zwischen uns in den nächsten Wochen ändern, aber ich bin da mehr als zuversichtlich.
Außerdem bin ich wirklich überrascht, dass ich inmitten Fremder so schnell aufgeblüht bin und vor allem verwunderlich ist es, dass mich diese abweisende Art der Anderen zum ersten Mal in meinem Leben ein Scheißdreck interessiert, ebenso, wie die Anderen über mich denken.
Faszinierend, wirklich faszinierend!
Das ist mal was anderes.
Und mal im Ernst, das hatte ich echt nötig !
An dieser Stelle möchte ich mich auch gleich für die Glückwünsche der drei Kommentatoren meines letzten Beitrages bedanken! ;D
Eure Gleyfin
*Natürlich habe ich mich dabei wie schon so oft richtig beschissen gefühlt, weil ich Komplimente und das ganze überhaupt nicht ab kann (Ihr wisst schon, wegen des Selbstwertgefühls und so..).
Und natürlich auch, weil er eine Freundin hat.
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Zusammen mit meiner tussigen Stiefschwester und meinem nervtötenden Bruder saßen wir am ''Jugend-Tisch''.
Während fröhlich gegessen, gesoffen und die Vermählung des Brautpaares gefeiert wurde, langweilten wir uns zu Tode. Zwischendurch befürchtete ich, dass es mich jeden Moment innerlich zerreißen würde, weil überall um mich herum verliebte Pärchen saßen, sich das Brautpaar immer und immer wieder zum Jubel der Gäste gefühlte Ewigkeiten lang küsste und der Freund einer (ehemaligen) Bekannten von mir offensichtlich mit mir flirtete und dabei so unverschämt gut aussah.*
Aber ich bin innerlich nicht zu Staub zerfallen, wie anfänglich befürchtet.
Stattdessen erwischte ich mich sogar dabei, wie ich lächelte, als das Brautpaar den ersten Tanz tanzte und wie sie sich verliebt in die Augen blickten, während es Herzchen-Konfetti regnete. Für gewöhnlich ziehen sich bei so viel Romantik meine Gedärme zusammen und versuchen zu implodieren, aber in diesem Moment
war alles anders.
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Ich kann das irgendwie nicht so richtig in Worte fassen.
Die beiden strahlten etwas.. herzerwärmendes aus, glaube ich.
Oft verzog ich mich auch, wenn ich die laute Musik nicht mehr ertragen konnte, runter zu den Toiletten, schloss mich in einer Kabine ein und setzte mich auf den Klodeckel.
Einfach so.
Ich musste nicht auf Klo, ich wollte nicht nachdenken und mir war nicht nach heulen zumute. Ich saß einfach nur da, lauschte dem fernen Lachen Derer, die draußen standen und rauchten und spürte das Dröhnen des Basses, welches sogar die Kabinenwände sanft vibrieren ließ.
Manchmal fühlte ich mich dann, als wäre ich in irgendeinem High School-Film gelandet, wo sich die Außenseiterin irgendwohin verzog, um alleine zu sein.
Und so war es eigentlich auch. Die meisten Leute hatte ich noch nie zuvor gesehen und Die, die ich noch von früher kannte, gab es so auch nicht mehr. Da war ich eben lieber allein, anstatt zwischen Fremden in der pulsierenden Schwüle der feiernden Masse zu ersticken.
Aber ich fühlte mich weder schlecht, noch so richtig gut. Seltsam neutral aber nicht leer.
Na ja, so viel dazu.
Die erste Schulwoche lief wirklich besser als gedacht!
Gut, die ersten Tage waren sehr verklemmt und es wurde wenig geredet, wir wurden von Arbeitsblättern erschlagen und das schwüle Wetter tat sein Übriges, um die Stimmung noch weiter zu senken.
Doch der Donnerstag brach letzten Endes das unwahrscheinlich dicke Eis. Wir teilten uns (schon am Mittwoch) in Gruppen ein, da wir eine sehr interessante Aufgabe erledigen mussten: Wir sollten eine Skulptur mit Hilfe alltäglich verwendeter Dinge erschaffen. Via Facebook wurde sich abgesprochen, wer welche Materialien mitbringt.
Am Donnerstag setzten wir uns dann in die Gruppen und schon nach einigen Minuten war klar, dass wir uns prächtig verstehen. Den ganzen Tag lang wurde mehr gelacht als gebastelt.
Und ich fühlte mich ausnahmsweise mal richtig gut und nicht mehr so erdrückt!
Die anderen Gruppen, welche sich ebenfalls in der kleinen Pausenhalle niedergelassen hatten, schauten immer wieder genervt und abwertend zu uns herüber, doch diese ''vernichtenden'' Blicke juckten uns kein bisschen.
Ich stelle mir gerade vor, dass diese Blicke eigentlich neidischen Ursprungs waren, da wir (meiner Meinung nach) die Einzigen waren, die wirklich Spaß zusammen hatten (was eigentlich unter anderem Sinn und Zweck dieser Aufgabe war).
Und während sich die Gruppen Gestern nach Ende der Ausstellung wieder trennten, blieben wir fünf den ganzen Nachmittag zusammen und redeten über unsere Familien oder darüber, was für einen Eindruck die anderen auf uns, und wir auf die anderen machen.
Ziemlich schnell mussten wir feststellen, dass wir schon jetzt soetwas wie Außenseiter sind. Von überall her kommen kriegerklärende Blicke und keiner spricht mehr als nötig mit einer von uns.
Aber, ehrlich gesagt, ist uns das scheiß egal, schließlich sind wir zusammen die Außenseiter :)
Natürlich kann sich noch viel zwischen uns in den nächsten Wochen ändern, aber ich bin da mehr als zuversichtlich.
Außerdem bin ich wirklich überrascht, dass ich inmitten Fremder so schnell aufgeblüht bin und vor allem verwunderlich ist es, dass mich diese abweisende Art der Anderen zum ersten Mal in meinem Leben ein Scheißdreck interessiert, ebenso, wie die Anderen über mich denken.
Faszinierend, wirklich faszinierend!
Das ist mal was anderes.
Und mal im Ernst, das hatte ich echt nötig !
An dieser Stelle möchte ich mich auch gleich für die Glückwünsche der drei Kommentatoren meines letzten Beitrages bedanken! ;D
Eure Gleyfin
*Natürlich habe ich mich dabei wie schon so oft richtig beschissen gefühlt, weil ich Komplimente und das ganze überhaupt nicht ab kann (Ihr wisst schon, wegen des Selbstwertgefühls und so..).
Und natürlich auch, weil er eine Freundin hat.
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threebluesheeps,
Samstag, 27. August 2011, 23:16
Das mit der Hochzeit und dem verziehen aufs Klo kann ich sehr gut nachvollziehen. Unter so Menschenmengen fühl ich mich auch immer eingeengt und unwohl. Vorallem ist es so unangenehm wenn man nichts miteinander redet, und ich hasse es über belangloses mit jemandem zu quatschen mit dem ich nicht reden will.
Ja wenn man mal jemanden hat der einen ein wenig versteht und man nicht mehr alleine ist, sind die anderen scheiß egal. Es freut mich für dich dass du so schnell Anschluss gefunden hast und hoffe für dich dass das auch anhalten wird.
Ja wenn man mal jemanden hat der einen ein wenig versteht und man nicht mehr alleine ist, sind die anderen scheiß egal. Es freut mich für dich dass du so schnell Anschluss gefunden hast und hoffe für dich dass das auch anhalten wird.
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