Mittwoch, 28. September 2011
Gedrängt
gleyfin, 21:47h
Ich lag auf meinem Bett, sah den Fernseher nur verschwommen vor mir.
Die Zahlen auf dem kleinen, flakkernden Display des Fieberthermometers stiegen unaufhörlich.
Alles drehte sich.
Ich war todmüde, doch schlafen wollte ich nicht. Ich durfte nicht! Hauptsache, Morgen geht es mir richtig dreckig!, rief ich mir andauernd ins Gedächtnis.
Es klopfte an der Tür.
Ich war zu müde, um etwas zu sagen.
Aber sie kam sowieso ständig rein, ohne auf eine Antwort zu warten.
Sie setzte sich zu mir auf's Bett und knurrte, sichtlich angepisst:''Warum erzählst du mir eigentlich nie, was los ist?''
''Was soll denn los sein?'', fragte ich sie mit heiserer Stimme.
Warum sie nichts von meinem Block-Praktikum wisse.
Warum ich ihr nicht gesagt habe, dass das Buch für die Schule schon da ist und dass ich krank bin.
''Ich hätte es dir schon gesagt.'', log ich.
''Aha. Und wann?!''
Ich schwieg.
Sie fing an, mich ununterbrochen mit Fragen zu bombardieren.
Bist du unterfordert?
Was stimmt auf der Schule nicht?
Willst du diese Ausbildung nicht weiter machen?
Erst stammelte ich vor mich hin, dann schwieg ich wieder.
Kurz sagte sie nichts.
Starrte mich nur mit ihren zweifarbigen Augen durchdringend an.
Ich setzte mich auf, hustete lautsark und betrachtete den Fernseher.
Werbung.
Sie stand auf und sagte mit beinahe 'liebevollem'' Ton:
''Essen ist eigentlich schon fertig.. Wenn du magst.''
Kurz saß ich noch auf dem Bett, malte mit dem grasgrünen Fieberthermometer Muster in meine blutrote Tagestecke.
Dann stand auch ich auf und schlich wankend die Treppe runter.
Mein Bruder und das Arschloch räumten schon ab, ich nippte noch an meinem Tee.
Sie saß neben mir, den Blick in die Ferne gerichtet.
Plötzlich drehte sie sich zu mir,
und befragte mich wieder.
Ob ich denn gar keine Wünsche hätte.
Warum ich nicht zufrieden mit dem bin, in was sie mich quasi reingeprügelt hatte, ohne wenn und aber.
Apathisch saß ich da, betrachtete den Tee.
Immer mehr Fragen schoss sie auf mich ab.
''Du willst Geld verdienen. Du willst einen Beruf ausüben, der dir Spaß macht. Und arbeitslos willst du nicht sein. Was stellst du dir dann vor?''
Schweigen.
Im Hintergrund klapperte Geschirr.
Wieder fragte sie mich.
Ich stand unter Druck. Mir war schlecht.
''Stellst du jetzt schon wieder auf stur?!''
Meine Unterlippe zitterte. Mir stiegen Tränen in die Augen. Weiter starrte ich in meinen Becher.
''Was ist los?! Hast du überhaupt keine Lust? Auf gar nichts? Hm?!''
Ich versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, doch ich war viel zu erledigt.
Ich fing an, Rotz und Wasser zu heulen.
Leise.
''Was ist los?'', fragte sie schon wieder, mit bohrendem Unterton.
Ich wollte es ihr nicht sagen.
Es war mir so verdammt peinlich.
Sie würde es nicht verstehen, dachte ich.
Oder sie würde mir davon abraten. Auf mich bis zur Bewusstlosigkeit einreden, dass es schwachsinnig sei.
Doch hätte ich weiter geschwiegen, hätte sie gebohrt und genervt, bis sie haben würde, was sie wollte.
Kurz neigte ich meinen Kopf ein wenig, um dem Arschloch einen giftigen Blick zuzuwerfen, welchen er nicht bemerkte. Ich wollte nicht, dass er das alles mitbekam.
Wieder fragte sie mich etwas.
Jetzt hatte sie mich.
Ich musste.
Schniefend lehnte ich mich zu ihr rüber
''Schriftstellerin'' flüsterte ich kleinlaut.
Und schon fing sie an. Dass ich trotzdem einen guten Beruf brauche und alle Zeit der Welt habe, alles nebenbei zu schreiben.
Als sie aufgestanden war und ich die Küche fertig machte, heulte ich noch ewig weiter.
Als sie noch ein mal kurz an mir vorbeikam, meinte sie, ich solle aufhören zu weinen.
Sollte mich das etwa trösten?
Dann fügte sie hinzu:
''Einige schreiben und schreiben und verdienen trotzdem keinen Cent.''
''Ich weiß..'', sagte ich schluchzend,
und schlagartig wurde eine verdrängte Gewissheit zur lehmenden Angst.
Eure Gleyfin
...bereits 389 x gelesen
Die Zahlen auf dem kleinen, flakkernden Display des Fieberthermometers stiegen unaufhörlich.
Alles drehte sich.
Ich war todmüde, doch schlafen wollte ich nicht. Ich durfte nicht! Hauptsache, Morgen geht es mir richtig dreckig!, rief ich mir andauernd ins Gedächtnis.
Es klopfte an der Tür.
Ich war zu müde, um etwas zu sagen.
Aber sie kam sowieso ständig rein, ohne auf eine Antwort zu warten.
Sie setzte sich zu mir auf's Bett und knurrte, sichtlich angepisst:''Warum erzählst du mir eigentlich nie, was los ist?''
''Was soll denn los sein?'', fragte ich sie mit heiserer Stimme.
Warum sie nichts von meinem Block-Praktikum wisse.
Warum ich ihr nicht gesagt habe, dass das Buch für die Schule schon da ist und dass ich krank bin.
''Ich hätte es dir schon gesagt.'', log ich.
''Aha. Und wann?!''
Ich schwieg.
Sie fing an, mich ununterbrochen mit Fragen zu bombardieren.
Bist du unterfordert?
Was stimmt auf der Schule nicht?
Willst du diese Ausbildung nicht weiter machen?
Erst stammelte ich vor mich hin, dann schwieg ich wieder.
Kurz sagte sie nichts.
Starrte mich nur mit ihren zweifarbigen Augen durchdringend an.
Ich setzte mich auf, hustete lautsark und betrachtete den Fernseher.
Werbung.
Sie stand auf und sagte mit beinahe 'liebevollem'' Ton:
''Essen ist eigentlich schon fertig.. Wenn du magst.''
Kurz saß ich noch auf dem Bett, malte mit dem grasgrünen Fieberthermometer Muster in meine blutrote Tagestecke.
Dann stand auch ich auf und schlich wankend die Treppe runter.
Mein Bruder und das Arschloch räumten schon ab, ich nippte noch an meinem Tee.
Sie saß neben mir, den Blick in die Ferne gerichtet.
Plötzlich drehte sie sich zu mir,
und befragte mich wieder.
Ob ich denn gar keine Wünsche hätte.
Warum ich nicht zufrieden mit dem bin, in was sie mich quasi reingeprügelt hatte, ohne wenn und aber.
Apathisch saß ich da, betrachtete den Tee.
Immer mehr Fragen schoss sie auf mich ab.
''Du willst Geld verdienen. Du willst einen Beruf ausüben, der dir Spaß macht. Und arbeitslos willst du nicht sein. Was stellst du dir dann vor?''
Schweigen.
Im Hintergrund klapperte Geschirr.
Wieder fragte sie mich.
Ich stand unter Druck. Mir war schlecht.
''Stellst du jetzt schon wieder auf stur?!''
Meine Unterlippe zitterte. Mir stiegen Tränen in die Augen. Weiter starrte ich in meinen Becher.
''Was ist los?! Hast du überhaupt keine Lust? Auf gar nichts? Hm?!''
Ich versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, doch ich war viel zu erledigt.
Ich fing an, Rotz und Wasser zu heulen.
Leise.
''Was ist los?'', fragte sie schon wieder, mit bohrendem Unterton.
Ich wollte es ihr nicht sagen.
Es war mir so verdammt peinlich.
Sie würde es nicht verstehen, dachte ich.
Oder sie würde mir davon abraten. Auf mich bis zur Bewusstlosigkeit einreden, dass es schwachsinnig sei.
Doch hätte ich weiter geschwiegen, hätte sie gebohrt und genervt, bis sie haben würde, was sie wollte.
Kurz neigte ich meinen Kopf ein wenig, um dem Arschloch einen giftigen Blick zuzuwerfen, welchen er nicht bemerkte. Ich wollte nicht, dass er das alles mitbekam.
Wieder fragte sie mich etwas.
Jetzt hatte sie mich.
Ich musste.
Schniefend lehnte ich mich zu ihr rüber
''Schriftstellerin'' flüsterte ich kleinlaut.
Und schon fing sie an. Dass ich trotzdem einen guten Beruf brauche und alle Zeit der Welt habe, alles nebenbei zu schreiben.
Als sie aufgestanden war und ich die Küche fertig machte, heulte ich noch ewig weiter.
Als sie noch ein mal kurz an mir vorbeikam, meinte sie, ich solle aufhören zu weinen.
Sollte mich das etwa trösten?
Dann fügte sie hinzu:
''Einige schreiben und schreiben und verdienen trotzdem keinen Cent.''
''Ich weiß..'', sagte ich schluchzend,
und schlagartig wurde eine verdrängte Gewissheit zur lehmenden Angst.
Eure Gleyfin
... comment
gleyfin,
Mittwoch, 28. September 2011, 21:49
@Kuro
Das ist noch nicht das, was ich vorhin meinte..
:P
:P
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kainthedevil,
Donnerstag, 29. September 2011, 00:21
Hmhm...
xD hätte mich auch irgendwie gewundert.
Deine Mutter scheint wirklich probleme zu haben, vielleicht sollte sie mal zum Psychologen...
Es geht sie doch gar nichts an, was du mal werden willst. Und selbst wenn dein Traumberuf Clown wäre würde sie das doch keinen feuchten dreck angehen. Es ist doch dein Leben, nicht ihres, du musst doch damit zufrieden sein was du machst. Sicher ist es nett gemeint von ihr, nur sollte sie mal daran denken das du ein eigenständig denkendes Wesen bist!
Deine Mutter scheint wirklich probleme zu haben, vielleicht sollte sie mal zum Psychologen...
Es geht sie doch gar nichts an, was du mal werden willst. Und selbst wenn dein Traumberuf Clown wäre würde sie das doch keinen feuchten dreck angehen. Es ist doch dein Leben, nicht ihres, du musst doch damit zufrieden sein was du machst. Sicher ist es nett gemeint von ihr, nur sollte sie mal daran denken das du ein eigenständig denkendes Wesen bist!
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gleyfin,
Donnerstag, 29. September 2011, 00:24
Eben!
Aber das versteht sie einfach nicht!
Vorhin haben wir noch mal 'geredet'.
Ich habe ihr gesagt, dass sie sich nicht wundern soll, warum ich nie mit ihr reden will, weil sie sowieso kein Verständnis für meine Sicht auf die Dinge hat.
Aber das versteht sie einfach nicht!
Vorhin haben wir noch mal 'geredet'.
Ich habe ihr gesagt, dass sie sich nicht wundern soll, warum ich nie mit ihr reden will, weil sie sowieso kein Verständnis für meine Sicht auf die Dinge hat.
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malakeh,
Donnerstag, 29. September 2011, 00:39
sorry, dass ich hier so rein platze UND auch noch eine andere meinung vertrete, aber hast du schon mal versucht, sie zu verstehen? vllt macht sie sich nur sorgen, kann das aber nicht ausdrücken und versucht daher, dich zu deinem glück zu zwingen...
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gleyfin,
Donnerstag, 29. September 2011, 00:48
Nicht schlimm ^^
Ja klar habe ich es versucht und 'teilweise' ist es mir auch gelungen.
Wir sind vom Wesen her komplett unterschiedlich.
Sie ist selbstbewusst, schnell, temperamentvoll und 'ein wenig' vulgär.
Einen Ticken selbstverliebt und in Besitz eines riesigen Mundwerkes, welches ungeahnte Kräfte in sich trägt.
Tja, und ich bin eben das genaue Gegenteil.
Und weil sie meine langsame, in sich gekehrte Art nicht leiden und deshalb auch nicht verstehen kann, versucht sie eben andauernd, mich zum reden zu bekommen.
Und wenn sie mich dafür heulen lassen muss.
Ich sage ja nicht, dass sie eine Rabenmutter ist und dass sie sich einen Scheißdreck um mich kümmert..
So ist das ja nicht :P
Es ist irgendwie zu viel und deshalb wahrscheinlich (unter anderem) auch dieses 'Erzwungene', wie du meinst.
Deswegen glaube ich auch nicht ganz, dass sie 'Probleme' (in diesem Sinne) hat, Kuro :P
Ja klar habe ich es versucht und 'teilweise' ist es mir auch gelungen.
Wir sind vom Wesen her komplett unterschiedlich.
Sie ist selbstbewusst, schnell, temperamentvoll und 'ein wenig' vulgär.
Einen Ticken selbstverliebt und in Besitz eines riesigen Mundwerkes, welches ungeahnte Kräfte in sich trägt.
Tja, und ich bin eben das genaue Gegenteil.
Und weil sie meine langsame, in sich gekehrte Art nicht leiden und deshalb auch nicht verstehen kann, versucht sie eben andauernd, mich zum reden zu bekommen.
Und wenn sie mich dafür heulen lassen muss.
Ich sage ja nicht, dass sie eine Rabenmutter ist und dass sie sich einen Scheißdreck um mich kümmert..
So ist das ja nicht :P
Es ist irgendwie zu viel und deshalb wahrscheinlich (unter anderem) auch dieses 'Erzwungene', wie du meinst.
Deswegen glaube ich auch nicht ganz, dass sie 'Probleme' (in diesem Sinne) hat, Kuro :P
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malakeh,
Donnerstag, 29. September 2011, 00:52
ich hab schon vor längerer zeit angefangen, mich vor sollchen menschen komplett abzuschirmen! ...das geht eig echt super! du musst dabei immer nur an dich selbst glauben!
lg & gute nacht!
lg & gute nacht!
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... comment
arboretum,
Donnerstag, 29. September 2011, 03:14
Hast Du schon mal an so nem Wettbewerb für Schüler oder junge Autoren mitgemacht?
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arboretum,
Donnerstag, 29. September 2011, 10:50
Mach doch einfach mal. :-)
Online lässt sich doch leicht rausfinden, wo und wann die sind und welche davon in Frage kommen (einige sind nur lokal oder regional).
Außerdem gibt es viele Schreibwerkstätten, bestimmt auch bei Dir in der Nähe.
Online lässt sich doch leicht rausfinden, wo und wann die sind und welche davon in Frage kommen (einige sind nur lokal oder regional).
Außerdem gibt es viele Schreibwerkstätten, bestimmt auch bei Dir in der Nähe.
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gleyfin,
Donnerstag, 29. September 2011, 10:59
Joa, warum nicht.
Ich hatte auch schon mal flüchtig daran gedacht aber irgendwie..
Na ja, dann komm ich jetzt eben endlich dazu :P
Ich hatte auch schon mal flüchtig daran gedacht aber irgendwie..
Na ja, dann komm ich jetzt eben endlich dazu :P
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arboretum,
Donnerstag, 29. September 2011, 15:05
Und lass Dich bloß nicht entmutigen, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt. Du weißt ja:
Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Samuel Beckett)
Du könntest auch schon mal gucken, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um am Leipziger Literaturinstitut Literarisches Schreiben zu studieren.
Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better. (Samuel Beckett)
Du könntest auch schon mal gucken, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um am Leipziger Literaturinstitut Literarisches Schreiben zu studieren.
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gleyfin,
Donnerstag, 29. September 2011, 15:48
Danke für den Tipp!
Aber man braucht Abitur -.-''
Und um das nachholen zu können, müsste ich besser sein.
Ich würd' mich nur abquälen.
Vielleicht kann man das irgendwie umgehen >:)
Ich habe ein wenig auf der Internetseite meines 'Lieblingsverlages'' herumgestöbert,
und die nehmen sehr gerne Manuskripte an.
Mal sehen ^^
Aber man braucht Abitur -.-''
Und um das nachholen zu können, müsste ich besser sein.
Ich würd' mich nur abquälen.
Vielleicht kann man das irgendwie umgehen >:)
Ich habe ein wenig auf der Internetseite meines 'Lieblingsverlages'' herumgestöbert,
und die nehmen sehr gerne Manuskripte an.
Mal sehen ^^
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arboretum,
Donnerstag, 29. September 2011, 15:54
Ach so. Aber hast Du auch das da gelesen?
"Bei nachgewiesener künstlerischer Eignung kann vom Schulabschluss abgesehen werden."
"Bei nachgewiesener künstlerischer Eignung kann vom Schulabschluss abgesehen werden."
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gleyfin,
Donnerstag, 29. September 2011, 15:56
Oh!
Warum habe ich das übersehen?
hmm...
Interessant!
Warum habe ich das übersehen?
hmm...
Interessant!
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arboretum,
Donnerstag, 29. September 2011, 22:10
Sorry, habe Deine Antwort jetzt erst gesehen. Es werden bei Dir unter "Letzte Aktualisierungen" nur die neuesten fünf Kommentare angezeigt, da wir viel geschrieben haben, war Deiner hier schnell weg. Wahrscheinlich kennst Du auch die Bücher von Susan E. Hinton. Die hat übrigens ihr erstes Buch mit 16 Jahren geschrieben - es wurde ein Bestseller, bis heute.
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