Freitag, 28. Oktober 2011
100
gleyfin, 01:25h
Was treibt ein Tier dazu an, jeden Schritt so zu machen, wie es ihn macht? Was treibt uns Menschen dazu an? Was mache ich falsch, dass ich hier allein im Bett liege und an die Decke starre?
Warum hänge ich dieses beschissene Poster nicht endlich ab? Welchen Grund hat eine Prinzessin, um ein ganzes Dorf zu vernichten?
So viele Fragen stellte ich mir, mal wieder schlaflos.
Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu meiner Ur-Granny. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, hatte keine Zeit. War gestresst gewesen, vom Schreiben. Und endlich war ich wieder draußen. Tief sog ich die warme Luft ein, nach scheinbar unendlich langer Zeit. Alles strahlte plötzlich in kräftigem Orange, Gelb und Rot. Wieder einmal war alles so unwriklich. Ich hörte Musik, weiß aber nicht mehr, was. Ich dachte nur daran, zu lächeln. Kein Stirnrunzeln, kein ''Leck-mich-Blick''. Ging nicht. Nur einmal musste ich lachen. Über mich selbst. Und nur, weil ich mich fast auf's Maul gepackt hätte. Aber es tat gut, obwohl ich mich dabei erwischte, wie ich mir das Lachen verkneifen wollte.
Oh nein, das lässt du schön bleiben, sagte ich mir.
Es funktionierte.
Bei meiner Granny ging das Fragespiel weiter.
Was schreibe ich Heute, am 100. Tag meines Blogs? Schreibe ich überhaupt etwas? Warum habe ich niemanden zum Reden? Muss ich so einen Trubel um den 100. machen?
Meine Ur-Granny riss mich aus meiner Gedankenverlorenheit, übernahm sozusagen das Fragen für mich.
Warum guckst du immer so böse? Warum hast du noch keinen Jungen? Warum bist du immer so böse?
Warum sprichst du nicht mit ihr? Warum sprichst du nicht mit ihm? Warum streitest du immer mit deinem Bruder? Hilft er deiner Mutter? Hilfst du deiner Mutter?
Nach dem Essen wusch ich ab. Die Fragen drehten sich wieder um den 100., um die Prinzessin.
Als alles fertig war, kam sie mit einem Fotoalbum in die Küche.
''Früher hast du immer gelacht.''
Sie zeigte mir die Fotos von einem kleinen, unscheinbaren Mädchen.
Knuffig war sie. Mit Lockenkopf, unnötiger Brille und Paustbäckchen. Immer strahlend.
Als Kleinkind viel zu schön angezogen, der Mutter wegen. Als Kind schrecklich angezogen, des niedrigen Selbstwertgefühls wegen.
Und jetzt?
Scheiß auf's Modernsein, scheiß auf's Uniformsein.
Botten, Herzchenkette, Haarband und Rammstein.
Fantasy bis zum Umfallen. Alles, nur nicht gesichtlos.
Warum will ich anders sein, wenn mich die Blicke der Anderen stören?
Als das Fotoalbum durchgeblättert war, schlich sie murmelnd aus der Küche
''Wie schnell die Zeit vergeht.''
Bald machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Den Herbst in mich aufsaugend, durch die Gegend starrend.
Und nicht in den Wagen der Fahrschule, in welchem ein junger Typ saß. Er wartete, bis ich vorbei war, schaute mich neugierig an. Ich schaute weg, als wäre nichts. Fuhr schnell weiter, kam schnaufend zu Hause an.
Wir fuhren gleich los, zum Einkaufen.
Warum spinnt der Wagen? Was ist das? Ist der Reifen platt? Sollen wir trotzdem fahren? Hatten wir das nicht schon einmal?
Wir stiegen aus und gingen in den ersten Laden. Wieder raus.
Ich verlud alles im Wagen, ihr ging es dreckig, mein Bruder nervte. Der zweite Laden war nur einige Meter weiter. Zu weit für sie. Also rein in's Auto, umgeparkt, ausgestiegen. Verstohlen blickte ich mich um. Nicht wissend, ob ich auf den Fitness-Heini treffen wollte oder nicht. Wir gingen auf den zweiten Laden zu. Schon von draußen sah ich ihn. Gutaussehend, schüchtern lächelnd. Und mindestens zehn Jahre älter. Wir gingen an ihm vorbei, ich nätürlich wieder in eine andere Richtung starrend. Abweisend.
Arrogant.
''Wollen sie mal probieren?'', fragte er lächelnd meine mum. Kopfschütteln. Fragende Blicke.
GUCK-IHN-AN-VERFLUCHT!!
Lächelnd den Kopf geschüttelt, auf den Mund gezeigt:
''Kaugummi.''
Natürlich, ohne ihn anzuschauen.
Danach fühlte ich mich schrecklich unwohl. Bereute, dass ich ihn nicht in die Augen geschaut hatte.
Nicht, weil ich ihn anflirten wollte, weil ich endlich meine Arroganz loswerden wollte. Hätte ich geschafft, ihm in die Augen zu sehen, würde es mir bei allen viel leichter fallen.
So die Theorie.
Ob er nachher immer noch dort stehen wird? Was denkt er, wie alt ich bin? Warum bin ich so scheiße abweisend? Warum kann ich niemandem richtig in die Augen sehen?
Natürlich stand er immer noch da, als wir wieder rausgingen.
Er stand da und schaute zu mir rüber.
Schau ihn an! Lächel zum Abschied
Irgendetwas in mir weigerte sich.
Ich lief stur an ihm vorbei, ließ meinen Blick in die andere Richtung schweifen.
Er war gar nicht da.
Und dann, am Abend, noch mal Stress pur. Ist die Geschichte gut? Funktioniert alles, die Anmeldung, das Seitenlimit?
Natürlich nicht.
Panikattaken waren die Folge.
In letzter Minute konnte ich es hinbiegen.
Plötzlich gab es keine Fragen mehr über Jungs oder zerstörerrische Bräute.
Sondern Ruhe.
Endlich.
Ode an Iz, weil er es schafft, mich an nichts denken zu lassen.
Eure Gleyfin
...bereits 765 x gelesen
Warum hänge ich dieses beschissene Poster nicht endlich ab? Welchen Grund hat eine Prinzessin, um ein ganzes Dorf zu vernichten?
So viele Fragen stellte ich mir, mal wieder schlaflos.
Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu meiner Ur-Granny. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, hatte keine Zeit. War gestresst gewesen, vom Schreiben. Und endlich war ich wieder draußen. Tief sog ich die warme Luft ein, nach scheinbar unendlich langer Zeit. Alles strahlte plötzlich in kräftigem Orange, Gelb und Rot. Wieder einmal war alles so unwriklich. Ich hörte Musik, weiß aber nicht mehr, was. Ich dachte nur daran, zu lächeln. Kein Stirnrunzeln, kein ''Leck-mich-Blick''. Ging nicht. Nur einmal musste ich lachen. Über mich selbst. Und nur, weil ich mich fast auf's Maul gepackt hätte. Aber es tat gut, obwohl ich mich dabei erwischte, wie ich mir das Lachen verkneifen wollte.
Oh nein, das lässt du schön bleiben, sagte ich mir.
Es funktionierte.
Bei meiner Granny ging das Fragespiel weiter.
Was schreibe ich Heute, am 100. Tag meines Blogs? Schreibe ich überhaupt etwas? Warum habe ich niemanden zum Reden? Muss ich so einen Trubel um den 100. machen?
Meine Ur-Granny riss mich aus meiner Gedankenverlorenheit, übernahm sozusagen das Fragen für mich.
Warum guckst du immer so böse? Warum hast du noch keinen Jungen? Warum bist du immer so böse?
Warum sprichst du nicht mit ihr? Warum sprichst du nicht mit ihm? Warum streitest du immer mit deinem Bruder? Hilft er deiner Mutter? Hilfst du deiner Mutter?
Nach dem Essen wusch ich ab. Die Fragen drehten sich wieder um den 100., um die Prinzessin.
Als alles fertig war, kam sie mit einem Fotoalbum in die Küche.
''Früher hast du immer gelacht.''
Sie zeigte mir die Fotos von einem kleinen, unscheinbaren Mädchen.
Knuffig war sie. Mit Lockenkopf, unnötiger Brille und Paustbäckchen. Immer strahlend.
Als Kleinkind viel zu schön angezogen, der Mutter wegen. Als Kind schrecklich angezogen, des niedrigen Selbstwertgefühls wegen.
Und jetzt?
Scheiß auf's Modernsein, scheiß auf's Uniformsein.
Botten, Herzchenkette, Haarband und Rammstein.
Fantasy bis zum Umfallen. Alles, nur nicht gesichtlos.
Warum will ich anders sein, wenn mich die Blicke der Anderen stören?
Als das Fotoalbum durchgeblättert war, schlich sie murmelnd aus der Küche
''Wie schnell die Zeit vergeht.''
Bald machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Den Herbst in mich aufsaugend, durch die Gegend starrend.
Und nicht in den Wagen der Fahrschule, in welchem ein junger Typ saß. Er wartete, bis ich vorbei war, schaute mich neugierig an. Ich schaute weg, als wäre nichts. Fuhr schnell weiter, kam schnaufend zu Hause an.
Wir fuhren gleich los, zum Einkaufen.
Warum spinnt der Wagen? Was ist das? Ist der Reifen platt? Sollen wir trotzdem fahren? Hatten wir das nicht schon einmal?
Wir stiegen aus und gingen in den ersten Laden. Wieder raus.
Ich verlud alles im Wagen, ihr ging es dreckig, mein Bruder nervte. Der zweite Laden war nur einige Meter weiter. Zu weit für sie. Also rein in's Auto, umgeparkt, ausgestiegen. Verstohlen blickte ich mich um. Nicht wissend, ob ich auf den Fitness-Heini treffen wollte oder nicht. Wir gingen auf den zweiten Laden zu. Schon von draußen sah ich ihn. Gutaussehend, schüchtern lächelnd. Und mindestens zehn Jahre älter. Wir gingen an ihm vorbei, ich nätürlich wieder in eine andere Richtung starrend. Abweisend.
Arrogant.
''Wollen sie mal probieren?'', fragte er lächelnd meine mum. Kopfschütteln. Fragende Blicke.
GUCK-IHN-AN-VERFLUCHT!!
Lächelnd den Kopf geschüttelt, auf den Mund gezeigt:
''Kaugummi.''
Natürlich, ohne ihn anzuschauen.
Danach fühlte ich mich schrecklich unwohl. Bereute, dass ich ihn nicht in die Augen geschaut hatte.
Nicht, weil ich ihn anflirten wollte, weil ich endlich meine Arroganz loswerden wollte. Hätte ich geschafft, ihm in die Augen zu sehen, würde es mir bei allen viel leichter fallen.
So die Theorie.
Ob er nachher immer noch dort stehen wird? Was denkt er, wie alt ich bin? Warum bin ich so scheiße abweisend? Warum kann ich niemandem richtig in die Augen sehen?
Natürlich stand er immer noch da, als wir wieder rausgingen.
Er stand da und schaute zu mir rüber.
Schau ihn an! Lächel zum Abschied
Irgendetwas in mir weigerte sich.
Ich lief stur an ihm vorbei, ließ meinen Blick in die andere Richtung schweifen.
Er war gar nicht da.
Und dann, am Abend, noch mal Stress pur. Ist die Geschichte gut? Funktioniert alles, die Anmeldung, das Seitenlimit?
Natürlich nicht.
Panikattaken waren die Folge.
In letzter Minute konnte ich es hinbiegen.
Plötzlich gab es keine Fragen mehr über Jungs oder zerstörerrische Bräute.
Sondern Ruhe.
Endlich.
Ode an Iz, weil er es schafft, mich an nichts denken zu lassen.
Eure Gleyfin
... comment
malakeh,
Mittwoch, 2. November 2011, 15:49
ich glaube, das sind ganz normale fragen, die sich jeder irgendwann mal stellt...
ich lass dir mal einen gruß da...
ich lass dir mal einen gruß da...
... link
... comment