Donnerstag, 10. November 2011
Lichter
gleyfin, 22:26h
Es war alles, wie im letzten Jahr.
Die Hektik während der Suche nach einer geeigneten Laterne, der Vorbereitung des Essens und während der scheinbar aussichtslosen Suche nach einem Parkplatz im schleppenden Getummel des Feierabends.
Am Ende hatten wir trotzdem sogar denselben Platz, wie damals. Und gingen denselben Weg hinauf zur in Zwielicht gehüllten Schule.
Wir traten in den dunklen Flur.
Am Ende des langen Ganges flackerte tückisch lockend ein helles Licht.
Als wir dann in die kleine Halle traten, bohrten sich die verächtlichen Blicke hinterhältig in unsere Seiten, wirkten -absurder Weise- beinahe bedrohlich im gleißenden Aufleuchten der defekten Lampe und versuchten mit aller Kraft, uns durch ihre Abneigung zu zerschmettern.
Doch wir hielten stand.
Das vergnügte Schreien der Kinder lenkte mich bald ein wenig von der herrschenden Antipathie ab, welche knisternd und dick zwischen den Seelen hing.
Als wir unseren Platz am Rande des heuchlerischen Geschehens gefunden hatten, waren auch schon die restlichen Familien eingetroffen.
Für einige Augenblicke flüchtete ich in die stille Dunkelheit der weiten Gänge, in dessen Ecken sich leise die Gespräche der Halle verfingen und zu undeutlichem Geflüster verschmolzen. Mir fiel das letzte Jahr wieder ein, als das Wetter zu schlecht für den Marsch durch die Nacht war.
Singend und stolz schritten die Kinder durch die dunklen Gänge, während die Eltern leise redend hinterherschlurften.
Als Letzte schlich ich der summenden Masse hinterher, sah in den Ecken und Winkeln der hallenden Gänge das seltsame Schimmern der Laternen tanzen und fühlte mich in einer anderen Welt gefangen.
Als ich wieder zurückkam und hart von der spröden Realität getroffen wurde, waren die Mütter gerade daran, aufgetragen bescheiden die ''Snacks'' aufzutischen. Obst, Gemüse, salzlose Brezeln, Nudelsalat und Kuchen reizten köstlich duftend und größtenteils gesund die hungrigen Mäuler der kreischenden Bande.
Und mitten in der erbrochenen Perfektion von Kindervorlieben hob ich kurze Zeit später die Kuchenhaube hoch und offenbarte spitzbübisch lächelnd überbackenes, fetttriefendes ''Fastfood''.
Eiertoast.
Ebenso neugierig wie skeptisch versammelten sich die perfekten Hausmammis um das ungewohnte Etwas.
Nach einiger Zeit wurden die Kinder auf die Bühne gerufen und sangen uns von ihren funkelnden Lichtern, den Sternen und vom heiligen Martin.
Immer wieder schaute er mit vor Aufregung funkelnden Augen in unsere Richtung, während seine Körperhaltung Sicherheit ausstrahlte.
Und immer wieder lächelte ich ihm aufmunternd zu.
Ich fühlte mich selbst wie eine Mutter, übernahm sozusagen ihre Rolle, da sie nur Augen für andere, tollpatschige Kinder hatte, um sich an ihnen zu erfreuen.
Während sich das Singen in die Länge zog, zermürbte ich mir das Hirn. Warum machte sie soetwas?
Wahrscheinlich, so dachte ich letztendlich, ist sie wohl der Meinung, ihr Sohn braucht ihren nonverbalen Zuspruch bei solchen Kleinigkeiten nicht, da er doch nur so vor Selbstbewusstsein strotzt
(würde er denn dann zu uns schauen?, frage ich mich jetzt).
Aber sicher war ich mir trotzdem nicht.
Endlich kam das erlösende Zeichen, dass wir in Kürze nach Draußen gehen würden.
Aufgeregt zogen die Kinder sich an und rissen ihren Eltern die Laternen aus den Händen.
Angespannt quetschten wir uns durch die Tür in die kalte Herbstnacht und machten uns schnellen Schritts auf, die sanften Nebel zu durchdringen.
Zu schnell für sie.
Ihr ging es bald mit jedem Schritt schlechter, sie war müde, erschöpft. Ich stützte sie, während wir über den alten Kriegsfriedhof gingen, welcher, von in Nebelschwaden verschwimmenden Orange beleuchtet, still und verblasst dalag.
Immer schneller ging es, denn alle wollten sich wie die Maden wieder in der Wärme der Schule winden und sich gierig auf das Essen stürzen.
Und plötzlich war alles vorbei.
Eure Gleyfin
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Die Hektik während der Suche nach einer geeigneten Laterne, der Vorbereitung des Essens und während der scheinbar aussichtslosen Suche nach einem Parkplatz im schleppenden Getummel des Feierabends.
Am Ende hatten wir trotzdem sogar denselben Platz, wie damals. Und gingen denselben Weg hinauf zur in Zwielicht gehüllten Schule.
Wir traten in den dunklen Flur.
Am Ende des langen Ganges flackerte tückisch lockend ein helles Licht.
Als wir dann in die kleine Halle traten, bohrten sich die verächtlichen Blicke hinterhältig in unsere Seiten, wirkten -absurder Weise- beinahe bedrohlich im gleißenden Aufleuchten der defekten Lampe und versuchten mit aller Kraft, uns durch ihre Abneigung zu zerschmettern.
Doch wir hielten stand.
Das vergnügte Schreien der Kinder lenkte mich bald ein wenig von der herrschenden Antipathie ab, welche knisternd und dick zwischen den Seelen hing.
Als wir unseren Platz am Rande des heuchlerischen Geschehens gefunden hatten, waren auch schon die restlichen Familien eingetroffen.
Für einige Augenblicke flüchtete ich in die stille Dunkelheit der weiten Gänge, in dessen Ecken sich leise die Gespräche der Halle verfingen und zu undeutlichem Geflüster verschmolzen. Mir fiel das letzte Jahr wieder ein, als das Wetter zu schlecht für den Marsch durch die Nacht war.
Singend und stolz schritten die Kinder durch die dunklen Gänge, während die Eltern leise redend hinterherschlurften.
Als Letzte schlich ich der summenden Masse hinterher, sah in den Ecken und Winkeln der hallenden Gänge das seltsame Schimmern der Laternen tanzen und fühlte mich in einer anderen Welt gefangen.
Als ich wieder zurückkam und hart von der spröden Realität getroffen wurde, waren die Mütter gerade daran, aufgetragen bescheiden die ''Snacks'' aufzutischen. Obst, Gemüse, salzlose Brezeln, Nudelsalat und Kuchen reizten köstlich duftend und größtenteils gesund die hungrigen Mäuler der kreischenden Bande.
Und mitten in der erbrochenen Perfektion von Kindervorlieben hob ich kurze Zeit später die Kuchenhaube hoch und offenbarte spitzbübisch lächelnd überbackenes, fetttriefendes ''Fastfood''.
Eiertoast.
Ebenso neugierig wie skeptisch versammelten sich die perfekten Hausmammis um das ungewohnte Etwas.
Nach einiger Zeit wurden die Kinder auf die Bühne gerufen und sangen uns von ihren funkelnden Lichtern, den Sternen und vom heiligen Martin.
Immer wieder schaute er mit vor Aufregung funkelnden Augen in unsere Richtung, während seine Körperhaltung Sicherheit ausstrahlte.
Und immer wieder lächelte ich ihm aufmunternd zu.
Ich fühlte mich selbst wie eine Mutter, übernahm sozusagen ihre Rolle, da sie nur Augen für andere, tollpatschige Kinder hatte, um sich an ihnen zu erfreuen.
Während sich das Singen in die Länge zog, zermürbte ich mir das Hirn. Warum machte sie soetwas?
Wahrscheinlich, so dachte ich letztendlich, ist sie wohl der Meinung, ihr Sohn braucht ihren nonverbalen Zuspruch bei solchen Kleinigkeiten nicht, da er doch nur so vor Selbstbewusstsein strotzt
(würde er denn dann zu uns schauen?, frage ich mich jetzt).
Aber sicher war ich mir trotzdem nicht.
Endlich kam das erlösende Zeichen, dass wir in Kürze nach Draußen gehen würden.
Aufgeregt zogen die Kinder sich an und rissen ihren Eltern die Laternen aus den Händen.
Angespannt quetschten wir uns durch die Tür in die kalte Herbstnacht und machten uns schnellen Schritts auf, die sanften Nebel zu durchdringen.
Zu schnell für sie.
Ihr ging es bald mit jedem Schritt schlechter, sie war müde, erschöpft. Ich stützte sie, während wir über den alten Kriegsfriedhof gingen, welcher, von in Nebelschwaden verschwimmenden Orange beleuchtet, still und verblasst dalag.
Immer schneller ging es, denn alle wollten sich wie die Maden wieder in der Wärme der Schule winden und sich gierig auf das Essen stürzen.
Und plötzlich war alles vorbei.
Eure Gleyfin
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