Donnerstag, 29. Dezember 2011
Das Brot
gleyfin, 20:52h
Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt.
''Das Brot'' von Wolfgang Borchert, eine Kurzgeschichte, geschrieben kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges (der Trümmerliteratur angehörend, wenn ich mich nicht irre).
Gerade habe ich zwischen meinem Papierkram aus der 10. Klasse etwas gefunden -obwohl ich eigentlich saubermachen müsste.
Wir hatten einmal die Aufgabe, nach der Interpretation der Kurzgeschichte eine Fortsetzung zu verfassen, 2 Jahre nach den Geschehnissen, glaube ich.
Meine ist aus der Sicht der alten Ehefrau geschrieben:
''Erinnerst du dich noch an die eine Nacht?''
Gedankenverloren greife ich nach einer Scheibe trockenem Brot und drücke sie mit Daumen und zwei Fingern zusammen.
Kauend blickt er von der großen, abgegriffenen Zeitung hoch.
''Was?''
''Du weißt schon, die eine Nacht kurz nach dem Krieg.''
Stirnrunzelnd legt er seine Lektüre beiseite und scheint kurz nachzudenken. Dann sagt er langsam:
''Es gab viele Nächte nach dem Krieg. Schlimme Nächte. Soetwas verdrängt man für gewöhnlich.''
Er greift nach seinem Becher, trinkt einen Schluck faden Kaffee und zieht eine faltenreiche Grimasse.
Dann beginnt er, auf dem Küchentisch zu suchen. Wahrscheinlich den Zucker.
Ich frage mich, ob er weiß, wovon ich rede, oder ob er sich wirklich nicht mehr erinnern kann. Vielleicht lächle ich müde, ich weiß es nicht genau.
Ich lege das Brot auf mein Schneidebrett und beobachte ihn.
''Ah, hier ist er ja!'' Grinsend holt er sich ein kleines Stück Zucker aus dem alten Blechbecher.
Ich tue, als hätte ich sein Gerede über schlimme Nächte nicht gehört und fahre, getrieben von meiner Neugierde, fort:
''Es war etwas in der Küche. Weißt du noch? Es war spät. Du hast etwas in der Küche gehört. Und ich habe dich gehört.''
Wieder legt er seine ohnehin schon runzelige Stirn in Falten und während er sein Brot mit Wurst, welche schon ein wenig vertrocknet ist, belegt, verzieht er sein Gesicht im Nachdenken immer weiter.
''Ja... Ja, du hast Recht. Irgendetwas war da... damals.''
Er nimmt einen Bissen von seiner Wurststulle und greift wieder nach seinem Kaffee.
Ich überlege kurz, ob ich ihn weiter fragen soll, doch mit seiner Stimme, welche plötzlich weit entfernt zu sein scheint, verwischen auch meine Gedanken.
Irritiert blinzle ich ihm nach einigen Augenblicken entgegen:
''Wie bitte, was hast du gesagt?'', frage ich matt.
''Worum es denn geht?'', wiederholt er ruhig.
Draußen zwitschert ein Vogel. Der erste an diesem Morgen. Erst jetzt bemerke ich, was für ein wunderschöner Tag auf uns wartet und wie die Sonne schon jetzt am frühen Morgen schimmernd die kleine Küche und den Flur in warmem Gelb erstrahlen lässt. Ich beschließe, diese alte Geschichte auf sich beruhen zu lassen, um diesen Augenblick zu wahren und sage:
''Ach, um nichts. Es geht um nichts. Ist mir gerade nur so in den Sinn gekommen.'' Ich greife nach dem bisschen selbstgekochte Erdbeermarmelade. Er fängt an zu lachen und erwidert fröhlich:
''Ich kenne dich nun schon lange genug, um zu wissen, dass du nie irgendetwas 'einfach so' wissen willst. Aber gut, so sind die Frauen nunmal.''
Kopfschüttelnd lächle ich und blicke ihm in die Augen. Die Sonnenstrahlen umhüllen sanft sein Gesicht und plötzlich sieht er so jung und zufrieden aus, nicht zu vergleichen mit damals.
Ein schiefes Lächeln lässt ihn noch heller strahlen und mit einem Mal ist alles vergessen. Er ist ein guter Mann, sage ich mir im Stillen, greife nach seiner Hand und flüstere leise:
''Brot ist nur Brot.''
Hm, ganz niedlich, finde ich.
Beim Abschreiben habe ich bemerkt, dass es noch nicht so ganz meinem jetzigen Schreibstil entsprach (ich habe auch hier und da mal ein Wort verändert etc.).
Tja, das sollte nur mal gesagt sein. :)
Eure Gleyfin
P.S. Hilfe, wo bleibt die Zeit?!?!
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''Das Brot'' von Wolfgang Borchert, eine Kurzgeschichte, geschrieben kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges (der Trümmerliteratur angehörend, wenn ich mich nicht irre).
Gerade habe ich zwischen meinem Papierkram aus der 10. Klasse etwas gefunden -obwohl ich eigentlich saubermachen müsste.
Wir hatten einmal die Aufgabe, nach der Interpretation der Kurzgeschichte eine Fortsetzung zu verfassen, 2 Jahre nach den Geschehnissen, glaube ich.
Meine ist aus der Sicht der alten Ehefrau geschrieben:
''Erinnerst du dich noch an die eine Nacht?''
Gedankenverloren greife ich nach einer Scheibe trockenem Brot und drücke sie mit Daumen und zwei Fingern zusammen.
Kauend blickt er von der großen, abgegriffenen Zeitung hoch.
''Was?''
''Du weißt schon, die eine Nacht kurz nach dem Krieg.''
Stirnrunzelnd legt er seine Lektüre beiseite und scheint kurz nachzudenken. Dann sagt er langsam:
''Es gab viele Nächte nach dem Krieg. Schlimme Nächte. Soetwas verdrängt man für gewöhnlich.''
Er greift nach seinem Becher, trinkt einen Schluck faden Kaffee und zieht eine faltenreiche Grimasse.
Dann beginnt er, auf dem Küchentisch zu suchen. Wahrscheinlich den Zucker.
Ich frage mich, ob er weiß, wovon ich rede, oder ob er sich wirklich nicht mehr erinnern kann. Vielleicht lächle ich müde, ich weiß es nicht genau.
Ich lege das Brot auf mein Schneidebrett und beobachte ihn.
''Ah, hier ist er ja!'' Grinsend holt er sich ein kleines Stück Zucker aus dem alten Blechbecher.
Ich tue, als hätte ich sein Gerede über schlimme Nächte nicht gehört und fahre, getrieben von meiner Neugierde, fort:
''Es war etwas in der Küche. Weißt du noch? Es war spät. Du hast etwas in der Küche gehört. Und ich habe dich gehört.''
Wieder legt er seine ohnehin schon runzelige Stirn in Falten und während er sein Brot mit Wurst, welche schon ein wenig vertrocknet ist, belegt, verzieht er sein Gesicht im Nachdenken immer weiter.
''Ja... Ja, du hast Recht. Irgendetwas war da... damals.''
Er nimmt einen Bissen von seiner Wurststulle und greift wieder nach seinem Kaffee.
Ich überlege kurz, ob ich ihn weiter fragen soll, doch mit seiner Stimme, welche plötzlich weit entfernt zu sein scheint, verwischen auch meine Gedanken.
Irritiert blinzle ich ihm nach einigen Augenblicken entgegen:
''Wie bitte, was hast du gesagt?'', frage ich matt.
''Worum es denn geht?'', wiederholt er ruhig.
Draußen zwitschert ein Vogel. Der erste an diesem Morgen. Erst jetzt bemerke ich, was für ein wunderschöner Tag auf uns wartet und wie die Sonne schon jetzt am frühen Morgen schimmernd die kleine Küche und den Flur in warmem Gelb erstrahlen lässt. Ich beschließe, diese alte Geschichte auf sich beruhen zu lassen, um diesen Augenblick zu wahren und sage:
''Ach, um nichts. Es geht um nichts. Ist mir gerade nur so in den Sinn gekommen.'' Ich greife nach dem bisschen selbstgekochte Erdbeermarmelade. Er fängt an zu lachen und erwidert fröhlich:
''Ich kenne dich nun schon lange genug, um zu wissen, dass du nie irgendetwas 'einfach so' wissen willst. Aber gut, so sind die Frauen nunmal.''
Kopfschüttelnd lächle ich und blicke ihm in die Augen. Die Sonnenstrahlen umhüllen sanft sein Gesicht und plötzlich sieht er so jung und zufrieden aus, nicht zu vergleichen mit damals.
Ein schiefes Lächeln lässt ihn noch heller strahlen und mit einem Mal ist alles vergessen. Er ist ein guter Mann, sage ich mir im Stillen, greife nach seiner Hand und flüstere leise:
''Brot ist nur Brot.''
Hm, ganz niedlich, finde ich.
Beim Abschreiben habe ich bemerkt, dass es noch nicht so ganz meinem jetzigen Schreibstil entsprach (ich habe auch hier und da mal ein Wort verändert etc.).
Tja, das sollte nur mal gesagt sein. :)
Eure Gleyfin
P.S. Hilfe, wo bleibt die Zeit?!?!
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