Dienstag, 7. Februar 2012
Das hässliche Entlein
gleyfin, 00:13h
Das eisige Wasser rann über ihr Gesicht, ihre Hände waren starr vor Kälte.
Sie stellte das Wasser ab, blickte träge in den Spiegel und sah in ein ihr beinahe unbekannt gewordenes Gesicht.
Es war rot und geschwollen und blinzelte ihr mit dunklen Augen müde entgegen.
Seufzend trocknete sie ihre Hände und das Gesicht und schlich beklommen die knarrenden Stufen hinunter.
Eine halbe Stunde hatte sie ihr standhalten können.
Ihren bohrenden Fragen, ihren Drohungen, ihren Vorwürfen, ihrem Gezerre.
Sie wusste nicht, ob der Satz
''Ich habe dir so viel gegeben und jetzt erwarte ich lediglich von dir, dass du mit uns beiden spazieren gehst, als winzige Gegenleistung.'' letztendlich ihren Drang unbeugsam zu bleiben verweichlichen ließ oder ob es schlichtweg das Verlieren ihrer Lust am Stursein war, welche sie mit weinerlicher Stimme
''Ich komme mit.'' hauchen ließ.
Unendlich langsam zog sie sich an, während sie versuchte, Gedanken und Tränen der Wut zu verdrängen.
Den Schirm ihrer Mütze zog sie sich weit ins Gesicht und blendete alles aus, als sie ins Freie trat.
Die Blicke, die Kälte, den Sonnenschein.
Apathisch ließ sie sich in den Wagen fallen und sank in sich zusammen.
Türen knallten.
Stirnrunzelnd starrte sie auf das Armaturenbrett, denn weiter erlaubte es ihr die Mütze nicht.
''Ich glaube, die Tür hinten ist noch auf.'' hörte sie eine verschwommene Stimme in der Ferne sagen.
Wieder ein Türknallen.
Plötzlich herrschte Stille.
Sie hörte ihre Gedanken wüten, fühlte, wie sie mit aller Kraft versuchten, den nächsten Zusammenbruch herbeizuführen.
''Hey.'' Sie spürte, wie sie etwas in den Arm knuffte.
''Hey!'' Ein Schubser folgte.
Wütend schob sie den Arm ihrer Mutter von sich.
''Lass das! Bitte.'' hauchte sie schrill.
Erneut knallte eine Tür, der Wagen setzte sich in Bewegung.
Die ganze Fahrt über war sie nicht imstande, an irgendetwas zu denken. Ständige Angst drohte ihr, würde sie wieder in Tränen ausbrechen.
Sie wollte nicht als labiles Häufchen autoagressiver Depression darstehen.
So war ihr Blick für gefühlte Ewigkeiten auf das Armaturenbrett gerichtet, und doch schaute sie nur ins Leere.
Bald kam der Wagen zum Halten und zerrte sie aus ihrer Versunkenheit.
Kurz erhaschte sie einen Blick auf eine breite, unebene Straße, welche gesäumt von einigen Bäumen dalag. Am Ende dieser Straße funkelten die Sonnenstrahlen auf einem riesigen, mit Schnee bedeckten Maisfeld.
Sie stiegen aus und trotteten die Straße entlang. Immer noch war ihre Mütze tief ins Gesicht gezogen und verbarg sie vor den Blicken der anderen.
Während die anderen redeten, über Häuser, torkelte sie ihnen in einigen Metern Entfernung mit gesenktem Haupt hinterher, starrte auf die Straße.
Ab und zu, wenn ihre Mutter sich zu ihr wandte um zu warten, drehte sie sich weg, hob den Kopf und betrachtete eines der vielen prachtvollen Häuser.
Einmal kam sie zu ihr und hakte sich bei ihr ein, versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken, zog sie zu der anderen rüber.
''Hör auf. Lass das! Du hast gesagt, du lässt mich in Ruhe!'' flüsterte sie wutentbrannt und erwiderte das Einhaken nicht.
Am Ende der Straße angelangt fragten sie sich, in welche Richtung es gehen solle.
Als sie gefragt wurde, zuckte sie lediglich die Schultern, immer noch mit gesenktem Blick.
Nach erneutem Fragen deutete sie mit einem Kopfnicken genervt auf einen verschneiten Feldweg.
So begannen sie, sich durch den gefrorenen Schnee zu kämpfen.
Wieder blieb sie einige Meter zurück, schlenderte mürrisch dahin.
Und wieder wandte ihre Mutter sich andauernd um, wartete auf sie, bis sie näher herangekommen war, um dann wieder weiterzustapfen.
Dann hielt sie immer an und wartete einige Augenblicke, bis die Entfernung wieder groß genug war.
In diesen Augenblicken des Wartens schweifte ihr Blick dann und wann über die großen Maisfelder. Zu ihrer Entäuchung war, egal, wohin sie dann blickte, ein Zeichen der Menschen zu erspähen.
Ein Haus, ein Schild, die Felder selbst.
Und ab und zu, wenn sie wartete oder gedankenverloren dahinstapfte und der gefrorene Schnee unter den Sohlen ihrer Schuhe knirschte, hauchte eisige Luft seicht über ihre Wangen hinweg und brachte die verdorrten Blätter des letzten Jahres, welche vereinzelt an den säumenden Büschen des Feldweges hingen, zum Rauschen.
Als die beiden plötzlich stehen blieben, um sich an einer zugefrorenen Fütze zu belustigen, und sie gezwungenermaßen nähertreten musste, drang von Osten her ein zittriger Klang an ihre Ohren.
Langsam drehte sie sich und spähte angestrengt über die Felder zurück zu den gewaltigen Häusern, welche allmählich zwischen den kahlen Ästen der Bäume verschwammen.
Es war Musik, welche leise über den von Osten blasenden Wind und die Weite des Feldes strich.
Des Lärmes der beiden wegen verstand sie keine Worte, hörte keine klare Melodie erklingen und doch war sie sich sicher, dass es Musik war.
''Willst du auch mal versuchen, ob deine Stiefel auf dem Eis rutschen?'', fragte ihre Mutter, als wäre nie etwas gewesen -wie sie es immer so gut konnte- und ließ die zarten Töne verstummen.
Sie schüttelte den Kopf, nachdem sie ihren Blick wieder gesenkt hatte.
''Na komm!''
Sie seufzte und versuchte lustlos, über die Eisfläche zu rutschen, vergebens.
Sie gingen weiter und bald endete auch dieser Weg.
Ein Fluss, welcher leise seines Weges floss und ein schimmerndes Gewand aus gleißendem Licht trug, sollte ihr Wegweiser sein.
So trotteten sie flussaufwärts zurück.
Wie immer schlich sie weiter hinten umher, erklamm einen kleinen Hügel und blickte den Fluss empor.
Nun bließ der Ostwind ihnen klirrend entgegen, füllte beißend ihre Lungen und färbte Wangen und Ohren nach und nach rot.
Als sie dort oben stand grübelte sie über alles ein wenig nach, was sie so sehr aufgeregt hatte und bemerkte, dass ihr keine Tränen kamen.
So dachte sie, dass es ihr ein wenig besser ging, während sie ihren Blick über die absurd stille Landschaft gleiten ließ.
Weiter hinten erspähte sie eine Schneefläche auf dem eigentlich nicht vorhandenen Weg und beschloss, diese zu überqueren.
Sie kam den kleinen Hügel hinab und eilte auf die Fläche zu.
Als sie den ersten Schritt auf die weiße Fläche tat, brach diese knarrend unter ihrem Fuß weg und sank einige Zentimeter tief in das spröde Gras.
Noch einmal setzte sie einen Fuß auf die dünne Platte und ließ sie wieder zerkrachen.
Seltsamerweise musste sie lächeln.
Bald schon, als ihre Mutter sich zum wiederholten Male umdrehte und ihre Tochter sich dadurch unglaublich gestört fühlte, sah sie, was sie hinten trieb und tat es ihr einige Schritte weiter vorne gleich.
So stampften sie bald zu dritt die kleinen Löcher in das Eis, meist jedoch mit einigem Abstand voneinander.
Und während sie gingen, rutschte langsam der Schirm ihrer Mütze nach oben, mit jedem Schritt fühlte sie sich ein wenig freier.
Nun, wo sie wieder nachdenken konnte, ohne in Tränen auszubrechen, überlegte sie, was sie an sich endlich ändern konnte, denn ein Satz ihrer Mutter aus dem Streit vom Morgen quälte sie plötzlich sehr:
''Wenn du dich jetzt nicht änderst, dich nicht öffnest, wirst du schon bald so sein wie ER!''
Optimismus und Tatendrang blühten sacht in ihr und so beschloss sie, daheim eine Liste zu erstellen und versank bald ganz in ihren Gedanken.
Nach einiger Zeit blieben die beiden erneut abrupt stehen und starrten auf den Fluss zu ihrer Rechten.
''Ein Schwan!'', quietschte die Stimme der Einen und erregte, die Versunkenheit zerfließen lassend, ihre Aufmerksamkeit.
Neugierig lugte sie unter dem Schimr ihrer Mütze hervor, als sie neben den beiden zwischen lichten Bäumen zum Stehen gekommen war und erblickte auf dem Fluss einen einzigen Schwan, welcher lautlos und majestätisch seine Runden an einer zugefrorenen Bachmündung drehte.
Der Anblick dieses prächtigen Tieres in seinem blütenweißen Gefieder ließ sie erstarren.
Sie hörte nur noch ihre Mutter
''Das wäre ein tolles Bild. Schade, dass ihr die Kameras nicht mitgenommen habt.'', flüstern, dann verschwamm alles, nur der einsame Schwan im schimmernden Wasser stach ihr scharf in die Augen.
Veträumt beobachtete sie ihn, wie er sein Gefieder putzte und ab und zu scheinbar vergebens Ausschau hielt.
Sofort kam in ihr die Geschichte des hässlichen Entleins hervor und sie fragte sich, ob sie nicht auch eines sei.
Ob der Schwan nicht ein Zeichen sei, für irgendetwas.
Lange starrte sie den Schwan an, doch bald legten sich von hinten Arme um ihre Schultern, zogen sie sanft weg.
''Komm, wir wollen noch zum Wehr gehen.'', tönte die Stimme ihrer Mutter aus der Ferne, ließ das verschwommene Tuch der Vergessenheit fallen und nur einen Wimpernschlag später hörte sie das Rauschen des Wassers in der Nähe, nahm es erst jetzt richtig wahr.
Sie hakte sich erneut bei ihrer Tochter ein und dieses Mal störte es sie nicht, jedoch erwiderte sie dies auch nicht.
Während sie sich wieder auf den Weg machten, weiter zum kleinen Wehr, kam ihnen eine Familie entgegen und zerriss diesen seltsamen, verträumt malerischen Schleier, welcher über ihnen gehangen hatte.
Nachdem sie einige Augenblicke dem Spiel der sich kräuselnden Wellen gefolgt waren und sie noch einmal den Schwan von der Brücke aus betrachtet hatte, schlenderten sie langsam zurück zum Wagen.
Wieder ging sie ein wenig Abseits, doch plötzlich tauchte das Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf.
Sie zog die Mütze nach oben, legte ihre Stirn an den Schirm und lächelte ihrer Tochter ins Gesicht.
''Hör auf.'', erwiderte sie lächelnd, während sie bei sich dachte, dass sie nie lange ernst bleiben konnte. Doch nachtragend war sie trotz allem stets für lange Zeit..
Eure Gleyfin
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Sie stellte das Wasser ab, blickte träge in den Spiegel und sah in ein ihr beinahe unbekannt gewordenes Gesicht.
Es war rot und geschwollen und blinzelte ihr mit dunklen Augen müde entgegen.
Seufzend trocknete sie ihre Hände und das Gesicht und schlich beklommen die knarrenden Stufen hinunter.
Eine halbe Stunde hatte sie ihr standhalten können.
Ihren bohrenden Fragen, ihren Drohungen, ihren Vorwürfen, ihrem Gezerre.
Sie wusste nicht, ob der Satz
''Ich habe dir so viel gegeben und jetzt erwarte ich lediglich von dir, dass du mit uns beiden spazieren gehst, als winzige Gegenleistung.'' letztendlich ihren Drang unbeugsam zu bleiben verweichlichen ließ oder ob es schlichtweg das Verlieren ihrer Lust am Stursein war, welche sie mit weinerlicher Stimme
''Ich komme mit.'' hauchen ließ.
Unendlich langsam zog sie sich an, während sie versuchte, Gedanken und Tränen der Wut zu verdrängen.
Den Schirm ihrer Mütze zog sie sich weit ins Gesicht und blendete alles aus, als sie ins Freie trat.
Die Blicke, die Kälte, den Sonnenschein.
Apathisch ließ sie sich in den Wagen fallen und sank in sich zusammen.
Türen knallten.
Stirnrunzelnd starrte sie auf das Armaturenbrett, denn weiter erlaubte es ihr die Mütze nicht.
''Ich glaube, die Tür hinten ist noch auf.'' hörte sie eine verschwommene Stimme in der Ferne sagen.
Wieder ein Türknallen.
Plötzlich herrschte Stille.
Sie hörte ihre Gedanken wüten, fühlte, wie sie mit aller Kraft versuchten, den nächsten Zusammenbruch herbeizuführen.
''Hey.'' Sie spürte, wie sie etwas in den Arm knuffte.
''Hey!'' Ein Schubser folgte.
Wütend schob sie den Arm ihrer Mutter von sich.
''Lass das! Bitte.'' hauchte sie schrill.
Erneut knallte eine Tür, der Wagen setzte sich in Bewegung.
Die ganze Fahrt über war sie nicht imstande, an irgendetwas zu denken. Ständige Angst drohte ihr, würde sie wieder in Tränen ausbrechen.
Sie wollte nicht als labiles Häufchen autoagressiver Depression darstehen.
So war ihr Blick für gefühlte Ewigkeiten auf das Armaturenbrett gerichtet, und doch schaute sie nur ins Leere.
Bald kam der Wagen zum Halten und zerrte sie aus ihrer Versunkenheit.
Kurz erhaschte sie einen Blick auf eine breite, unebene Straße, welche gesäumt von einigen Bäumen dalag. Am Ende dieser Straße funkelten die Sonnenstrahlen auf einem riesigen, mit Schnee bedeckten Maisfeld.
Sie stiegen aus und trotteten die Straße entlang. Immer noch war ihre Mütze tief ins Gesicht gezogen und verbarg sie vor den Blicken der anderen.
Während die anderen redeten, über Häuser, torkelte sie ihnen in einigen Metern Entfernung mit gesenktem Haupt hinterher, starrte auf die Straße.
Ab und zu, wenn ihre Mutter sich zu ihr wandte um zu warten, drehte sie sich weg, hob den Kopf und betrachtete eines der vielen prachtvollen Häuser.
Einmal kam sie zu ihr und hakte sich bei ihr ein, versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken, zog sie zu der anderen rüber.
''Hör auf. Lass das! Du hast gesagt, du lässt mich in Ruhe!'' flüsterte sie wutentbrannt und erwiderte das Einhaken nicht.
Am Ende der Straße angelangt fragten sie sich, in welche Richtung es gehen solle.
Als sie gefragt wurde, zuckte sie lediglich die Schultern, immer noch mit gesenktem Blick.
Nach erneutem Fragen deutete sie mit einem Kopfnicken genervt auf einen verschneiten Feldweg.
So begannen sie, sich durch den gefrorenen Schnee zu kämpfen.
Wieder blieb sie einige Meter zurück, schlenderte mürrisch dahin.
Und wieder wandte ihre Mutter sich andauernd um, wartete auf sie, bis sie näher herangekommen war, um dann wieder weiterzustapfen.
Dann hielt sie immer an und wartete einige Augenblicke, bis die Entfernung wieder groß genug war.
In diesen Augenblicken des Wartens schweifte ihr Blick dann und wann über die großen Maisfelder. Zu ihrer Entäuchung war, egal, wohin sie dann blickte, ein Zeichen der Menschen zu erspähen.
Ein Haus, ein Schild, die Felder selbst.
Und ab und zu, wenn sie wartete oder gedankenverloren dahinstapfte und der gefrorene Schnee unter den Sohlen ihrer Schuhe knirschte, hauchte eisige Luft seicht über ihre Wangen hinweg und brachte die verdorrten Blätter des letzten Jahres, welche vereinzelt an den säumenden Büschen des Feldweges hingen, zum Rauschen.
Als die beiden plötzlich stehen blieben, um sich an einer zugefrorenen Fütze zu belustigen, und sie gezwungenermaßen nähertreten musste, drang von Osten her ein zittriger Klang an ihre Ohren.
Langsam drehte sie sich und spähte angestrengt über die Felder zurück zu den gewaltigen Häusern, welche allmählich zwischen den kahlen Ästen der Bäume verschwammen.
Es war Musik, welche leise über den von Osten blasenden Wind und die Weite des Feldes strich.
Des Lärmes der beiden wegen verstand sie keine Worte, hörte keine klare Melodie erklingen und doch war sie sich sicher, dass es Musik war.
''Willst du auch mal versuchen, ob deine Stiefel auf dem Eis rutschen?'', fragte ihre Mutter, als wäre nie etwas gewesen -wie sie es immer so gut konnte- und ließ die zarten Töne verstummen.
Sie schüttelte den Kopf, nachdem sie ihren Blick wieder gesenkt hatte.
''Na komm!''
Sie seufzte und versuchte lustlos, über die Eisfläche zu rutschen, vergebens.
Sie gingen weiter und bald endete auch dieser Weg.
Ein Fluss, welcher leise seines Weges floss und ein schimmerndes Gewand aus gleißendem Licht trug, sollte ihr Wegweiser sein.
So trotteten sie flussaufwärts zurück.
Wie immer schlich sie weiter hinten umher, erklamm einen kleinen Hügel und blickte den Fluss empor.
Nun bließ der Ostwind ihnen klirrend entgegen, füllte beißend ihre Lungen und färbte Wangen und Ohren nach und nach rot.
Als sie dort oben stand grübelte sie über alles ein wenig nach, was sie so sehr aufgeregt hatte und bemerkte, dass ihr keine Tränen kamen.
So dachte sie, dass es ihr ein wenig besser ging, während sie ihren Blick über die absurd stille Landschaft gleiten ließ.
Weiter hinten erspähte sie eine Schneefläche auf dem eigentlich nicht vorhandenen Weg und beschloss, diese zu überqueren.
Sie kam den kleinen Hügel hinab und eilte auf die Fläche zu.
Als sie den ersten Schritt auf die weiße Fläche tat, brach diese knarrend unter ihrem Fuß weg und sank einige Zentimeter tief in das spröde Gras.
Noch einmal setzte sie einen Fuß auf die dünne Platte und ließ sie wieder zerkrachen.
Seltsamerweise musste sie lächeln.
Bald schon, als ihre Mutter sich zum wiederholten Male umdrehte und ihre Tochter sich dadurch unglaublich gestört fühlte, sah sie, was sie hinten trieb und tat es ihr einige Schritte weiter vorne gleich.
So stampften sie bald zu dritt die kleinen Löcher in das Eis, meist jedoch mit einigem Abstand voneinander.
Und während sie gingen, rutschte langsam der Schirm ihrer Mütze nach oben, mit jedem Schritt fühlte sie sich ein wenig freier.
Nun, wo sie wieder nachdenken konnte, ohne in Tränen auszubrechen, überlegte sie, was sie an sich endlich ändern konnte, denn ein Satz ihrer Mutter aus dem Streit vom Morgen quälte sie plötzlich sehr:
''Wenn du dich jetzt nicht änderst, dich nicht öffnest, wirst du schon bald so sein wie ER!''
Optimismus und Tatendrang blühten sacht in ihr und so beschloss sie, daheim eine Liste zu erstellen und versank bald ganz in ihren Gedanken.
Nach einiger Zeit blieben die beiden erneut abrupt stehen und starrten auf den Fluss zu ihrer Rechten.
''Ein Schwan!'', quietschte die Stimme der Einen und erregte, die Versunkenheit zerfließen lassend, ihre Aufmerksamkeit.
Neugierig lugte sie unter dem Schimr ihrer Mütze hervor, als sie neben den beiden zwischen lichten Bäumen zum Stehen gekommen war und erblickte auf dem Fluss einen einzigen Schwan, welcher lautlos und majestätisch seine Runden an einer zugefrorenen Bachmündung drehte.
Der Anblick dieses prächtigen Tieres in seinem blütenweißen Gefieder ließ sie erstarren.
Sie hörte nur noch ihre Mutter
''Das wäre ein tolles Bild. Schade, dass ihr die Kameras nicht mitgenommen habt.'', flüstern, dann verschwamm alles, nur der einsame Schwan im schimmernden Wasser stach ihr scharf in die Augen.
Veträumt beobachtete sie ihn, wie er sein Gefieder putzte und ab und zu scheinbar vergebens Ausschau hielt.
Sofort kam in ihr die Geschichte des hässlichen Entleins hervor und sie fragte sich, ob sie nicht auch eines sei.
Ob der Schwan nicht ein Zeichen sei, für irgendetwas.
Lange starrte sie den Schwan an, doch bald legten sich von hinten Arme um ihre Schultern, zogen sie sanft weg.
''Komm, wir wollen noch zum Wehr gehen.'', tönte die Stimme ihrer Mutter aus der Ferne, ließ das verschwommene Tuch der Vergessenheit fallen und nur einen Wimpernschlag später hörte sie das Rauschen des Wassers in der Nähe, nahm es erst jetzt richtig wahr.
Sie hakte sich erneut bei ihrer Tochter ein und dieses Mal störte es sie nicht, jedoch erwiderte sie dies auch nicht.
Während sie sich wieder auf den Weg machten, weiter zum kleinen Wehr, kam ihnen eine Familie entgegen und zerriss diesen seltsamen, verträumt malerischen Schleier, welcher über ihnen gehangen hatte.
Nachdem sie einige Augenblicke dem Spiel der sich kräuselnden Wellen gefolgt waren und sie noch einmal den Schwan von der Brücke aus betrachtet hatte, schlenderten sie langsam zurück zum Wagen.
Wieder ging sie ein wenig Abseits, doch plötzlich tauchte das Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf.
Sie zog die Mütze nach oben, legte ihre Stirn an den Schirm und lächelte ihrer Tochter ins Gesicht.
''Hör auf.'', erwiderte sie lächelnd, während sie bei sich dachte, dass sie nie lange ernst bleiben konnte. Doch nachtragend war sie trotz allem stets für lange Zeit..
Eure Gleyfin
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threebluesheeps,
Dienstag, 7. Februar 2012, 17:28
wie immer schön geschrieben Windfang.
Ich würde ja sagen es geht vorbei - aber vielleicht findet man sich auch nur eines Tages damit ab.
Aber es kommt mir sehr bekannt vor...
Ich würde ja sagen es geht vorbei - aber vielleicht findet man sich auch nur eines Tages damit ab.
Aber es kommt mir sehr bekannt vor...
... link
gleyfin,
Dienstag, 7. Februar 2012, 17:51
Danke!
Hach, was soll ich sagen, es ist einfach nur
- was weiß ich...
Hach, was soll ich sagen, es ist einfach nur
- was weiß ich...
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