Montag, 16. April 2012
Dubai-Tagebuch (d. 1.)
gleyfin, 23:51h
26.03.2012
Nacht 1
Aufwachen in Dubai
Die mit Werbung beklebten Türen schwingen auf und ich erwarte einen heißen Windstoß- oder einen kühlen.
Irgendetwas.
Doch draußen scheint es genau so stickig und schwül wie im überquillenden Flughafen, die träge Luft regt sich nicht.
Aufatmen kann ich also noch nicht.
Es ist spät.
0:00 Uhr, vielleicht sogar ein wenig später.
Doch alles um mich herum brodelt.
Überall stehen Männer mit Schildern in den Händen, redend, lachend.
Einige Meter weiter rauschen Taxen im Sekundentakt vorbei, raus aus dem verwirrenden und erstickenden Überdachungssystem.
Während wir diesen seltsamen Korridor aus menschlichen Schildständern entlangschlurfen, schlägt mir der wahre Duft Dubais mit voller Wucht ins Gesicht.
Es stinkt nach Schweiß, mit jedem Schritt wird die Luft erdrückender, von hunderten, wenn nicht tausenden, Menschen schon gebraucht.
Und Parfüm. Süßes Parfüm, so aufdringlich und doch geheimnisvoll, verschleiernd und offenbarend zugleich.
Und trotz allem männlich.
Während mein Blick also umherschweift, wird mir mulmig zumute.
Frauen scheinen hier nichts verloren zu haben, ausgenommen weibliche Fluggäste.
Die schwüle, kochende Nacht macht durstig.
Mit jeder Minute kann ich weniger denken, doch müde bin ich noch nicht.
Schleppend ziehe ich meinen Koffer hinter mir her, eingereiht in die Familienkaravane.
Nach einigem Hin und Her bleiben wir kurz stehen.
Der Bär spricht mit jemandem, bekommt sein Handy, telefoniert.
Seufzend lasse ich mich auf meinem treuen Hartschalenkoffer nieder und schließe die Augen.
Ich lausche dem Lärm der Großstadtnacht, versuche, alles auf mich wirken zu lassen.
Gespannt warte ich - wohl auf eine Sinnesüberflutung.
Einen Knall, der vermag, mich jedes einzelne Geräusch hören zu lassen, mir zu jedem Ton Bilder zu zeigen, ohne wirklich zu sehen.
Es wäre wie ein von mir so gern genannter ''Filmausschnitt''.
Doch dieser bleibt leider aus.
Stattdessen ist alles so, wie es schon die ganze Zeit ist.
Nicht erleuchtender Stadtlärm.
Ich öffne meine Augen wieder und runzle die Stirn.
Mein Blick richtet sich auf den Bären.
Seine Augen scheinen jeden Augenblick hervorzutreten und stieren gereizt über die Menschenmassen hinweg, während er versucht, den Lärm beim Telefonieren zu durchdringen.
Nach einigen Minuten des Verharrens und mit einem Ziel vor Augen geht es also weiter.
Zu einem anderen Schildhalter.
Und endlich sind wir richtig.
Wieder lassen wir uns auf den Koffern nieder und wieder schließe ich die Augen.
Nun höre ich weg, versuche abzuschalten, doch das ständige Dröhnen füllt mich aus, wenn auch nicht ganz.
Auch diesen Versuch, die mich umhüllenden Eindrücke zu leiten, breche ich nach einer Weile ab, öffne meine Augen erneut und verliere mich sogleich in den außergewöhnlich hellen Augen des Schildhalters unseres Reiseanbieters.
Geraume Zeit vergeht und langsam löst sich die verklebte Masse auf.
Ab und zu knipse ich Bilder, um mir die Zeit zu vertreiben.
Bald kommen auch die anderen, eine deutsche Familie, wegen welcher wir so lange warten mussten.
Es lag an den Massen im Flughafen.
Zeitumstellung, Überlastung- alles auf einmal.
Entrüstet sind wir also nicht, wir sahen schließlich das Chaos, waren mittendrin (der kleine Bruder brachte schnelle Erlösung; wir wurden zu einem freien Schalter gewunken. Man ist kinderlieb dort, hörte ich).
Aber langsam überkommt mich die Erschöpfung. Schleichend kriecht sie in meine Knochen wie die klebende Hitze.
Wir ziehen also erneut weiter, werden zu einem kleinen, weißen Bus gebracht, unsere Koffer werden verladen.
Und endlich steige ich ein.
Im ersten Augenblick bin ich mir nicht sicher, was mich zuerst überrollt. Der kühle Hauch, welcher mich urplötzlich umgibt und mich endlich endlich aufatmen lässt - oder der beißende Jasminduft, welcher schlagartig meine Lungen füllt und mir den Atmen sogleich wieder nimmt und in mir das Gefühl arabischer Frühlingsnächte weckt.
Endlich raus aus dem Wirrwarr aus Überdachungen, endlich ins Hotel.
Der Weg ist lang, die vielen Eindrücke erschlagen.
Doch ich genieße es, lasse mich in den Sitz zurücksinken und blicke aus dem Fenster, sehe Lichter und gigantische Silhouetten an mir vorbeirauschen und im Zwielicht der erhellten Nacht verschwimmen.
Die Zeit verschwimmt.
Wie spät es ist, weiß ich jetzt nicht mehr.
Als wir vor dem Hotel zum halten kommen, krieche ich aus dem kühlen Schutz zurück in die Hitze, schnappe meinen Koffer und hebe meinen Kopf.
Gloria Hotel leuchtet über dem Eingang in angenehmem Grün auf.
Wir gehen in die Lobby und wieder umhüllt uns ein kalter Schleier.
Die Eingangshalle ist landestypisch eingerichtet, doch ist es nichts Besonderes.
Nach dem Einchecken steigt die Karavane in den Lift und mir fallen sofort die Knöpfe auf.
40 Stockwerke, für Dubai ein winziger Bauklotz zwischen Hochhäusern.
31 präge ich mir ein, als der Knopf rot aufleuchtet- unser Stockwerk.
Die Hotelzimmer sind groß, die Aussicht atemberaubend.
Schleichend mache ich mich fertig, packe nur das Nötigste aus, frage mich, wie spät es wohl ist. 3:00 Uhr oder 4:00 Uhr?
Und als ich nach langem Trödeln schließlich das Licht ausschalte und mich in die Decke einwickle, kann ich noch nicht ganz glauben, dass ich wirklich in Dubai bin.
Von Urlaubsfeelings keine Spur.
Ich schließe die Augen und plötzlich überkommt mich schier unendliche Müdigkeit.
Wieder verschwimmen meine Gedanken, rücken in den Hintergrund.
Nur einmal noch blitzt ein klarer Gedanke auf.
Erstmal die neuen Eindrücke verarbeiten.
Und damit verschwimmt alles vor mir, in mir, schon nehme ich Anlauf, bereit, in die erfrischende Quelle der Traumwelt einzutauchen.
Doch was ist das?
Ich drehe mich unruhig auf die Seite.
Und das?
Langsam kommt alles zurück, wird wieder klar, die Quelle hüllt sich in undurchdringliche Dunkelheit.
Ich reiße die Augen auf und starre in die geräuschvolle Finsternis des kühlen Hotelzimmers.
Scharren, Schritte, Staubsauger auf dem Flur, pulsierender Straßenlärm, Fernseher, Gelächter...
Du bist in Dubai...
Eure Gleyfin
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Nacht 1
Aufwachen in Dubai
Die mit Werbung beklebten Türen schwingen auf und ich erwarte einen heißen Windstoß- oder einen kühlen.
Irgendetwas.
Doch draußen scheint es genau so stickig und schwül wie im überquillenden Flughafen, die träge Luft regt sich nicht.
Aufatmen kann ich also noch nicht.
Es ist spät.
0:00 Uhr, vielleicht sogar ein wenig später.
Doch alles um mich herum brodelt.
Überall stehen Männer mit Schildern in den Händen, redend, lachend.
Einige Meter weiter rauschen Taxen im Sekundentakt vorbei, raus aus dem verwirrenden und erstickenden Überdachungssystem.
Während wir diesen seltsamen Korridor aus menschlichen Schildständern entlangschlurfen, schlägt mir der wahre Duft Dubais mit voller Wucht ins Gesicht.
Es stinkt nach Schweiß, mit jedem Schritt wird die Luft erdrückender, von hunderten, wenn nicht tausenden, Menschen schon gebraucht.
Und Parfüm. Süßes Parfüm, so aufdringlich und doch geheimnisvoll, verschleiernd und offenbarend zugleich.
Und trotz allem männlich.
Während mein Blick also umherschweift, wird mir mulmig zumute.
Frauen scheinen hier nichts verloren zu haben, ausgenommen weibliche Fluggäste.
Die schwüle, kochende Nacht macht durstig.
Mit jeder Minute kann ich weniger denken, doch müde bin ich noch nicht.
Schleppend ziehe ich meinen Koffer hinter mir her, eingereiht in die Familienkaravane.
Nach einigem Hin und Her bleiben wir kurz stehen.
Der Bär spricht mit jemandem, bekommt sein Handy, telefoniert.
Seufzend lasse ich mich auf meinem treuen Hartschalenkoffer nieder und schließe die Augen.
Ich lausche dem Lärm der Großstadtnacht, versuche, alles auf mich wirken zu lassen.
Gespannt warte ich - wohl auf eine Sinnesüberflutung.
Einen Knall, der vermag, mich jedes einzelne Geräusch hören zu lassen, mir zu jedem Ton Bilder zu zeigen, ohne wirklich zu sehen.
Es wäre wie ein von mir so gern genannter ''Filmausschnitt''.
Doch dieser bleibt leider aus.
Stattdessen ist alles so, wie es schon die ganze Zeit ist.
Nicht erleuchtender Stadtlärm.
Ich öffne meine Augen wieder und runzle die Stirn.
Mein Blick richtet sich auf den Bären.
Seine Augen scheinen jeden Augenblick hervorzutreten und stieren gereizt über die Menschenmassen hinweg, während er versucht, den Lärm beim Telefonieren zu durchdringen.
Nach einigen Minuten des Verharrens und mit einem Ziel vor Augen geht es also weiter.
Zu einem anderen Schildhalter.
Und endlich sind wir richtig.
Wieder lassen wir uns auf den Koffern nieder und wieder schließe ich die Augen.
Nun höre ich weg, versuche abzuschalten, doch das ständige Dröhnen füllt mich aus, wenn auch nicht ganz.
Auch diesen Versuch, die mich umhüllenden Eindrücke zu leiten, breche ich nach einer Weile ab, öffne meine Augen erneut und verliere mich sogleich in den außergewöhnlich hellen Augen des Schildhalters unseres Reiseanbieters.
Geraume Zeit vergeht und langsam löst sich die verklebte Masse auf.
Ab und zu knipse ich Bilder, um mir die Zeit zu vertreiben.
Bald kommen auch die anderen, eine deutsche Familie, wegen welcher wir so lange warten mussten.
Es lag an den Massen im Flughafen.
Zeitumstellung, Überlastung- alles auf einmal.
Entrüstet sind wir also nicht, wir sahen schließlich das Chaos, waren mittendrin (der kleine Bruder brachte schnelle Erlösung; wir wurden zu einem freien Schalter gewunken. Man ist kinderlieb dort, hörte ich).
Aber langsam überkommt mich die Erschöpfung. Schleichend kriecht sie in meine Knochen wie die klebende Hitze.
Wir ziehen also erneut weiter, werden zu einem kleinen, weißen Bus gebracht, unsere Koffer werden verladen.
Und endlich steige ich ein.
Im ersten Augenblick bin ich mir nicht sicher, was mich zuerst überrollt. Der kühle Hauch, welcher mich urplötzlich umgibt und mich endlich endlich aufatmen lässt - oder der beißende Jasminduft, welcher schlagartig meine Lungen füllt und mir den Atmen sogleich wieder nimmt und in mir das Gefühl arabischer Frühlingsnächte weckt.
Endlich raus aus dem Wirrwarr aus Überdachungen, endlich ins Hotel.
Der Weg ist lang, die vielen Eindrücke erschlagen.
Doch ich genieße es, lasse mich in den Sitz zurücksinken und blicke aus dem Fenster, sehe Lichter und gigantische Silhouetten an mir vorbeirauschen und im Zwielicht der erhellten Nacht verschwimmen.
Die Zeit verschwimmt.
Wie spät es ist, weiß ich jetzt nicht mehr.
Als wir vor dem Hotel zum halten kommen, krieche ich aus dem kühlen Schutz zurück in die Hitze, schnappe meinen Koffer und hebe meinen Kopf.
Gloria Hotel leuchtet über dem Eingang in angenehmem Grün auf.
Wir gehen in die Lobby und wieder umhüllt uns ein kalter Schleier.
Die Eingangshalle ist landestypisch eingerichtet, doch ist es nichts Besonderes.
Nach dem Einchecken steigt die Karavane in den Lift und mir fallen sofort die Knöpfe auf.
40 Stockwerke, für Dubai ein winziger Bauklotz zwischen Hochhäusern.
31 präge ich mir ein, als der Knopf rot aufleuchtet- unser Stockwerk.
Die Hotelzimmer sind groß, die Aussicht atemberaubend.
Schleichend mache ich mich fertig, packe nur das Nötigste aus, frage mich, wie spät es wohl ist. 3:00 Uhr oder 4:00 Uhr?
Und als ich nach langem Trödeln schließlich das Licht ausschalte und mich in die Decke einwickle, kann ich noch nicht ganz glauben, dass ich wirklich in Dubai bin.
Von Urlaubsfeelings keine Spur.
Ich schließe die Augen und plötzlich überkommt mich schier unendliche Müdigkeit.
Wieder verschwimmen meine Gedanken, rücken in den Hintergrund.
Nur einmal noch blitzt ein klarer Gedanke auf.
Erstmal die neuen Eindrücke verarbeiten.
Und damit verschwimmt alles vor mir, in mir, schon nehme ich Anlauf, bereit, in die erfrischende Quelle der Traumwelt einzutauchen.
Doch was ist das?
Ich drehe mich unruhig auf die Seite.
Und das?
Langsam kommt alles zurück, wird wieder klar, die Quelle hüllt sich in undurchdringliche Dunkelheit.
Ich reiße die Augen auf und starre in die geräuschvolle Finsternis des kühlen Hotelzimmers.
Scharren, Schritte, Staubsauger auf dem Flur, pulsierender Straßenlärm, Fernseher, Gelächter...
Du bist in Dubai...
Eure Gleyfin
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