Sonntag, 5. August 2012
Barfuß
gleyfin, 14:55h
Alles um uns herum brodelte, alles bewegte sich.
An den Tischen wurde gelacht, geredet, getrunken.
Doch wir saßen nur da und schwiegen.
Ich nahm einen Schluck von meinem Alster und betrachtete sie kurz.
Ich fragte mich, wie sie diese schweigenden Momente empfand, wie es mit einer anderen Freundin von ihr gewesen wäre.
Mein Blick schweifte über die Menschenmassen hinweg, welche sich an der Bierbräuerei vorbeidrückten.
Als wir uns auf den Weg zum Bahnhof machten, spürten wir, wie erschöpft wir waren.
Es war heiß gewesen am Nachmittag und der schwüle Abend tat der Wärme keinen Abbruch.
Sich ärgernd über unsere Schuhe schleppten wir uns durch die Stadt, in den Bahnhof und hinauf zu den Gleisen.
Nicht lange warteten wir, bis der Zug kam und wir uns stöhnend auf den verschlissenen Sitzen eines klimatisierten Abteils niederlassen konnten.
Während der Heimfahrt verdunkelte sich der Himmel, bis der Zug durch einen unendlich langen und dunklen Tunnel zu fahren schien.
Nur ab und zu zogen Lichter an den großen Fenstern vorbei.
Um uns die Zeit zu vertreiben spielten wir mit ihrem Handy herum, machten Fotos.
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto unruhiger wurde ich.
Die Sorge vor Dunkelheit und zwiespältigen Wesen, welche mir seit Kindesbeinen an eingetrichtert wird, wuchs in mir.
Eine Ansage drang mechanisch durch die Abteils und wies auf die nächste und letzte Haltestelle hin, woraufhin wir begannen, unsere Sachen zusammenzusuchen.
Der Zug wurde langsamer und mehr und mehr Lichter zogen zitternd an uns vorbei.
Hier und da saßen einige Bahnarbeiter, im Scheinwerferlicht ihrer Arbeitsstellen, und machten eine Pause.
Wir stiegen aus dem Zug, quälten uns die Treppen hinunter und zu einer anderen Freundin.
Bei ihr holten wir ein Fahrrad ab und redeten noch lange im Garten mit ihr und ihrem Bruder.
Es wurde immer später und nur Einige waren noch auf den Straßen unterwegs.
Langsam schlenderten wir in die Stadt.
Immer langsamer, bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich zog meine Schuhe aus und stopfte sie in meine Tasche.
Erleichtert atmete ich tief aus.
''Halt mal.''
Sie drückte mir den Lenker ihres Fahrrades in die Hand und tat es mir gleich.
So gingen wir beide barfuß durch die Stadt und kicherten, wenn uns irritierte Blicke zugeworfen wurden.
Als wir an der Bar vorbeikamen, war mir unwohl zumute.
Die Türen waren weit geöffnet.
Gelächter, Musik und Licht strömten auf die Straße und wie es für die Bar üblich war, saßen an vielen Tischen Gäste.
Ich erhaschte einen kurzen Blick hinter die Theke und sah ihn dort stehen, wie erwartet.
Schnell wendete ich meinen Blick wieder ab und fragte mich, ob er mich gesehen hatte.
Bald darauf verabschiedeten wir uns voneinander und ich trottete allein weiter, vorbei an der nächsten überfüllten Bar und hinein in eine dunkle Straße.
Ich führte mir vor Augen, stark und selbstbewusst zu wirken, wie ich es einst lernte.
Dreh' dich nicht zu oft um aber hab' trotzdem alles im Blick. dachte ich, als ich plötzlich eine Bewegung auf der Straße wahrnahm und erschrocken inne hielt.
Ein kleiner, langgezogener Schemen huschte kreuz und quer über den Asphalt hinweg, schien orientierungslos und ängstlich.
Ich beobachtete das kleine Etwas, bis ich erstaunt erkannte, was es war.
Was machst du denn hier? fragte ich im Gedanken, als der Fuchs nach einigen Herzschlägen letztlich im nächsten Busch verschwand.
Ich machte mich wieder auf den Weg entlang der mit orangefarbenen Lichtern gesäumten Straße.
Der kühle Stein unter meinen Fersen war befreiend und bald schien es mir, als würde nur das Patschen meiner Füße auf dem Weg die Ruhe der Vorstadt stören.
Das angsterfüllende Gefühl vor der Nacht versiebte still und leise.
Eure Gleyfin
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An den Tischen wurde gelacht, geredet, getrunken.
Doch wir saßen nur da und schwiegen.
Ich nahm einen Schluck von meinem Alster und betrachtete sie kurz.
Ich fragte mich, wie sie diese schweigenden Momente empfand, wie es mit einer anderen Freundin von ihr gewesen wäre.
Mein Blick schweifte über die Menschenmassen hinweg, welche sich an der Bierbräuerei vorbeidrückten.
Als wir uns auf den Weg zum Bahnhof machten, spürten wir, wie erschöpft wir waren.
Es war heiß gewesen am Nachmittag und der schwüle Abend tat der Wärme keinen Abbruch.
Sich ärgernd über unsere Schuhe schleppten wir uns durch die Stadt, in den Bahnhof und hinauf zu den Gleisen.
Nicht lange warteten wir, bis der Zug kam und wir uns stöhnend auf den verschlissenen Sitzen eines klimatisierten Abteils niederlassen konnten.
Während der Heimfahrt verdunkelte sich der Himmel, bis der Zug durch einen unendlich langen und dunklen Tunnel zu fahren schien.
Nur ab und zu zogen Lichter an den großen Fenstern vorbei.
Um uns die Zeit zu vertreiben spielten wir mit ihrem Handy herum, machten Fotos.
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto unruhiger wurde ich.
Die Sorge vor Dunkelheit und zwiespältigen Wesen, welche mir seit Kindesbeinen an eingetrichtert wird, wuchs in mir.
Eine Ansage drang mechanisch durch die Abteils und wies auf die nächste und letzte Haltestelle hin, woraufhin wir begannen, unsere Sachen zusammenzusuchen.
Der Zug wurde langsamer und mehr und mehr Lichter zogen zitternd an uns vorbei.
Hier und da saßen einige Bahnarbeiter, im Scheinwerferlicht ihrer Arbeitsstellen, und machten eine Pause.
Wir stiegen aus dem Zug, quälten uns die Treppen hinunter und zu einer anderen Freundin.
Bei ihr holten wir ein Fahrrad ab und redeten noch lange im Garten mit ihr und ihrem Bruder.
Es wurde immer später und nur Einige waren noch auf den Straßen unterwegs.
Langsam schlenderten wir in die Stadt.
Immer langsamer, bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich zog meine Schuhe aus und stopfte sie in meine Tasche.
Erleichtert atmete ich tief aus.
''Halt mal.''
Sie drückte mir den Lenker ihres Fahrrades in die Hand und tat es mir gleich.
So gingen wir beide barfuß durch die Stadt und kicherten, wenn uns irritierte Blicke zugeworfen wurden.
Als wir an der Bar vorbeikamen, war mir unwohl zumute.
Die Türen waren weit geöffnet.
Gelächter, Musik und Licht strömten auf die Straße und wie es für die Bar üblich war, saßen an vielen Tischen Gäste.
Ich erhaschte einen kurzen Blick hinter die Theke und sah ihn dort stehen, wie erwartet.
Schnell wendete ich meinen Blick wieder ab und fragte mich, ob er mich gesehen hatte.
Bald darauf verabschiedeten wir uns voneinander und ich trottete allein weiter, vorbei an der nächsten überfüllten Bar und hinein in eine dunkle Straße.
Ich führte mir vor Augen, stark und selbstbewusst zu wirken, wie ich es einst lernte.
Dreh' dich nicht zu oft um aber hab' trotzdem alles im Blick. dachte ich, als ich plötzlich eine Bewegung auf der Straße wahrnahm und erschrocken inne hielt.
Ein kleiner, langgezogener Schemen huschte kreuz und quer über den Asphalt hinweg, schien orientierungslos und ängstlich.
Ich beobachtete das kleine Etwas, bis ich erstaunt erkannte, was es war.
Was machst du denn hier? fragte ich im Gedanken, als der Fuchs nach einigen Herzschlägen letztlich im nächsten Busch verschwand.
Ich machte mich wieder auf den Weg entlang der mit orangefarbenen Lichtern gesäumten Straße.
Der kühle Stein unter meinen Fersen war befreiend und bald schien es mir, als würde nur das Patschen meiner Füße auf dem Weg die Ruhe der Vorstadt stören.
Das angsterfüllende Gefühl vor der Nacht versiebte still und leise.
Eure Gleyfin
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