Montag, 3. September 2012
Wir fahren nach Berlin!
gleyfin, 23:57h
''Es fing ganz banal an. Wie immer wegen einer Lapalie.
Und er hatte wieder gesoffen.
Jedenfalls redeten wir am Geburtstag meines Sohnes, während seine Freunde aus der Schule mit am Tisch saßen, über den Dubai-Urlaub und mein Sohn sagte etwas über ihn- und plötzlich rastete er total aus. Er stand auf, nahm seinen Teller und verschwand im Wohnzimmer, Sport gucken, obwohl wir die Regel haben, wer kocht, muss nicht abräumen. Und meine Tochter und ich hatten gekocht und den Tisch gedeckt.
Jedenfalls saß er, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, in seiner Sitzkuhle auf der Couch - für ihn gibt es nämlich nur Fahrradfahren, Sportgucken und Alkohol- und schaute Fern.
Ich stürmte ihm hinterher und wollte ihn zur Rede stellen aber mit diesem Menschen kannst du einfach nicht reden, vorallem wenn er getrunken hat. Er ist dann ein komplett anderer. Man merkt das sofort an seinen Augen, an seiner Art, wie er redet. Ich habe ja meine Erfahrungen mit meinem Exmann gemacht.
Tja, dann fing er an, über meine Tochter herzufallen. Dass sie eine blöde Kuh sei und ihren fetten Arsch hochbekommen solle, weil sie nie etwas im Haushalt mache und und und.
Wir waren total baff.
Meine Tochter hat sich natürlich verteidigt, da hat er zu ihr ''Fick dich!'' gesagt und ihr den Mittelfinger gezeigt. Da konnte sie nur noch beide Mittelfinger nehmen und ''Fick dich selber'' sagen und auf meine Argumente, dass seine Tochter die verwöhnte Abhängerin sei, welche zu nichts beitrage reagierte er noch wütender, da fiel uns nichts mehr zu ein.
Nach einer endlosen Diskussion sagte er, meine Tochter komme nicht mit nach Berlin, er hätte keinen Bock auf eine blöde Kuh, welche immer schlechte Laune habe und faul sei.
Am Dienstagmorgen dann, als er und seine Tochter losfahren wollten, rief ich aus dem Büro bei ihm an und bat ihn, sich als Erwachsener zusammenzureißen und meine Tochter zu fragen ob sie nicht doch mitkommen wolle, schließlich hatte sie sich so auf Berlin gefreut und hätte die Stadt nicht nur von der Touristenseite gesehen.
Er willigte ein und gleich danach rief ich sie an und wollte sie darauf vorbereiten, sagte ihr, dass er ihr möglicherweise eine halbe Stunde zum Packen geben würde, da hörte ich sie schon schluchzen.
(''Mama, warum machst du das? Du hast jetzt alles nur noch schlimmer gemacht! Ich brauche vielleicht eine halbe Stunde, um mich so fertig zu machen. Und dann noch packen!? Er wird mich fertig und stress machen und dann wird alles noch schlimmer!'').
Da hörte ich es auch schon durch den Hörer an ihre Tür klopfen.
Sie machte die Tür weinend auf und da standen die beiden.
''Guten Tach!'', schnauzte er sie an und anstatt dass ER fragte, hörte ich seine Tochter sagen:
''Möchtest du vielleicht doch mit uns nach Berlin fahren?''
Meine Tochter hat dann die Tür wieder zugemacht und ist zusammengebrochen.
(''Mama, was soll ich jetzt machen, ich kann nicht mitfahren, ich kann nicht! Er mault jetzt schon wieder im Treppenhaus rum, ich kann nicht!)
Da habe ich natürlich überlegt, meine Fahrkarte für das Wochenende zu stornieren aber bin dann doch gefahren.
Das Schlimme daran ist, dass er immer eine Maske vor Freunden trägt, immer der nette Familienvater ist, der Gönnende.
Und sobald man wieder mit der Familie zu Hause ist, fällt die Maske und dieser unglaubliche Druck liegt wieder auf einem, irgendetwas Falsche szu sagen oder zu tun, was ihn an die Decke gehen lässt. Du kannst ihm nie auch nur irgendetwas recht machen, er ist nie stolz auf einen von uns.
Mit ihm kannst du nur vernünftig reden, wenn seine Freunde dabei sind. Und Gott sei Dank hat sein ''bester Freund'' in Berlin eingewilligt, bei einem solcher Gespräche dabei zu sein. Er hat dann nur zugehört.
Aber viel gebracht hat es ja doch nicht, er wird sich nicht mehr ändern.''
Wir saßen draußen, bis spät in den Abend und tranken Wein.
Ab und zu rauschte eine S-Bahn am Garten vorbei, in der Ferne dröhnte noch immer der dänische Verkehr.
Ich lauschte den Gesprächen der beiden und war in vielen Punkten zutiefst schockiert.
Und verwundert, dass ich überhaupt bei diesen intimen Gesprächen anwesend sein durfte, wobei ich immer wieder zu vergessen schien, dass ich doch schon lange keine ''Dafür bist du zu jung''-zwölf-Jahre alt bin und schon so viel Mist erlebt habe, um das alles auch verstehen zu können.
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Und er hatte wieder gesoffen.
Jedenfalls redeten wir am Geburtstag meines Sohnes, während seine Freunde aus der Schule mit am Tisch saßen, über den Dubai-Urlaub und mein Sohn sagte etwas über ihn- und plötzlich rastete er total aus. Er stand auf, nahm seinen Teller und verschwand im Wohnzimmer, Sport gucken, obwohl wir die Regel haben, wer kocht, muss nicht abräumen. Und meine Tochter und ich hatten gekocht und den Tisch gedeckt.
Jedenfalls saß er, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, in seiner Sitzkuhle auf der Couch - für ihn gibt es nämlich nur Fahrradfahren, Sportgucken und Alkohol- und schaute Fern.
Ich stürmte ihm hinterher und wollte ihn zur Rede stellen aber mit diesem Menschen kannst du einfach nicht reden, vorallem wenn er getrunken hat. Er ist dann ein komplett anderer. Man merkt das sofort an seinen Augen, an seiner Art, wie er redet. Ich habe ja meine Erfahrungen mit meinem Exmann gemacht.
Tja, dann fing er an, über meine Tochter herzufallen. Dass sie eine blöde Kuh sei und ihren fetten Arsch hochbekommen solle, weil sie nie etwas im Haushalt mache und und und.
Wir waren total baff.
Meine Tochter hat sich natürlich verteidigt, da hat er zu ihr ''Fick dich!'' gesagt und ihr den Mittelfinger gezeigt. Da konnte sie nur noch beide Mittelfinger nehmen und ''Fick dich selber'' sagen und auf meine Argumente, dass seine Tochter die verwöhnte Abhängerin sei, welche zu nichts beitrage reagierte er noch wütender, da fiel uns nichts mehr zu ein.
Nach einer endlosen Diskussion sagte er, meine Tochter komme nicht mit nach Berlin, er hätte keinen Bock auf eine blöde Kuh, welche immer schlechte Laune habe und faul sei.
Am Dienstagmorgen dann, als er und seine Tochter losfahren wollten, rief ich aus dem Büro bei ihm an und bat ihn, sich als Erwachsener zusammenzureißen und meine Tochter zu fragen ob sie nicht doch mitkommen wolle, schließlich hatte sie sich so auf Berlin gefreut und hätte die Stadt nicht nur von der Touristenseite gesehen.
Er willigte ein und gleich danach rief ich sie an und wollte sie darauf vorbereiten, sagte ihr, dass er ihr möglicherweise eine halbe Stunde zum Packen geben würde, da hörte ich sie schon schluchzen.
(''Mama, warum machst du das? Du hast jetzt alles nur noch schlimmer gemacht! Ich brauche vielleicht eine halbe Stunde, um mich so fertig zu machen. Und dann noch packen!? Er wird mich fertig und stress machen und dann wird alles noch schlimmer!'').
Da hörte ich es auch schon durch den Hörer an ihre Tür klopfen.
Sie machte die Tür weinend auf und da standen die beiden.
''Guten Tach!'', schnauzte er sie an und anstatt dass ER fragte, hörte ich seine Tochter sagen:
''Möchtest du vielleicht doch mit uns nach Berlin fahren?''
Meine Tochter hat dann die Tür wieder zugemacht und ist zusammengebrochen.
(''Mama, was soll ich jetzt machen, ich kann nicht mitfahren, ich kann nicht! Er mault jetzt schon wieder im Treppenhaus rum, ich kann nicht!)
Da habe ich natürlich überlegt, meine Fahrkarte für das Wochenende zu stornieren aber bin dann doch gefahren.
Das Schlimme daran ist, dass er immer eine Maske vor Freunden trägt, immer der nette Familienvater ist, der Gönnende.
Und sobald man wieder mit der Familie zu Hause ist, fällt die Maske und dieser unglaubliche Druck liegt wieder auf einem, irgendetwas Falsche szu sagen oder zu tun, was ihn an die Decke gehen lässt. Du kannst ihm nie auch nur irgendetwas recht machen, er ist nie stolz auf einen von uns.
Mit ihm kannst du nur vernünftig reden, wenn seine Freunde dabei sind. Und Gott sei Dank hat sein ''bester Freund'' in Berlin eingewilligt, bei einem solcher Gespräche dabei zu sein. Er hat dann nur zugehört.
Aber viel gebracht hat es ja doch nicht, er wird sich nicht mehr ändern.''
Wir saßen draußen, bis spät in den Abend und tranken Wein.
Ab und zu rauschte eine S-Bahn am Garten vorbei, in der Ferne dröhnte noch immer der dänische Verkehr.
Ich lauschte den Gesprächen der beiden und war in vielen Punkten zutiefst schockiert.
Und verwundert, dass ich überhaupt bei diesen intimen Gesprächen anwesend sein durfte, wobei ich immer wieder zu vergessen schien, dass ich doch schon lange keine ''Dafür bist du zu jung''-zwölf-Jahre alt bin und schon so viel Mist erlebt habe, um das alles auch verstehen zu können.
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