Dienstag, 22. Juli 2014
Nasenbluten
gleyfin, 01:34h
Es ist lange her. Es wirkt, als wäre alles sehr schnell gegangen. Vor meinen Augen tropft lediglich noch das Blut, in meinen Ohren hallt nur der Schrei eines Kindes. Verschwommene Erinnerungen, welche für ein letztes Mal vollkommen aufleben sollen.
Sie stritten, wie sooft.
Ich hörte nicht zu, verschanzte mich in meinem Tun, einen Apfel zu zerstückeln.
Dann entfernte ich mich, still und leise. Ein dunkler Schatten an einem aufgewühlten Abend.
Die alte Treppe knarzte wie immer unter meinen schwerfälligen Schritten und die oberste Stufe wurde zu meinem Sitz über allem Geschehen. Die Schüssel ruhte in meinem Schoß, während ich dem von mir ausgelösten Lärm unter mir lauschte und den Apfel Stück für Stück herunterwürgte.
Im Zwielicht öffnete sich die Tür des Flures. Jemand huschte in die Dunkelheit, doch schloss das Tor zum beispiellosen Hass nicht ganz.
Der kleine Schemen eines Kindes blickte durch den dunklen Spalt der angelehnten Tür dem tobenden Geschehen entgegen und schwieg.
Wir blieben stumm und lauschten dem Geheul wilder Tiere, bis im altvertrauten Lärm der schwielenden Bosheit plötzlich ein dumpfer Schlag dröhnte.
Das Kind schrie hysterisch auf, der Körper krümmte sich vor tiefer Furcht. Die Tür blieb angelehnt.
''Komm schnell, er hat Mama geschubst!''
Die Schüssel schlitterte über den Boden, Apfelstücke flogen durch die Luft. Mein Herz raste.
Niemals hatte ich so zügig und leichtfüßig die unterste Stufe erreicht wie in jener Düsternis.
Wut, unendliche Wut, Adrenalin, welches mir beinahe den Brustkorb zerriss und den Kopf sprengte, Hitze sowie Kälte und ein winziger Funke Freude über erfüllte Hoffnungen durchströmten mich vermengt zu einem gewaltigen Ausbruch scheinbar grässlich erwachter Stärke.
Die Tür flog auf und da sah ich ihn stehen. Mit starrem Blick, benebelt vom Alkohol und die Hand um ihren Hals gelegt.
Wie eine Furie explodierte ich. Kreischend, kratzend, schlagend, rasend schnell drängte ich mich schützend zwischen sie und ihn.
Einen Augenblick, einen Wimpernschlag nur wirkte er überrascht von meiner abgelegten Trägheit. Überrascht von meinem spuckenden Hass.
Dann wurden die stierenden Augen wieder leer und glasig.
''Fass meine Mutter nicht an! Fass sie nie wieder an!''
Immer wieder wiederholte ich diese Worte, bis sie klangen wie tödliche Drohungen. Sie waren zu meinem Mantra geworden und ich verbiss mich mit ihnen in der Freude, ihm Schmerz zuzufügen.
Ein Fausthieb, inmitten seines Gesichtes explodierend, führte zu kurzem Schweigen. Giftspeiende Blicke trafen sich in einer scheinbar unendlichen Pause. Tiefster Hass hing schwer wie Blei zwischen zerkratzten Körpern und machte das Atmen schwer. Keuchend und wankend schritt der Bastard davon. In angespannter Ruhe und vollkommen erstarrt beobachteten wir, wie Blut aufgewischt wurde. Dunkle Tropfen sprenkelten den Boden. Ich blickte auf das verschmierte Rot herunter und verstand nicht, wie all dies geschehen konnte. Gleichzeitig erfüllte mich unendliche Genugtuung.
''Hat er wehgetan, der Aufprall?'', fragte ich später, nachdem ich ein kleines Wesen vor bitterlichen Tränen bewahrt hatte und sie in der Dunkelheit des Abends rauchend vorfand.
''Eigentlich nicht.''
''Schade.''
Sommer 2013
Eure Gleyfin
...bereits 737 x gelesen
Sie stritten, wie sooft.
Ich hörte nicht zu, verschanzte mich in meinem Tun, einen Apfel zu zerstückeln.
Dann entfernte ich mich, still und leise. Ein dunkler Schatten an einem aufgewühlten Abend.
Die alte Treppe knarzte wie immer unter meinen schwerfälligen Schritten und die oberste Stufe wurde zu meinem Sitz über allem Geschehen. Die Schüssel ruhte in meinem Schoß, während ich dem von mir ausgelösten Lärm unter mir lauschte und den Apfel Stück für Stück herunterwürgte.
Im Zwielicht öffnete sich die Tür des Flures. Jemand huschte in die Dunkelheit, doch schloss das Tor zum beispiellosen Hass nicht ganz.
Der kleine Schemen eines Kindes blickte durch den dunklen Spalt der angelehnten Tür dem tobenden Geschehen entgegen und schwieg.
Wir blieben stumm und lauschten dem Geheul wilder Tiere, bis im altvertrauten Lärm der schwielenden Bosheit plötzlich ein dumpfer Schlag dröhnte.
Das Kind schrie hysterisch auf, der Körper krümmte sich vor tiefer Furcht. Die Tür blieb angelehnt.
''Komm schnell, er hat Mama geschubst!''
Die Schüssel schlitterte über den Boden, Apfelstücke flogen durch die Luft. Mein Herz raste.
Niemals hatte ich so zügig und leichtfüßig die unterste Stufe erreicht wie in jener Düsternis.
Wut, unendliche Wut, Adrenalin, welches mir beinahe den Brustkorb zerriss und den Kopf sprengte, Hitze sowie Kälte und ein winziger Funke Freude über erfüllte Hoffnungen durchströmten mich vermengt zu einem gewaltigen Ausbruch scheinbar grässlich erwachter Stärke.
Die Tür flog auf und da sah ich ihn stehen. Mit starrem Blick, benebelt vom Alkohol und die Hand um ihren Hals gelegt.
Wie eine Furie explodierte ich. Kreischend, kratzend, schlagend, rasend schnell drängte ich mich schützend zwischen sie und ihn.
Einen Augenblick, einen Wimpernschlag nur wirkte er überrascht von meiner abgelegten Trägheit. Überrascht von meinem spuckenden Hass.
Dann wurden die stierenden Augen wieder leer und glasig.
''Fass meine Mutter nicht an! Fass sie nie wieder an!''
Immer wieder wiederholte ich diese Worte, bis sie klangen wie tödliche Drohungen. Sie waren zu meinem Mantra geworden und ich verbiss mich mit ihnen in der Freude, ihm Schmerz zuzufügen.
Ein Fausthieb, inmitten seines Gesichtes explodierend, führte zu kurzem Schweigen. Giftspeiende Blicke trafen sich in einer scheinbar unendlichen Pause. Tiefster Hass hing schwer wie Blei zwischen zerkratzten Körpern und machte das Atmen schwer. Keuchend und wankend schritt der Bastard davon. In angespannter Ruhe und vollkommen erstarrt beobachteten wir, wie Blut aufgewischt wurde. Dunkle Tropfen sprenkelten den Boden. Ich blickte auf das verschmierte Rot herunter und verstand nicht, wie all dies geschehen konnte. Gleichzeitig erfüllte mich unendliche Genugtuung.
''Hat er wehgetan, der Aufprall?'', fragte ich später, nachdem ich ein kleines Wesen vor bitterlichen Tränen bewahrt hatte und sie in der Dunkelheit des Abends rauchend vorfand.
''Eigentlich nicht.''
''Schade.''
Sommer 2013
Eure Gleyfin
... comment