Mittwoch, 21. November 2012
Der Wald
gleyfin, 19:57h
Er besteigt den schmalen Pfad.
Aufwärts, immer weiter.
Gewandet wie ein Jägersmann.
Rechts die dunklen Riesen, sich knorrig an die Hänge krallend. Links saftig grüne Wälder.
Wellengleich bis zum Horizont erstrecken sie sich, weit unten und doch den Himmel empfangend.
Die Schatten tanzen mit dem Sonnenlicht.
Er sieht die Grenze, ein kleines Schild.
Bläst das Horn und der Schall geht über Berg und Tal.
Und es beginnt.
Die Jagd, die Flucht, das Überleben.
Der Jägersmann verblasst im lebenden Grün des atmenden Waldes.
Sie wandern fröhlich, mit gutem Gepäck.
Auf zur alten Hütte, auf zu alten Freunden.
Kinder lachen, Große reden, bis sie erspähen die dunkle Fassade aus erschlagenem, leblosem Holz.
Ein Wagen steht dort und die Szene verschwimmt.
Düsternis flutet das wilde Bild.
Als sie ebbt, die Finsternis, sitzen sie im Wagen.
Dunkel wie der Wald, und ebenso alt.
Das Lachen längst erstorben, denn große Furcht zehrt am Leben.
Und plötzlich kracht und rumpelt es, faules Blut spritzt an die eingestaubten Scheiben.
Sie stöhnen und lechzen nach frischem Fleisch, hauchen toten Atem an das Glas.
Es stinkt und die Luft erkaltet vor Todesangst.
Sie weinen, die wenigen im Wagen, umarmen und bangen, hoffen und warten.
Und plötzlich ist es Stille.
Die verzerrten, maroden Gesichter, die geistlosen, wilden Augen, das faule, zerfallende Fleisch. Alles ist fort, doch der Gestank nach Tod bleibt.
Das Licht ist seltsam monoton.
Nicht hell, nicht düster. Ein Zwielicht ohne wahre Quelle.
Sie wagen sich davon, rennen durch den Wald, keine Spur vom Jägersmann.
Jappsend und hustend gelangen sie bald, mit rasendem Herz, an ein anderes Haus.
Verlassen steht es dort, mit grünem Umhang der Einsamkeit.
Sie treten ein, sind verloren, nur noch wenige.
Keine Großen, nur die Jugend, sucht verzweifelt nach Verstecken.
Doch nichts lässt Schutz zu.
Ein kleines Kind, einem Säugling gleich, wimmert und schreit und da ahnt sie es.
Das Rumoren vor dem Hause erkennt sie sofort.
Denn schon einmal hatte sie es gehört.
Es ist der Wagen, der alte grüne.
Gefahren von zwei hageren Gestalten.
Türen knallen, unheilbringendes Stöhnen zerreißt die schreckliche Stille.
Schweiß tropft von der Stirn, als sie aus dem Fenster blickt.
Der Tod, das Virus, kriecht im Hof, sucht den Eingang - ihr Verderben.
Sie überlegt, blickt wild umher.
Ein Wagnis eingehen, auf dem Dach?
Sie treten in die Räume ein, suchen, riechen nach dem jungen Leben.
Gerade will sie klettern, da entsinnt sie sich des letzten Males, der Falle, doch nicht dem Ende.
Und abrupt ist sie ganz allein.
Ein anderes Haus, gut bestückt und ausgebaut.
Tief im Wald, wie alles zuvor.
Und keine Spur vom Jägersmann.
Sie rennt und keucht und blickt umher.
Außen führt ein ewiger Balkon, einmal ums ganze, weiße Haus herum.
Noch beim Laufen wird bemerkt, dass sich plötzlich etwas tut.
Eine Gestalt, das Gesicht nicht älter als ihres, verfolgt mit wildem Blick und schnellem Schritt, die verzweifelte, ganz einsam.
Sie blickt zurück und wieder nach vorn, ihr Atem geht trocken und heulend, das Herz klopft schmerzhaft in der Brust.
Mit einem Mal, ganz unerwartet, sind wieder Leute da.
Fremde Menschen, fröhlich lachend, auf einer Terrasse sitzend.
Sie schreit und bettelt und fleht, doch niemand hört.
Jeder sieht nur sein Gegenüber, Wein schlürfend, sich vergnügend.
Sie weint und sieht, wie er sich nähert und gierig nach ihr langt.
Und die Szene verschimmt erneut, alles versinkt in ewiger Dunkelheit eines Augenblicks.
Als sich das Bild wieder klärt, steht sie da, durchnässt vom Wasser.
Mit tropfendem Haar unter der vertrauten Dusche.
Sie steigt hinaus in den gekachelten Raum.
Das Licht schimmert immer noch wie im Traum.
Sie trocknet sich und wirft ein Handtuch um, als das bekannte Gesicht hinter der Tür erscheint.
Spitzbübisch grinsend, verrückt und wild.
Plötzlich und klar, wie durch sauberes Glas.
Nebel wie Eis hängt am Rahmen und der Luft.
Sie schreit und steht wie angewurzelt, blickt in sein Gesicht. Das Haar dunkel, die Augen fremd und funkelnd.
Sie reden und die Tür erbebt, seine Wut lähmt jedes Leben.
Doch nach einem Atemzug, nach einem Augenblick, scheint aller Zorn verebbt.
Die Menschlichkeit kehrt in ihn zurück.
Und Langsam, mit zitternder Hand, öffnet sie die gläserne Tür.
Keine Spur vom Jägersmann...
...bereits 528 x gelesen
Aufwärts, immer weiter.
Gewandet wie ein Jägersmann.
Rechts die dunklen Riesen, sich knorrig an die Hänge krallend. Links saftig grüne Wälder.
Wellengleich bis zum Horizont erstrecken sie sich, weit unten und doch den Himmel empfangend.
Die Schatten tanzen mit dem Sonnenlicht.
Er sieht die Grenze, ein kleines Schild.
Bläst das Horn und der Schall geht über Berg und Tal.
Und es beginnt.
Die Jagd, die Flucht, das Überleben.
Der Jägersmann verblasst im lebenden Grün des atmenden Waldes.
Sie wandern fröhlich, mit gutem Gepäck.
Auf zur alten Hütte, auf zu alten Freunden.
Kinder lachen, Große reden, bis sie erspähen die dunkle Fassade aus erschlagenem, leblosem Holz.
Ein Wagen steht dort und die Szene verschwimmt.
Düsternis flutet das wilde Bild.
Als sie ebbt, die Finsternis, sitzen sie im Wagen.
Dunkel wie der Wald, und ebenso alt.
Das Lachen längst erstorben, denn große Furcht zehrt am Leben.
Und plötzlich kracht und rumpelt es, faules Blut spritzt an die eingestaubten Scheiben.
Sie stöhnen und lechzen nach frischem Fleisch, hauchen toten Atem an das Glas.
Es stinkt und die Luft erkaltet vor Todesangst.
Sie weinen, die wenigen im Wagen, umarmen und bangen, hoffen und warten.
Und plötzlich ist es Stille.
Die verzerrten, maroden Gesichter, die geistlosen, wilden Augen, das faule, zerfallende Fleisch. Alles ist fort, doch der Gestank nach Tod bleibt.
Das Licht ist seltsam monoton.
Nicht hell, nicht düster. Ein Zwielicht ohne wahre Quelle.
Sie wagen sich davon, rennen durch den Wald, keine Spur vom Jägersmann.
Jappsend und hustend gelangen sie bald, mit rasendem Herz, an ein anderes Haus.
Verlassen steht es dort, mit grünem Umhang der Einsamkeit.
Sie treten ein, sind verloren, nur noch wenige.
Keine Großen, nur die Jugend, sucht verzweifelt nach Verstecken.
Doch nichts lässt Schutz zu.
Ein kleines Kind, einem Säugling gleich, wimmert und schreit und da ahnt sie es.
Das Rumoren vor dem Hause erkennt sie sofort.
Denn schon einmal hatte sie es gehört.
Es ist der Wagen, der alte grüne.
Gefahren von zwei hageren Gestalten.
Türen knallen, unheilbringendes Stöhnen zerreißt die schreckliche Stille.
Schweiß tropft von der Stirn, als sie aus dem Fenster blickt.
Der Tod, das Virus, kriecht im Hof, sucht den Eingang - ihr Verderben.
Sie überlegt, blickt wild umher.
Ein Wagnis eingehen, auf dem Dach?
Sie treten in die Räume ein, suchen, riechen nach dem jungen Leben.
Gerade will sie klettern, da entsinnt sie sich des letzten Males, der Falle, doch nicht dem Ende.
Und abrupt ist sie ganz allein.
Ein anderes Haus, gut bestückt und ausgebaut.
Tief im Wald, wie alles zuvor.
Und keine Spur vom Jägersmann.
Sie rennt und keucht und blickt umher.
Außen führt ein ewiger Balkon, einmal ums ganze, weiße Haus herum.
Noch beim Laufen wird bemerkt, dass sich plötzlich etwas tut.
Eine Gestalt, das Gesicht nicht älter als ihres, verfolgt mit wildem Blick und schnellem Schritt, die verzweifelte, ganz einsam.
Sie blickt zurück und wieder nach vorn, ihr Atem geht trocken und heulend, das Herz klopft schmerzhaft in der Brust.
Mit einem Mal, ganz unerwartet, sind wieder Leute da.
Fremde Menschen, fröhlich lachend, auf einer Terrasse sitzend.
Sie schreit und bettelt und fleht, doch niemand hört.
Jeder sieht nur sein Gegenüber, Wein schlürfend, sich vergnügend.
Sie weint und sieht, wie er sich nähert und gierig nach ihr langt.
Und die Szene verschimmt erneut, alles versinkt in ewiger Dunkelheit eines Augenblicks.
Als sich das Bild wieder klärt, steht sie da, durchnässt vom Wasser.
Mit tropfendem Haar unter der vertrauten Dusche.
Sie steigt hinaus in den gekachelten Raum.
Das Licht schimmert immer noch wie im Traum.
Sie trocknet sich und wirft ein Handtuch um, als das bekannte Gesicht hinter der Tür erscheint.
Spitzbübisch grinsend, verrückt und wild.
Plötzlich und klar, wie durch sauberes Glas.
Nebel wie Eis hängt am Rahmen und der Luft.
Sie schreit und steht wie angewurzelt, blickt in sein Gesicht. Das Haar dunkel, die Augen fremd und funkelnd.
Sie reden und die Tür erbebt, seine Wut lähmt jedes Leben.
Doch nach einem Atemzug, nach einem Augenblick, scheint aller Zorn verebbt.
Die Menschlichkeit kehrt in ihn zurück.
Und Langsam, mit zitternder Hand, öffnet sie die gläserne Tür.
Keine Spur vom Jägersmann...
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Donnerstag, 15. November 2012
Nebel
gleyfin, 20:38h
Stille.
Ich stehe auf einer Brücke, umgeben von wabernden Schleiern, und lausche.
Nur das Geländer ist unscharf zu sehen, der graue Stein verschwimmt in den tastenden Händen der weißen Nebelschwaden.
Gesponnene Netze hängen, zu Eis erstarrt und eisig funkelnd, zwischen dem Metall.
Ich schließe die Augen und hauche meinen gefrierenden Atem in die Luft.
Vom leisen Wind wird die Eiswolke davongetragen.
Die Kälte kriecht erbamungslos an meinen Beinen hoch, doch friere ich nicht.
Ich stelle mir vor, wie ich in einem Wald stehe, umgeben von Schnee und unendlicher Ruhe.
Eine einzelne Schneeflocke schwebt dahin und schimmert im fahlen Schein des Tages.
Einmal atme ich tief aus, meine Brust ist erfüllt von Wärme.
Plötzlich reißen sie mich zurück, das Lärmen, die Lichter-
und wieder stehe ich auf einer Brücke, doch umgeben vom grauen Nebel der Stadt, von zu vielen Seelen und tiefem Schwermut.
Eure Gleyfin
...bereits 483 x gelesen
Ich stehe auf einer Brücke, umgeben von wabernden Schleiern, und lausche.
Nur das Geländer ist unscharf zu sehen, der graue Stein verschwimmt in den tastenden Händen der weißen Nebelschwaden.
Gesponnene Netze hängen, zu Eis erstarrt und eisig funkelnd, zwischen dem Metall.
Ich schließe die Augen und hauche meinen gefrierenden Atem in die Luft.
Vom leisen Wind wird die Eiswolke davongetragen.
Die Kälte kriecht erbamungslos an meinen Beinen hoch, doch friere ich nicht.
Ich stelle mir vor, wie ich in einem Wald stehe, umgeben von Schnee und unendlicher Ruhe.
Eine einzelne Schneeflocke schwebt dahin und schimmert im fahlen Schein des Tages.
Einmal atme ich tief aus, meine Brust ist erfüllt von Wärme.
Plötzlich reißen sie mich zurück, das Lärmen, die Lichter-
und wieder stehe ich auf einer Brücke, doch umgeben vom grauen Nebel der Stadt, von zu vielen Seelen und tiefem Schwermut.
Eure Gleyfin
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Donnerstag, 8. November 2012
Stürme
gleyfin, 22:40h
Die Gedanken rasen, alles scheint verloren in Herbststürmen.
Ich denke an so Vieles in den letzten Tagen und nichts ist klar, alles brüllt und krächzt, eine Stimme lauter als die andere.
Wut und Verzweiflung scheinen mich zu erfüllen, der wundervoll trübe Herbst verucht, meinen Mut zu rauben doch lässt es sich ertragen; Tagträume retten mich so häufig.
Jedoch hinterlassen sie einen seltsamen Nachgeschmack, ganz leicht nur, wie ein Sturm an der See das Salz in der Luft.
...bereits 413 x gelesen
Ich denke an so Vieles in den letzten Tagen und nichts ist klar, alles brüllt und krächzt, eine Stimme lauter als die andere.
Wut und Verzweiflung scheinen mich zu erfüllen, der wundervoll trübe Herbst verucht, meinen Mut zu rauben doch lässt es sich ertragen; Tagträume retten mich so häufig.
Jedoch hinterlassen sie einen seltsamen Nachgeschmack, ganz leicht nur, wie ein Sturm an der See das Salz in der Luft.
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Montag, 29. Oktober 2012
gleyfin, 21:04h
Aus einem Impuls heraus entstanden.
Was auch immer dieser Text bedeuten mag..
''Mörder! Du elender Mörder!''
Flor spürte, wie sie ihn zurückrissen, ihre mächtigen Pranken krallten sich um seine Schultern.
Er schrie und rang nach Luft und Freiheit, wollte zu seiner Schwester stürmen, sie halten, das Blut von ihrem aschfahlen Gesicht wischen.
Doch sie hielten ihn, wie ein zappelnder Fisch am Land fühlte er sich.
Ihre drohenden Stimmen hingen leise doch schwer wie Blei in der Luft, warm und feucht an seinem Ohr.
Aber er schrie weiter.
Alles verschwamm vor seinen glasigen Augen.
Es war wie ein fürchterlicher Alptraum, wie ein Film schien alles in Zeitlupe zu laufen.
Das weiße Messer aus blankpoliertem, gezacktem Knochen wurde behutsam vom Blut gesäubert und in die Manteltasche zurückgeschoben, wie gehabt.
''So ist das Geschäft, mein Junge. Du wusstest es von Anfang an.'' Ein erbamungsloses, herablassendes Lächeln folgte.
Flor konnte sich nicht mehr zurückhalten, bittere Tränen schossen ihm in die Augen und rannen heiß über seine Wangen.
''Nein! Neeein!''
Alles rückte in weite Ferne, für Flor gab es nur noch die dunklen Augen seiner kleinen Sali, die starr und leer ins Nirgendwo blickten.
Durch den Schleier seiner unendlichen Wut und der Trauer drang ein fremdartiges Geräusch an Flors Gehör.
Der brennende Schmerz an seinen Schultern ließ plötzlich nach, doch wich er nicht.
Irgendetwas riss ihn von den Füßen und der nächste quälende Ruck stich durch seinen Körper. Sein Magen rebellierte unter Schmerzen.
Gerede war zu hören, Flor vernahm lediglich ein Wort:
''Schwächling.''
Es hallte in seinem brummenden Schädel wider und brannte sich ihm auf Ewig ein.
Türen knallten, das eigenartig lärmende Geräusch, wie von einem Motor, entfernte sich rasch.
Nach Luft ringend versuchte Flor, sich zu orientieren.
Als sich nach einigen Atemzügen sein Blick klärte, bemerkte er, dass er am Boden lag - in Salis erkaltender Blutlache.
Flor schrie voller Entsetzen auf und übergab sich, sein Körper bebte.
Nachdem alles ausgewürgt war, schleppte er sich kriechend zur leblosen Hülle seiner kleinen Schwester. Außerhalb des sich ausbreitenden Blutes.
Er kniete sich neben sie und strich sich seine strähnigen Haare mit blutverschmierten Händen aus dem Gesicht.
Ihr weißes Gewand war mit Blut durchtränkt, der Saumen zerrissen und schwarz vom Schlamm der Straßen.
Sanft bettete Flor ihren Kopf in seinem Schoß, fort von Blut und Dreck.
Er riss einen Stofffetzen von seinem einst ebenfalls weißen Hemd und fuhr damit über das kalte Gesicht Salis.
Dann säuberte er, so gut es ging, seine Hände.
Vorsichtig, mit klammen Fingern, strich er ihr das dunkle Haar aus der Stirn, drückte ihre Augen zu und gab ihr einen Kuss auf die Nase, wie damals.
''Denen werde ich zeigen, wer der Schwächling ist. Hörst du, Sali? Ich werde dich rächen und dann sehen wir uns wieder, Schwesterherz. Im nächsten Leben.''
...bereits 389 x gelesen
Was auch immer dieser Text bedeuten mag..
''Mörder! Du elender Mörder!''
Flor spürte, wie sie ihn zurückrissen, ihre mächtigen Pranken krallten sich um seine Schultern.
Er schrie und rang nach Luft und Freiheit, wollte zu seiner Schwester stürmen, sie halten, das Blut von ihrem aschfahlen Gesicht wischen.
Doch sie hielten ihn, wie ein zappelnder Fisch am Land fühlte er sich.
Ihre drohenden Stimmen hingen leise doch schwer wie Blei in der Luft, warm und feucht an seinem Ohr.
Aber er schrie weiter.
Alles verschwamm vor seinen glasigen Augen.
Es war wie ein fürchterlicher Alptraum, wie ein Film schien alles in Zeitlupe zu laufen.
Das weiße Messer aus blankpoliertem, gezacktem Knochen wurde behutsam vom Blut gesäubert und in die Manteltasche zurückgeschoben, wie gehabt.
''So ist das Geschäft, mein Junge. Du wusstest es von Anfang an.'' Ein erbamungsloses, herablassendes Lächeln folgte.
Flor konnte sich nicht mehr zurückhalten, bittere Tränen schossen ihm in die Augen und rannen heiß über seine Wangen.
''Nein! Neeein!''
Alles rückte in weite Ferne, für Flor gab es nur noch die dunklen Augen seiner kleinen Sali, die starr und leer ins Nirgendwo blickten.
Durch den Schleier seiner unendlichen Wut und der Trauer drang ein fremdartiges Geräusch an Flors Gehör.
Der brennende Schmerz an seinen Schultern ließ plötzlich nach, doch wich er nicht.
Irgendetwas riss ihn von den Füßen und der nächste quälende Ruck stich durch seinen Körper. Sein Magen rebellierte unter Schmerzen.
Gerede war zu hören, Flor vernahm lediglich ein Wort:
''Schwächling.''
Es hallte in seinem brummenden Schädel wider und brannte sich ihm auf Ewig ein.
Türen knallten, das eigenartig lärmende Geräusch, wie von einem Motor, entfernte sich rasch.
Nach Luft ringend versuchte Flor, sich zu orientieren.
Als sich nach einigen Atemzügen sein Blick klärte, bemerkte er, dass er am Boden lag - in Salis erkaltender Blutlache.
Flor schrie voller Entsetzen auf und übergab sich, sein Körper bebte.
Nachdem alles ausgewürgt war, schleppte er sich kriechend zur leblosen Hülle seiner kleinen Schwester. Außerhalb des sich ausbreitenden Blutes.
Er kniete sich neben sie und strich sich seine strähnigen Haare mit blutverschmierten Händen aus dem Gesicht.
Ihr weißes Gewand war mit Blut durchtränkt, der Saumen zerrissen und schwarz vom Schlamm der Straßen.
Sanft bettete Flor ihren Kopf in seinem Schoß, fort von Blut und Dreck.
Er riss einen Stofffetzen von seinem einst ebenfalls weißen Hemd und fuhr damit über das kalte Gesicht Salis.
Dann säuberte er, so gut es ging, seine Hände.
Vorsichtig, mit klammen Fingern, strich er ihr das dunkle Haar aus der Stirn, drückte ihre Augen zu und gab ihr einen Kuss auf die Nase, wie damals.
''Denen werde ich zeigen, wer der Schwächling ist. Hörst du, Sali? Ich werde dich rächen und dann sehen wir uns wieder, Schwesterherz. Im nächsten Leben.''
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Donnerstag, 18. Oktober 2012
Ein Blatt geht auf Reisen
gleyfin, 19:14h
In den letzten Tagen für ein kleines Schulprojekt verfasst:
Es stand einmal, an einem plätschernden Bächlein ein Baum.
Groß und mächtig ruhte er dort und seine grünen Blätter tanzten unbekümmert im warmen Sommerwind.
Doch ein einzelnes, welches dort hing, war schwer, erfüllt von süßen Tagträumen. Und es blickte am Wasser des Bächleins
entlang, bis zum Horizont, träumend von anderen Wiesen, Wäldern und Feldern.
Als der Herbst ins Land zog, brachte dieser prächtige Gewänder für Blatt und Strauch.
Der Baum erstrahlte in fürstlichen Farben. Rot und golden leuchtete seine Blattkrone.
Doch der Herbst brachte nicht nur Schönes, auch Stürme und kalte Winde waren seine Gefährten.
Sie rissen an Gewand und Stamm des Baumes, klagend und laut, sodass die Geäste des Großen stöhnten und knarrzten.
Das eine Blatt aber frohlockte im Wind, denn als es fiel, getragen von tosenden Böen, landete es im kühlen Nass.
So geschah, dass es auf Reisen ging.
Der kleine, vom Sturm gepeitschte Lauf trug das Blatt geschwind davon.
Das Wasser brauste und glugste und das bunte Blatt tanzte und wippte auf den kleinen Wellen.
Viele Gräser und Büsche zogen vorbei und der riesenhafte Baum verschwamm in weiter, herbstlicher Ferne.
Das Blättlein, bunt im herbstlichen Blau, staunte beim Anblick der vielen fremden Länder, welche das Bächlein durchlief.
Doch jäh endete die Reise, als der neugierige Gesell zwischen Steinen hängenblieb.
Traurig und verloren war er und lauschte dem brausenden Wasser, verhüllt von grauem Gestein.
Als er wie so oft in die Ferne blickte, schien Etwas auf dem Wasser im fahlen Licht des Tages zu schimmern.
Die funkelnden Flecken kamen näher und da sah das Blatt, wie Fische an den Steinen vorbeizukommen versuchten.
Sie streiften das rot-goldene Ding und trugen es auf ihren schimmernden Flossen hinfort.
Vergnügt und voller neuer Hoffnung trieb das Blatt weiter das Bächlein entlang. Die herbstlichen Lande waren gespickt mit
Dörfern und auch am Wasser standen ab und an ein paar Häuser.
Einmal gackerten Hühner und ein Hund bellte. Von Neugier und Erstaunen geweckt, lauschte das Blatt den fremden Geräuschen.
Plötzlich schallte ein helles Kinderlachen über Fluss und Stein.
Das Blatt entdeckte Kinder, wie kleine Menschen, am Ufer des Bächleins spielen.
Sie zeigten auf das bunte Blatt und jubilierten.
Eines der kleinen Menschen lief rasch davon und kam eilend mit einem langen Stock zum Ufer zurück.
Das Reden und Lachen erfüllten das Blatt mit Freude, während es beobachtete, wie die Kinder behutsam mit dem Stock nach ihm fischten.
Endlich raus aus dem tosenden Nass!, dachte der kleine Bunte und genoss die warmen Hände und die Verblüffung der lieben Kinder.
Sie spielten viel mit ihm und ihr Lachen brachte des Reisenden Rot und Gold zum Strahlen.
Als der Abend dämmerte trugen sie ihn vorsichtig Heim und wahrten ihn als neuen, kleinen Freund.
So geschah, dass des Blattes Reise ein gutes Ende nahm.
...bereits 415 x gelesen
Es stand einmal, an einem plätschernden Bächlein ein Baum.
Groß und mächtig ruhte er dort und seine grünen Blätter tanzten unbekümmert im warmen Sommerwind.
Doch ein einzelnes, welches dort hing, war schwer, erfüllt von süßen Tagträumen. Und es blickte am Wasser des Bächleins
entlang, bis zum Horizont, träumend von anderen Wiesen, Wäldern und Feldern.
Als der Herbst ins Land zog, brachte dieser prächtige Gewänder für Blatt und Strauch.
Der Baum erstrahlte in fürstlichen Farben. Rot und golden leuchtete seine Blattkrone.
Doch der Herbst brachte nicht nur Schönes, auch Stürme und kalte Winde waren seine Gefährten.
Sie rissen an Gewand und Stamm des Baumes, klagend und laut, sodass die Geäste des Großen stöhnten und knarrzten.
Das eine Blatt aber frohlockte im Wind, denn als es fiel, getragen von tosenden Böen, landete es im kühlen Nass.
So geschah, dass es auf Reisen ging.
Der kleine, vom Sturm gepeitschte Lauf trug das Blatt geschwind davon.
Das Wasser brauste und glugste und das bunte Blatt tanzte und wippte auf den kleinen Wellen.
Viele Gräser und Büsche zogen vorbei und der riesenhafte Baum verschwamm in weiter, herbstlicher Ferne.
Das Blättlein, bunt im herbstlichen Blau, staunte beim Anblick der vielen fremden Länder, welche das Bächlein durchlief.
Doch jäh endete die Reise, als der neugierige Gesell zwischen Steinen hängenblieb.
Traurig und verloren war er und lauschte dem brausenden Wasser, verhüllt von grauem Gestein.
Als er wie so oft in die Ferne blickte, schien Etwas auf dem Wasser im fahlen Licht des Tages zu schimmern.
Die funkelnden Flecken kamen näher und da sah das Blatt, wie Fische an den Steinen vorbeizukommen versuchten.
Sie streiften das rot-goldene Ding und trugen es auf ihren schimmernden Flossen hinfort.
Vergnügt und voller neuer Hoffnung trieb das Blatt weiter das Bächlein entlang. Die herbstlichen Lande waren gespickt mit
Dörfern und auch am Wasser standen ab und an ein paar Häuser.
Einmal gackerten Hühner und ein Hund bellte. Von Neugier und Erstaunen geweckt, lauschte das Blatt den fremden Geräuschen.
Plötzlich schallte ein helles Kinderlachen über Fluss und Stein.
Das Blatt entdeckte Kinder, wie kleine Menschen, am Ufer des Bächleins spielen.
Sie zeigten auf das bunte Blatt und jubilierten.
Eines der kleinen Menschen lief rasch davon und kam eilend mit einem langen Stock zum Ufer zurück.
Das Reden und Lachen erfüllten das Blatt mit Freude, während es beobachtete, wie die Kinder behutsam mit dem Stock nach ihm fischten.
Endlich raus aus dem tosenden Nass!, dachte der kleine Bunte und genoss die warmen Hände und die Verblüffung der lieben Kinder.
Sie spielten viel mit ihm und ihr Lachen brachte des Reisenden Rot und Gold zum Strahlen.
Als der Abend dämmerte trugen sie ihn vorsichtig Heim und wahrten ihn als neuen, kleinen Freund.
So geschah, dass des Blattes Reise ein gutes Ende nahm.
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Samstag, 8. September 2012
Holger Danske
gleyfin, 17:22h
Es war kalt und feucht. Meine Schritte hallten in den verwinkelten Ecken der finsteren Katakomben wider. Neugierig lugte ich in die stockfinsteren Kammern hinein und schlenderte die engen Gänge entlang.
Mir war, als würden vergangene Leben in alten Gewändern mit flackernden Kerzen an mir vorbei durch die dunklen Räume hasten, mit fliegendem Schritt auf der Suche nach hier Gelagertem.
So erging es mir schon die Stunden zuvor im und am Kronborg Slot.
Verträumt trödelte ich durch die vielen großen Räume, die Stufen hinauf und hinunter, mir das Tanzgeschehen im mit schwarzen und weißen Mamor gefliesten Tanzsaal vorstellend.
Jeder Atemzug jedoch war bestimmt von einem Gedanken: Holger den Dänen.
Zuvor hatte ich seine Sage von einer Freundin gehört und war begierig darauf, den mächtigen Wikingerhelden mit eigenen Augen zu erblicken, wie er unter Kronborg ruht und auf schrecklichste Not wartet.
Und als er plötzlich vor mir im Zwielicht der spärlich beleuchteten Katakomben erschien, mächtig und steinern, die Arme verschränkt auf seinem Schwert und mit seinem mächtigen Schild an seiner linken Seite, konnte ich nur noch staunen.
Noch lange an diesem späten Nachmittag träumte ich von nordischen Heldensagen und vergangenen Leben.
Eure Gleyfin
...bereits 576 x gelesen
Mir war, als würden vergangene Leben in alten Gewändern mit flackernden Kerzen an mir vorbei durch die dunklen Räume hasten, mit fliegendem Schritt auf der Suche nach hier Gelagertem.
So erging es mir schon die Stunden zuvor im und am Kronborg Slot.
Verträumt trödelte ich durch die vielen großen Räume, die Stufen hinauf und hinunter, mir das Tanzgeschehen im mit schwarzen und weißen Mamor gefliesten Tanzsaal vorstellend.
Jeder Atemzug jedoch war bestimmt von einem Gedanken: Holger den Dänen.
Zuvor hatte ich seine Sage von einer Freundin gehört und war begierig darauf, den mächtigen Wikingerhelden mit eigenen Augen zu erblicken, wie er unter Kronborg ruht und auf schrecklichste Not wartet.
Und als er plötzlich vor mir im Zwielicht der spärlich beleuchteten Katakomben erschien, mächtig und steinern, die Arme verschränkt auf seinem Schwert und mit seinem mächtigen Schild an seiner linken Seite, konnte ich nur noch staunen.
Noch lange an diesem späten Nachmittag träumte ich von nordischen Heldensagen und vergangenen Leben.
Eure Gleyfin
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Dienstag, 4. September 2012
Das Leben ist nicht immer Halva
gleyfin, 19:32h
Ich setzte meine Sonnenbrille auf, drehte die Musik laut und fuhr los.
Durch die Allee, den Blick auf die verworrenen Kronen der Bäume gerichtet.
Immer wieder verschwamm mein Blick, getaucht in das sanfte Braun der Brillengläser.
Die wogenden Äste und tanzenden Blätter verschmolzen zu einem grün und gelb schimmernden Netz, hinter welchem der Himmel wie abertausende von goldenen Sternen strahlte.
Der Schatten hauchte mir kühl den Atem des Spätsommers ins Gesicht, der Bass dröhnte in meinen Ohren.
Ich dachte an dieses und jenes, während die Allee vorbeizog und Blicke mich verfolgten- wie sooft in den letzten Tagen.
Wie jeden Dienstag war ich wieder einmal bei ihr.
Ich saß allein am Tisch und grübelte vor mich hin, während ich aß.
Als ich mir Halva aus dem Kühlschrank nahm, dachte ich an den einen Satz, welchen zu sagen sie immer pflegt:
''Das Leben ist nicht immer Halva.''
Ich schmunzelte und während wir den ganzen Nachmittag redeten, summte dieser Satz hinter meiner Stirn und ihr verschmitztes Lächeln dazu hing in der Luft.
Eure Gleyfin
Casper: So perfekt
Michael Schulte und Max Giesinger: Dust in the wind (cover)
...bereits 385 x gelesen
Durch die Allee, den Blick auf die verworrenen Kronen der Bäume gerichtet.
Immer wieder verschwamm mein Blick, getaucht in das sanfte Braun der Brillengläser.
Die wogenden Äste und tanzenden Blätter verschmolzen zu einem grün und gelb schimmernden Netz, hinter welchem der Himmel wie abertausende von goldenen Sternen strahlte.
Der Schatten hauchte mir kühl den Atem des Spätsommers ins Gesicht, der Bass dröhnte in meinen Ohren.
Ich dachte an dieses und jenes, während die Allee vorbeizog und Blicke mich verfolgten- wie sooft in den letzten Tagen.
Wie jeden Dienstag war ich wieder einmal bei ihr.
Ich saß allein am Tisch und grübelte vor mich hin, während ich aß.
Als ich mir Halva aus dem Kühlschrank nahm, dachte ich an den einen Satz, welchen zu sagen sie immer pflegt:
''Das Leben ist nicht immer Halva.''
Ich schmunzelte und während wir den ganzen Nachmittag redeten, summte dieser Satz hinter meiner Stirn und ihr verschmitztes Lächeln dazu hing in der Luft.
Eure Gleyfin
Casper: So perfekt
Michael Schulte und Max Giesinger: Dust in the wind (cover)
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Sonntag, 26. August 2012
gleyfin, 03:08h
So, in einigen Stunden geht es los.
Die Koffer sind gepackt und das mulmige Gefühl in mir wächst.
Schon lange habe ich bei niemand anderem mehr übernachtet.
Hach ja, manchmal denke ich, dass ich mein Leben einfach verschenke, es dem einsamen Dahinvegetieren überlasse.
Aber was soll ich schon tun? Es ist dieser ewige Teufelskreis, in welchem ich mich drehe und drehe.
In diesem Sinne wünsche ich Euch eine außergewöhnliche Nacht! ;)
Eure erwartungsvolle Gleyfin
P.S. Es passt gerade zwar nicht aber ich würde es gern einmal loswerden: Ich bin seit einiger Zeit am Überlegen, ob ich nicht 'ein wenig' Geld in einen kompakten, wenn möglich jedoch speicherfähigen Laptop investieren soll, welcher es mir ermöglichen würde auch unterwegs an meinen Geschichten zu schreiben.
Das handschriftliche Festhalten und spätere Abtippen wird mir auf Dauer nämlich zu viel.
Was meint Ihr?
...bereits 453 x gelesen
Die Koffer sind gepackt und das mulmige Gefühl in mir wächst.
Schon lange habe ich bei niemand anderem mehr übernachtet.
Hach ja, manchmal denke ich, dass ich mein Leben einfach verschenke, es dem einsamen Dahinvegetieren überlasse.
Aber was soll ich schon tun? Es ist dieser ewige Teufelskreis, in welchem ich mich drehe und drehe.
In diesem Sinne wünsche ich Euch eine außergewöhnliche Nacht! ;)
Eure erwartungsvolle Gleyfin
P.S. Es passt gerade zwar nicht aber ich würde es gern einmal loswerden: Ich bin seit einiger Zeit am Überlegen, ob ich nicht 'ein wenig' Geld in einen kompakten, wenn möglich jedoch speicherfähigen Laptop investieren soll, welcher es mir ermöglichen würde auch unterwegs an meinen Geschichten zu schreiben.
Das handschriftliche Festhalten und spätere Abtippen wird mir auf Dauer nämlich zu viel.
Was meint Ihr?
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Donnerstag, 16. August 2012
Charles
gleyfin, 21:49h
Es war Mittag, die Sonne brannte auf die Kleinstadt nieder.
Das Radio lief, der Nachrichten wegen.
Susan strich sich seufzend eine ihrer blonden Haarsträhnen aus der Stirn und begann, den Teig zu kneten.
''Ryan, sitz still und iss auf, bevor Mutter nach Hause kommt.''
Ryan saß unruhig am Tisch, seine Hände flogen wie Bomber über die Deutschen aus Kartoffelbrei hinweg, während er brummend Motorengeräusche imitierte.
Gerade, als die Nachrichten begannen und die neusten Berichte über die Kämpfe in Frankreich verlesen wurden, schrie Ryan theatralisch auf, sprang vom Stuhl und rannte durch das Wohnzimmer.
''Ryan! Nun setz dich hin und sei still, ich möchte das hören!''
Susan nahm ein wenig Mehl und verteilte es auf dem Teig.
''Ryan!''
Abrupt verstummte Ryan, der irgendwo im Flur verschwunden war.
Verwundert blickte Susan sich um.
Ihr Blick schweifte über die Küche und das Wohnzimmer.
Langsam ging sie durch den großen Raum in den Flur.
Ryan stand erstarrt am Fenster und blickte hinaus auf die Straße.
''Was ist?'', fragte Susan ihren kleinen Bruder und betrachtete ihn nervös.
''Was hast du?''
''Da steht ein grüner Mann und guckt zu uns rüber, Susi.''
''Was?''
Irritiert blickte Susan aus dem Fenster und schaute die Straße entlang.
Der Nachrichtensprecher war gedämpft aus der Küche zu hören, seine Stimme füllte das endlose Schweigen im Flur.
''Das kann doch nicht..''
Susans Herz setzte einen Schlag aus, bevor es schmerzhaft zu rasen begann.
Ohne zu überlegen riss sie die Haustür auf und trat auf die Veranda heraus.
Der uniformierte Mann war in flimmernd heiße Luft gehüllt.
''Charles?''
Sie stürmte die Stufen herunter und schrie freudig auf.
''Charles!''
Abrupt verlangsamte Susan ihren Schritt wieder und schlug ihre weißen Hände glücklich vor dem Mund zusammen.
Ganz langsam kam nun auch der Uniformierte auf sie zu, sein Blick war starr und müde auf sie gerichtet.
Ganz nah voreinander blieben beide stehen und beäugten einen stummen Augenblick einander.
Charles ließ seine Tasche zu Boden fallen und nahm Susan in die Arme.
Fest umklammerten sie sich, wollten einander nicht mehr loslassen und nichts sagen.
Es schien still, doch plötzlich hörte Susan ein leises Schluchzen.
Sie spürte, wie Charles zu zittern begann und sein Griff um ihre Hüften fester wurde.
Erschrocken lauschte sie seinem bitteren Weinen und spürte bald, wie heiße Tränen ihren Hals und die Schulter hinunterrannen.
Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Charles bei ihrem Wiedersehen weinen würde und sofort wusste sie, dass etwas Grausames geschehen sein musste.
''Ssscht. Darling, hör auf. Es ist endlich vorbei.''
Sie löste sich ein wenig von ihm, sodass sie in seine dunklen Augen blicken konnte und wischte ihm mit ihren mehlweißen Händen die Tränen aus dem Gesicht.
Ihr kam in den Sinn, wie Charles einst eben diese Handbewegung aufmunternd lächelnd bei ihr machte, als Susan zutiefst erschüttert von der Nachricht seiner Einberufung in den Krieg gewesen war.
Sein Blick schien leer und zu Tode erschrocken, als wäre er dem Teufel selbst begegnet.
Sanft küsste er Susan auf die Stirn und wieder umarmten sie einander innig.
Kurz war es totenstill, lediglich das Zirpen einer Zikade durchbrach die ruhende Hitze.
Susan schloss die Augen und spürte Charles Atem in ihrem Nacken und sein klopfendes Herz vor ihrer Brust.
''Susan, ich bin ein toter Mann.'', flüsterte er plötzlich an ihrem Ohr.
Tonlos.
Das Zirpen der Zikade erstarb.
''Bin nicht mehr derselbe.''
''Sag doch soetwas nicht, Liebling. Bitte.'' Nun stiegen auch Susan die Tränen in die Augen.
Und lange noch umarmten sie einander, bis Ryan auf die Veranda trat und nach seiner Susi rief.
...bereits 380 x gelesen
Das Radio lief, der Nachrichten wegen.
Susan strich sich seufzend eine ihrer blonden Haarsträhnen aus der Stirn und begann, den Teig zu kneten.
''Ryan, sitz still und iss auf, bevor Mutter nach Hause kommt.''
Ryan saß unruhig am Tisch, seine Hände flogen wie Bomber über die Deutschen aus Kartoffelbrei hinweg, während er brummend Motorengeräusche imitierte.
Gerade, als die Nachrichten begannen und die neusten Berichte über die Kämpfe in Frankreich verlesen wurden, schrie Ryan theatralisch auf, sprang vom Stuhl und rannte durch das Wohnzimmer.
''Ryan! Nun setz dich hin und sei still, ich möchte das hören!''
Susan nahm ein wenig Mehl und verteilte es auf dem Teig.
''Ryan!''
Abrupt verstummte Ryan, der irgendwo im Flur verschwunden war.
Verwundert blickte Susan sich um.
Ihr Blick schweifte über die Küche und das Wohnzimmer.
Langsam ging sie durch den großen Raum in den Flur.
Ryan stand erstarrt am Fenster und blickte hinaus auf die Straße.
''Was ist?'', fragte Susan ihren kleinen Bruder und betrachtete ihn nervös.
''Was hast du?''
''Da steht ein grüner Mann und guckt zu uns rüber, Susi.''
''Was?''
Irritiert blickte Susan aus dem Fenster und schaute die Straße entlang.
Der Nachrichtensprecher war gedämpft aus der Küche zu hören, seine Stimme füllte das endlose Schweigen im Flur.
''Das kann doch nicht..''
Susans Herz setzte einen Schlag aus, bevor es schmerzhaft zu rasen begann.
Ohne zu überlegen riss sie die Haustür auf und trat auf die Veranda heraus.
Der uniformierte Mann war in flimmernd heiße Luft gehüllt.
''Charles?''
Sie stürmte die Stufen herunter und schrie freudig auf.
''Charles!''
Abrupt verlangsamte Susan ihren Schritt wieder und schlug ihre weißen Hände glücklich vor dem Mund zusammen.
Ganz langsam kam nun auch der Uniformierte auf sie zu, sein Blick war starr und müde auf sie gerichtet.
Ganz nah voreinander blieben beide stehen und beäugten einen stummen Augenblick einander.
Charles ließ seine Tasche zu Boden fallen und nahm Susan in die Arme.
Fest umklammerten sie sich, wollten einander nicht mehr loslassen und nichts sagen.
Es schien still, doch plötzlich hörte Susan ein leises Schluchzen.
Sie spürte, wie Charles zu zittern begann und sein Griff um ihre Hüften fester wurde.
Erschrocken lauschte sie seinem bitteren Weinen und spürte bald, wie heiße Tränen ihren Hals und die Schulter hinunterrannen.
Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Charles bei ihrem Wiedersehen weinen würde und sofort wusste sie, dass etwas Grausames geschehen sein musste.
''Ssscht. Darling, hör auf. Es ist endlich vorbei.''
Sie löste sich ein wenig von ihm, sodass sie in seine dunklen Augen blicken konnte und wischte ihm mit ihren mehlweißen Händen die Tränen aus dem Gesicht.
Ihr kam in den Sinn, wie Charles einst eben diese Handbewegung aufmunternd lächelnd bei ihr machte, als Susan zutiefst erschüttert von der Nachricht seiner Einberufung in den Krieg gewesen war.
Sein Blick schien leer und zu Tode erschrocken, als wäre er dem Teufel selbst begegnet.
Sanft küsste er Susan auf die Stirn und wieder umarmten sie einander innig.
Kurz war es totenstill, lediglich das Zirpen einer Zikade durchbrach die ruhende Hitze.
Susan schloss die Augen und spürte Charles Atem in ihrem Nacken und sein klopfendes Herz vor ihrer Brust.
''Susan, ich bin ein toter Mann.'', flüsterte er plötzlich an ihrem Ohr.
Tonlos.
Das Zirpen der Zikade erstarb.
''Bin nicht mehr derselbe.''
''Sag doch soetwas nicht, Liebling. Bitte.'' Nun stiegen auch Susan die Tränen in die Augen.
Und lange noch umarmten sie einander, bis Ryan auf die Veranda trat und nach seiner Susi rief.
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Sonntag, 12. August 2012
Das Poolhaus
gleyfin, 18:00h
Sie stand am Beckenrand und betrachtete die regungslose Wasseroberfläche.
Es war kalt an diesem Nachmittag und graue Wolken spiegelten sich im kühlen Nass.
Sie atmete tief ein und blickte nach oben an die Decke aus dunklem Holz und Glas.
Wie es wäre, würde sie hinter einem Wasserfall verborgen in einer Höhle stehen und der Melodie der tropfenden Perlen lauschen, welche sich ihren Weg zwischen Gestein hindurch suchen.
Immer wieder dachte sie daran, bis eine winzige Erschütterung auf der Wasseroberfläche die klaren Spiegelbilder zerriss.
Tropfen um Tropfen folgte und mehr und mehr winzige Wellen zogen über das Becken hinweg.
An der Decke sammelten sich kristallklare Tropfen.
Sie rannen an den dunklen Balken entlang und wurden immer schwerer, bis sie hinunter zur Wasseroberfläche sausten und sich platschend mit der mächtigen Größe ihrer selbst verschmelzten.
Ihr schien, als würde allerfeinste Gischt kalt ihr Gesicht umgeben und an ihren Lippen haften.
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Es war kalt an diesem Nachmittag und graue Wolken spiegelten sich im kühlen Nass.
Sie atmete tief ein und blickte nach oben an die Decke aus dunklem Holz und Glas.
Wie es wäre, würde sie hinter einem Wasserfall verborgen in einer Höhle stehen und der Melodie der tropfenden Perlen lauschen, welche sich ihren Weg zwischen Gestein hindurch suchen.
Immer wieder dachte sie daran, bis eine winzige Erschütterung auf der Wasseroberfläche die klaren Spiegelbilder zerriss.
Tropfen um Tropfen folgte und mehr und mehr winzige Wellen zogen über das Becken hinweg.
An der Decke sammelten sich kristallklare Tropfen.
Sie rannen an den dunklen Balken entlang und wurden immer schwerer, bis sie hinunter zur Wasseroberfläche sausten und sich platschend mit der mächtigen Größe ihrer selbst verschmelzten.
Ihr schien, als würde allerfeinste Gischt kalt ihr Gesicht umgeben und an ihren Lippen haften.
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