Sonntag, 5. August 2012
Barfuß
gleyfin, 14:55h
Alles um uns herum brodelte, alles bewegte sich.
An den Tischen wurde gelacht, geredet, getrunken.
Doch wir saßen nur da und schwiegen.
Ich nahm einen Schluck von meinem Alster und betrachtete sie kurz.
Ich fragte mich, wie sie diese schweigenden Momente empfand, wie es mit einer anderen Freundin von ihr gewesen wäre.
Mein Blick schweifte über die Menschenmassen hinweg, welche sich an der Bierbräuerei vorbeidrückten.
Als wir uns auf den Weg zum Bahnhof machten, spürten wir, wie erschöpft wir waren.
Es war heiß gewesen am Nachmittag und der schwüle Abend tat der Wärme keinen Abbruch.
Sich ärgernd über unsere Schuhe schleppten wir uns durch die Stadt, in den Bahnhof und hinauf zu den Gleisen.
Nicht lange warteten wir, bis der Zug kam und wir uns stöhnend auf den verschlissenen Sitzen eines klimatisierten Abteils niederlassen konnten.
Während der Heimfahrt verdunkelte sich der Himmel, bis der Zug durch einen unendlich langen und dunklen Tunnel zu fahren schien.
Nur ab und zu zogen Lichter an den großen Fenstern vorbei.
Um uns die Zeit zu vertreiben spielten wir mit ihrem Handy herum, machten Fotos.
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto unruhiger wurde ich.
Die Sorge vor Dunkelheit und zwiespältigen Wesen, welche mir seit Kindesbeinen an eingetrichtert wird, wuchs in mir.
Eine Ansage drang mechanisch durch die Abteils und wies auf die nächste und letzte Haltestelle hin, woraufhin wir begannen, unsere Sachen zusammenzusuchen.
Der Zug wurde langsamer und mehr und mehr Lichter zogen zitternd an uns vorbei.
Hier und da saßen einige Bahnarbeiter, im Scheinwerferlicht ihrer Arbeitsstellen, und machten eine Pause.
Wir stiegen aus dem Zug, quälten uns die Treppen hinunter und zu einer anderen Freundin.
Bei ihr holten wir ein Fahrrad ab und redeten noch lange im Garten mit ihr und ihrem Bruder.
Es wurde immer später und nur Einige waren noch auf den Straßen unterwegs.
Langsam schlenderten wir in die Stadt.
Immer langsamer, bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich zog meine Schuhe aus und stopfte sie in meine Tasche.
Erleichtert atmete ich tief aus.
''Halt mal.''
Sie drückte mir den Lenker ihres Fahrrades in die Hand und tat es mir gleich.
So gingen wir beide barfuß durch die Stadt und kicherten, wenn uns irritierte Blicke zugeworfen wurden.
Als wir an der Bar vorbeikamen, war mir unwohl zumute.
Die Türen waren weit geöffnet.
Gelächter, Musik und Licht strömten auf die Straße und wie es für die Bar üblich war, saßen an vielen Tischen Gäste.
Ich erhaschte einen kurzen Blick hinter die Theke und sah ihn dort stehen, wie erwartet.
Schnell wendete ich meinen Blick wieder ab und fragte mich, ob er mich gesehen hatte.
Bald darauf verabschiedeten wir uns voneinander und ich trottete allein weiter, vorbei an der nächsten überfüllten Bar und hinein in eine dunkle Straße.
Ich führte mir vor Augen, stark und selbstbewusst zu wirken, wie ich es einst lernte.
Dreh' dich nicht zu oft um aber hab' trotzdem alles im Blick. dachte ich, als ich plötzlich eine Bewegung auf der Straße wahrnahm und erschrocken inne hielt.
Ein kleiner, langgezogener Schemen huschte kreuz und quer über den Asphalt hinweg, schien orientierungslos und ängstlich.
Ich beobachtete das kleine Etwas, bis ich erstaunt erkannte, was es war.
Was machst du denn hier? fragte ich im Gedanken, als der Fuchs nach einigen Herzschlägen letztlich im nächsten Busch verschwand.
Ich machte mich wieder auf den Weg entlang der mit orangefarbenen Lichtern gesäumten Straße.
Der kühle Stein unter meinen Fersen war befreiend und bald schien es mir, als würde nur das Patschen meiner Füße auf dem Weg die Ruhe der Vorstadt stören.
Das angsterfüllende Gefühl vor der Nacht versiebte still und leise.
Eure Gleyfin
...bereits 283 x gelesen
An den Tischen wurde gelacht, geredet, getrunken.
Doch wir saßen nur da und schwiegen.
Ich nahm einen Schluck von meinem Alster und betrachtete sie kurz.
Ich fragte mich, wie sie diese schweigenden Momente empfand, wie es mit einer anderen Freundin von ihr gewesen wäre.
Mein Blick schweifte über die Menschenmassen hinweg, welche sich an der Bierbräuerei vorbeidrückten.
Als wir uns auf den Weg zum Bahnhof machten, spürten wir, wie erschöpft wir waren.
Es war heiß gewesen am Nachmittag und der schwüle Abend tat der Wärme keinen Abbruch.
Sich ärgernd über unsere Schuhe schleppten wir uns durch die Stadt, in den Bahnhof und hinauf zu den Gleisen.
Nicht lange warteten wir, bis der Zug kam und wir uns stöhnend auf den verschlissenen Sitzen eines klimatisierten Abteils niederlassen konnten.
Während der Heimfahrt verdunkelte sich der Himmel, bis der Zug durch einen unendlich langen und dunklen Tunnel zu fahren schien.
Nur ab und zu zogen Lichter an den großen Fenstern vorbei.
Um uns die Zeit zu vertreiben spielten wir mit ihrem Handy herum, machten Fotos.
Je näher wir unserem Ziel kamen, desto unruhiger wurde ich.
Die Sorge vor Dunkelheit und zwiespältigen Wesen, welche mir seit Kindesbeinen an eingetrichtert wird, wuchs in mir.
Eine Ansage drang mechanisch durch die Abteils und wies auf die nächste und letzte Haltestelle hin, woraufhin wir begannen, unsere Sachen zusammenzusuchen.
Der Zug wurde langsamer und mehr und mehr Lichter zogen zitternd an uns vorbei.
Hier und da saßen einige Bahnarbeiter, im Scheinwerferlicht ihrer Arbeitsstellen, und machten eine Pause.
Wir stiegen aus dem Zug, quälten uns die Treppen hinunter und zu einer anderen Freundin.
Bei ihr holten wir ein Fahrrad ab und redeten noch lange im Garten mit ihr und ihrem Bruder.
Es wurde immer später und nur Einige waren noch auf den Straßen unterwegs.
Langsam schlenderten wir in die Stadt.
Immer langsamer, bis ich es nicht mehr aushielt.
Ich zog meine Schuhe aus und stopfte sie in meine Tasche.
Erleichtert atmete ich tief aus.
''Halt mal.''
Sie drückte mir den Lenker ihres Fahrrades in die Hand und tat es mir gleich.
So gingen wir beide barfuß durch die Stadt und kicherten, wenn uns irritierte Blicke zugeworfen wurden.
Als wir an der Bar vorbeikamen, war mir unwohl zumute.
Die Türen waren weit geöffnet.
Gelächter, Musik und Licht strömten auf die Straße und wie es für die Bar üblich war, saßen an vielen Tischen Gäste.
Ich erhaschte einen kurzen Blick hinter die Theke und sah ihn dort stehen, wie erwartet.
Schnell wendete ich meinen Blick wieder ab und fragte mich, ob er mich gesehen hatte.
Bald darauf verabschiedeten wir uns voneinander und ich trottete allein weiter, vorbei an der nächsten überfüllten Bar und hinein in eine dunkle Straße.
Ich führte mir vor Augen, stark und selbstbewusst zu wirken, wie ich es einst lernte.
Dreh' dich nicht zu oft um aber hab' trotzdem alles im Blick. dachte ich, als ich plötzlich eine Bewegung auf der Straße wahrnahm und erschrocken inne hielt.
Ein kleiner, langgezogener Schemen huschte kreuz und quer über den Asphalt hinweg, schien orientierungslos und ängstlich.
Ich beobachtete das kleine Etwas, bis ich erstaunt erkannte, was es war.
Was machst du denn hier? fragte ich im Gedanken, als der Fuchs nach einigen Herzschlägen letztlich im nächsten Busch verschwand.
Ich machte mich wieder auf den Weg entlang der mit orangefarbenen Lichtern gesäumten Straße.
Der kühle Stein unter meinen Fersen war befreiend und bald schien es mir, als würde nur das Patschen meiner Füße auf dem Weg die Ruhe der Vorstadt stören.
Das angsterfüllende Gefühl vor der Nacht versiebte still und leise.
Eure Gleyfin
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Mittwoch, 18. Juli 2012
365
gleyfin, 01:32h
Heute vor einem Jahr fing ich an, mit geringen Aussichten auf eine besondere Entwicklung.
Tja, und nun stehe ich hier.
Morgen mehr dazu.
Eure schlafwandelnde Gleyfin
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Tja, und nun stehe ich hier.
Morgen mehr dazu.
Eure schlafwandelnde Gleyfin
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Montag, 2. Juli 2012
Der Windfänger
gleyfin, 23:52h
Der Wind riss an seinem wehenden Umhang, seine langen, dunklen Haare peitschten ihm ins Gesicht.
Das Rauschen der tosenden Brandung unter ihm und das Heulen der Böen, welche über die spitzen Kanten der Klippe vor ihm und das hügelige Grasland hinter ihm hinwegdreschten, woben einen lärmenden Schleier, welcher ihn voll und ganz einfing und von allem löste.
Konzentriert blickte er über die unendliche See.
Sie war von unruhigem, schwarzem Gemüt.
Dunkle Wolken hingen wie Schattendämonen über ihr, zogen absurde Grimassen und jagten mit dem pfeifenden Wind über die Welt.
Sein Blick wanderte hinunter zur donnernden Gischt, welche mit jeder machtvollen Welle den unteren Teil der steilen Klippe gierig schmatzend und rauschend unter sich begrub.
Nach einer Weile schloss er die Augen und sog die kalte Luft, welche unermüdlich und eisig über sein schon taubes Gesicht hinwegfegte, tief ein.
In der tobenden Finsternis sah er nun, wie sich langsam die pulsierenden Strömungen des Windes in sanftem Blau abzeichneten und von Augenblick zu Augenblick anschwollen, stärker wurden.
Geduldig beobachtete er das Treiben der magischen Adern des wogenden Windes.
Bald öffnete er seine Augen wieder, hob
allmählich seine Arme und malte mit seinen Händen verschlungene, scheinbar unsichtbare Runen in die Luft.
Ruhig beschrieb er immer und immer wieder die alten Symbole mit ihren mal kreisenden, mal abgehackten Formen durch seine Hände und Finger in der Luft, doch nichts geschah.
Die Anstrengung ließ ihm den Schweiß warm über den Rücken laufen, die perlende Nässe auf seiner Stirn hingegen verflog kalt im weiterhin tosenden Geflecht der Winde.
Nach mehreren Versuchen ließ er seine Arme seufzend wieder sinken und betrachtete von Neuem das raue Meer.
Vereinzelte Regentropfen trafen hart sein Gesicht.
Irgendwo in der Ferne, beinahe verschlungen vom Rauschen der Urgewalten, rief jemand seinen Namen, zerriss den Schleier der Einsamkeit.
Erneut seufzte er, dann wandte er sich zum Gehen um.
...bereits 280 x gelesen
Das Rauschen der tosenden Brandung unter ihm und das Heulen der Böen, welche über die spitzen Kanten der Klippe vor ihm und das hügelige Grasland hinter ihm hinwegdreschten, woben einen lärmenden Schleier, welcher ihn voll und ganz einfing und von allem löste.
Konzentriert blickte er über die unendliche See.
Sie war von unruhigem, schwarzem Gemüt.
Dunkle Wolken hingen wie Schattendämonen über ihr, zogen absurde Grimassen und jagten mit dem pfeifenden Wind über die Welt.
Sein Blick wanderte hinunter zur donnernden Gischt, welche mit jeder machtvollen Welle den unteren Teil der steilen Klippe gierig schmatzend und rauschend unter sich begrub.
Nach einer Weile schloss er die Augen und sog die kalte Luft, welche unermüdlich und eisig über sein schon taubes Gesicht hinwegfegte, tief ein.
In der tobenden Finsternis sah er nun, wie sich langsam die pulsierenden Strömungen des Windes in sanftem Blau abzeichneten und von Augenblick zu Augenblick anschwollen, stärker wurden.
Geduldig beobachtete er das Treiben der magischen Adern des wogenden Windes.
Bald öffnete er seine Augen wieder, hob
allmählich seine Arme und malte mit seinen Händen verschlungene, scheinbar unsichtbare Runen in die Luft.
Ruhig beschrieb er immer und immer wieder die alten Symbole mit ihren mal kreisenden, mal abgehackten Formen durch seine Hände und Finger in der Luft, doch nichts geschah.
Die Anstrengung ließ ihm den Schweiß warm über den Rücken laufen, die perlende Nässe auf seiner Stirn hingegen verflog kalt im weiterhin tosenden Geflecht der Winde.
Nach mehreren Versuchen ließ er seine Arme seufzend wieder sinken und betrachtete von Neuem das raue Meer.
Vereinzelte Regentropfen trafen hart sein Gesicht.
Irgendwo in der Ferne, beinahe verschlungen vom Rauschen der Urgewalten, rief jemand seinen Namen, zerriss den Schleier der Einsamkeit.
Erneut seufzte er, dann wandte er sich zum Gehen um.
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Samstag, 23. Juni 2012
Das Badezimmerfenster
gleyfin, 15:57h
Langsam und leise schloss die die Tür, drehte den Schlüssel einmal, zweimal.
Kurz schaute sie sich im Zwielicht um, dann schlich sie zum Spiegel und lehnte sich seufzend an die gegenüberliegende Wand.
Das schattenumhüllte Gesicht war ihr nicht fremd, jedoch sah es anders aus als sonst.
Sie holte tief Luft, doch schien sie atemlos.
Steif drückte sie sich wieder von der Wand ab und öffnete das Fenster des kleinen Badezimmers.
Sie lehnte sich heraus und betrachtete die hohe Fichte, welche vor dem Fenster stand.
Das bleierne Zwielicht des wolkenbehangenen Abends verfing sich zu wabernden Schatten in den Ästen des dunklen Riesen.
Kurz setzte sie sich auf die Fensterbank, aber sie misstraute ihrem Gleichgewicht und glitt einige Atemzüge später hinein in die Dunkelheit des Badezimmers und zu Boden.
Abwesend starrte sie in die Wolken, welche wie dreckiges Blei über der windigen Welt hingen und wallend ihres Weges zogen.
Ab und zu streckte sie ihre Hand nach ihnen aus, sah Gestalten, Schelmen in der aufkommenden Dunkelheit und wollte sie greifen, berühren.
Vergebens.
Hin und wieder blickte sie zur Uhr und wünschte sich, dass dieser Augenblick kein Ende nahm.
Doch zu schnell war es an der Zeit, weiterzuleben.
Noch einmal sog sie die abendliche Luft ein,welche ihr ein Windhauch ins Gesicht trieb, dann schloss sie betrübt das Badezimmerfenster.
Eure Gleyfin
...bereits 282 x gelesen
Kurz schaute sie sich im Zwielicht um, dann schlich sie zum Spiegel und lehnte sich seufzend an die gegenüberliegende Wand.
Das schattenumhüllte Gesicht war ihr nicht fremd, jedoch sah es anders aus als sonst.
Sie holte tief Luft, doch schien sie atemlos.
Steif drückte sie sich wieder von der Wand ab und öffnete das Fenster des kleinen Badezimmers.
Sie lehnte sich heraus und betrachtete die hohe Fichte, welche vor dem Fenster stand.
Das bleierne Zwielicht des wolkenbehangenen Abends verfing sich zu wabernden Schatten in den Ästen des dunklen Riesen.
Kurz setzte sie sich auf die Fensterbank, aber sie misstraute ihrem Gleichgewicht und glitt einige Atemzüge später hinein in die Dunkelheit des Badezimmers und zu Boden.
Abwesend starrte sie in die Wolken, welche wie dreckiges Blei über der windigen Welt hingen und wallend ihres Weges zogen.
Ab und zu streckte sie ihre Hand nach ihnen aus, sah Gestalten, Schelmen in der aufkommenden Dunkelheit und wollte sie greifen, berühren.
Vergebens.
Hin und wieder blickte sie zur Uhr und wünschte sich, dass dieser Augenblick kein Ende nahm.
Doch zu schnell war es an der Zeit, weiterzuleben.
Noch einmal sog sie die abendliche Luft ein,welche ihr ein Windhauch ins Gesicht trieb, dann schloss sie betrübt das Badezimmerfenster.
Eure Gleyfin
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Sonntag, 17. Juni 2012
Zwiegespräche
gleyfin, 02:21h
''Ich denke, heute bleibe ich im Schatten liegen.''
...
''Warum schiebst du deine Liege doch in die Sonne? Ich dachte, du seist kein Sonnenwesen.''
''Ach, keine Ahnung. Du weißt doch, wie es um mich steht. Im Schatten ist es mir zu kalt, manchmal unheimlich, in der Sonne ist es mir zu heiß, manchmal zu hell.''
''Du weißt aber, es gibt nichts Halbes.''
''Ja, das weiß ich.''
...
''Und, wie ist es in der Sonne?''
''Es geht.''
''Wohl fühlst du dich also nicht?''
''Ich kann es nicht sagen. Im Moment jedenfalls.''
''Aber du solltest dich bald entscheiden.''
''Warum?''
''Na, für dich ist es wichtig. Ich merke doch, wie hin- und hergerissen du bist.''
''Aber was mag so wichtig an Licht und Schatten sein, dass ich mich entscheiden muss, vor allem in der Welt der Menschen?''
''Das darfst du mich nicht fragen, denn nur du kennst die Antwort. Sie schlummert tief in dir und eines Tages-''
''Ja, ich weiß schon, die Sache mit meinem Glauben, meinen verrückten Einbildungen.''
''Vergiss nicht deine Wünsche.''
''Das auch.''
''Und, wird es nicht zu warm?''
''Nein, heute scheint es zu gehen.''
''mhm... Schau, der Schatten kommt.''
''Er wird bestimmt kalt sein.''
''Schatten ist nicht immer schlecht, Dunkles ist nicht immer böse. Du hast eine schlechte Eigenschaft der Menschen geerbt. Dein voreingenomenes Wesen zehrt an deiner Entscheidung.''
''Tut mir leid.''
''Wozu entschuldigen? Dafür kannst du doch nichts. Doch trotz allem sollten wir nicht die Zeit außer Acht lassen, denn sie zerfließt vor unseren Augen.''
...
''Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß nicht, welches Wesen ich bin.''
''Hmm. Der Schatten hat sich schon über dein Bein gelegt. Wird es kalt?''
''Nein. Oder- ich, ich weiß es nicht. Heute ist es seltsam.''
''Soso.''
''Moment mal, meintest du vorhin nicht, dass man nicht voreingenommen sein sollte?''
''Unbedingt. Warum fragst du?''
''Weil du mich eben fragtest, ob es kalt wird. Woher willst du wissen, dass es denn kalt werden könnte?''
''Woher willst du es denn wissen?''
''Oh, ach ja.''
''Manchmal bist du wirklich eigenartig.''
''Na du aber auch!''
....
''Schau nur, wie herrlich blau der Himmel heute ist. Und das, obwohl die Sonne schon tief steht und sich der Schatten nun vollkommen über uns gelegt hat.''
''mhm... Ist es nicht verrückt? Ich könnte nicht ohne den Tag, ohne die Sonne leben. Und doch fühle ich mich irgendwie.. entblößt in den gleißenden Sonnenstrahlen und erschöpft. Des Nachts, wenn nur der Mond silbern schimmert, kann ich mich unsichtbar machen und beobachten, die Stille genießen. Doch macht die Finsternis mir Angst.''
''Die Seele und ihr Tun sind unergründbar.''
''Wie meinst du das?''
''Was denn?''
''Die Seele und ihr Tun. Was meinst du damit?''
''Denke darüber nach und schon bald wirst du es verstehen.''
''Du und deine ewig zweideutigen Antworten.''
''Dafür bin ich da.''
''Natürlich.''
...
''Nun?''
''Was?''
''Wie hast du dich entschieden?''
''Ich habe mich noch nicht entschieden.''
''Warum nicht?''
''Warum fragst du, du weißt doch genau, warum.''
''Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.''
''hmpf.''
''wie erging es dir im Schatten?''
''Es ging.''
''Na du scheinst dich ja heute richtig gut artikulieren zu können, was deine Gefühle und Empfindungen anbelangt.''
''So ist das eben mit mir.''
''Ich weiß, ich weiß.''
...bereits 365 x gelesen
...
''Warum schiebst du deine Liege doch in die Sonne? Ich dachte, du seist kein Sonnenwesen.''
''Ach, keine Ahnung. Du weißt doch, wie es um mich steht. Im Schatten ist es mir zu kalt, manchmal unheimlich, in der Sonne ist es mir zu heiß, manchmal zu hell.''
''Du weißt aber, es gibt nichts Halbes.''
''Ja, das weiß ich.''
...
''Und, wie ist es in der Sonne?''
''Es geht.''
''Wohl fühlst du dich also nicht?''
''Ich kann es nicht sagen. Im Moment jedenfalls.''
''Aber du solltest dich bald entscheiden.''
''Warum?''
''Na, für dich ist es wichtig. Ich merke doch, wie hin- und hergerissen du bist.''
''Aber was mag so wichtig an Licht und Schatten sein, dass ich mich entscheiden muss, vor allem in der Welt der Menschen?''
''Das darfst du mich nicht fragen, denn nur du kennst die Antwort. Sie schlummert tief in dir und eines Tages-''
''Ja, ich weiß schon, die Sache mit meinem Glauben, meinen verrückten Einbildungen.''
''Vergiss nicht deine Wünsche.''
''Das auch.''
''Und, wird es nicht zu warm?''
''Nein, heute scheint es zu gehen.''
''mhm... Schau, der Schatten kommt.''
''Er wird bestimmt kalt sein.''
''Schatten ist nicht immer schlecht, Dunkles ist nicht immer böse. Du hast eine schlechte Eigenschaft der Menschen geerbt. Dein voreingenomenes Wesen zehrt an deiner Entscheidung.''
''Tut mir leid.''
''Wozu entschuldigen? Dafür kannst du doch nichts. Doch trotz allem sollten wir nicht die Zeit außer Acht lassen, denn sie zerfließt vor unseren Augen.''
...
''Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß nicht, welches Wesen ich bin.''
''Hmm. Der Schatten hat sich schon über dein Bein gelegt. Wird es kalt?''
''Nein. Oder- ich, ich weiß es nicht. Heute ist es seltsam.''
''Soso.''
''Moment mal, meintest du vorhin nicht, dass man nicht voreingenommen sein sollte?''
''Unbedingt. Warum fragst du?''
''Weil du mich eben fragtest, ob es kalt wird. Woher willst du wissen, dass es denn kalt werden könnte?''
''Woher willst du es denn wissen?''
''Oh, ach ja.''
''Manchmal bist du wirklich eigenartig.''
''Na du aber auch!''
....
''Schau nur, wie herrlich blau der Himmel heute ist. Und das, obwohl die Sonne schon tief steht und sich der Schatten nun vollkommen über uns gelegt hat.''
''mhm... Ist es nicht verrückt? Ich könnte nicht ohne den Tag, ohne die Sonne leben. Und doch fühle ich mich irgendwie.. entblößt in den gleißenden Sonnenstrahlen und erschöpft. Des Nachts, wenn nur der Mond silbern schimmert, kann ich mich unsichtbar machen und beobachten, die Stille genießen. Doch macht die Finsternis mir Angst.''
''Die Seele und ihr Tun sind unergründbar.''
''Wie meinst du das?''
''Was denn?''
''Die Seele und ihr Tun. Was meinst du damit?''
''Denke darüber nach und schon bald wirst du es verstehen.''
''Du und deine ewig zweideutigen Antworten.''
''Dafür bin ich da.''
''Natürlich.''
...
''Nun?''
''Was?''
''Wie hast du dich entschieden?''
''Ich habe mich noch nicht entschieden.''
''Warum nicht?''
''Warum fragst du, du weißt doch genau, warum.''
''Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.''
''hmpf.''
''wie erging es dir im Schatten?''
''Es ging.''
''Na du scheinst dich ja heute richtig gut artikulieren zu können, was deine Gefühle und Empfindungen anbelangt.''
''So ist das eben mit mir.''
''Ich weiß, ich weiß.''
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Mittwoch, 16. Mai 2012
Wolkenbruch
gleyfin, 23:38h
Sie stand allein dort, auf diesem winzigen Stück Grün, umgeben von Straßen und Häusern.
Allein mit Regenschirm und Fahrrad unter einer Kastanie.
Die Tropfen prasselten wie Donnergroll auf den schwarzen Schirm, zersprangen, fügten sich zu Rinnsalen und flossen den dunklen Stoff hinunter, nur, um erneut in Tropfenform weiter gen Boden herabzufallen.
Der Schirm verdeckte die Sicht des Mädchens auf die Straßen, sie sah nur das frische Grün des Grases und den knisternden Regen.
Es war schwül.
Sie hielt ihre Hand aus dem schützenden Kreis des Schirms und ließ die Tropfen auf ihre Haut schlagen.
Sie waren warm, wie die Luft.
Überall um sie herum fielen die Blüten der alten Kastanie inmitten der Regentropfen zu Boden, bezwungen von der Schwere des Wassers.
Alles schien verschwommen.
Bald wurden das Grollen des Regens und das Dröhnen der Wagen auf den asphaltierten Straßen Eins, ebenso wie die Blüten und die Tropfen.
Und auch die Zeit schien verschleiert, gefangen hinter der nebelhaften Wand aus Regen.
Doch so plötzlich, wie sich der Regen über diesen kleinen Fleck Welt ergossen hatte, hörte er auch wieder auf.
Und nur einige Atemzüge später klafften riesige blaue Wunden in den grauen Wolken der Stadt.
Jäh riss die bleierne Mauer endgültig auf und Sonnenstrahlen wie auch erdrückende Hitze ergossen sich über das kleine Fleckchen Grün und dem Mädchen, welches darauf stand.
Allein unter einer Kastanie.
Eure Gleyfin
...bereits 367 x gelesen
Allein mit Regenschirm und Fahrrad unter einer Kastanie.
Die Tropfen prasselten wie Donnergroll auf den schwarzen Schirm, zersprangen, fügten sich zu Rinnsalen und flossen den dunklen Stoff hinunter, nur, um erneut in Tropfenform weiter gen Boden herabzufallen.
Der Schirm verdeckte die Sicht des Mädchens auf die Straßen, sie sah nur das frische Grün des Grases und den knisternden Regen.
Es war schwül.
Sie hielt ihre Hand aus dem schützenden Kreis des Schirms und ließ die Tropfen auf ihre Haut schlagen.
Sie waren warm, wie die Luft.
Überall um sie herum fielen die Blüten der alten Kastanie inmitten der Regentropfen zu Boden, bezwungen von der Schwere des Wassers.
Alles schien verschwommen.
Bald wurden das Grollen des Regens und das Dröhnen der Wagen auf den asphaltierten Straßen Eins, ebenso wie die Blüten und die Tropfen.
Und auch die Zeit schien verschleiert, gefangen hinter der nebelhaften Wand aus Regen.
Doch so plötzlich, wie sich der Regen über diesen kleinen Fleck Welt ergossen hatte, hörte er auch wieder auf.
Und nur einige Atemzüge später klafften riesige blaue Wunden in den grauen Wolken der Stadt.
Jäh riss die bleierne Mauer endgültig auf und Sonnenstrahlen wie auch erdrückende Hitze ergossen sich über das kleine Fleckchen Grün und dem Mädchen, welches darauf stand.
Allein unter einer Kastanie.
Eure Gleyfin
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Dienstag, 15. Mai 2012
Zurückgelesen
gleyfin, 18:52h
Es ist schon amüsant, wenn ich mich durch meine alten Einträge lese.
Man kann wirklich erkennen, wie sich alles in den letzten 301 Tagen entwickelt hat.
Meine Ausdrucksweise, die Situationen, meine Empfindungen und Gefühle etc. .
Ganz schön viel Veränderung für 301 Tage, könnte man meinen.
Doch 301 Tage werden schnell zu 365 Tagen-
ein Jahr in der Zeitrechnung der Menschen.
Und dieses eine Jahr ist für manch einen manchmal eine recht lange Zeitspanne.
Wobei Zeit ja eigentlich relativ ist.
Denn wer weiß schon, ob wir Menschen viel oder wenig Zeit haben oder ab wann eine Zeitspanne groß oder klein ist?
Mit Gewissheit kann ich zumindest von der Zeit sagen, dass sie alles und jeden auf Kurz oder Lang verändert.
Eure Gleyfin
...bereits 352 x gelesen
Man kann wirklich erkennen, wie sich alles in den letzten 301 Tagen entwickelt hat.
Meine Ausdrucksweise, die Situationen, meine Empfindungen und Gefühle etc. .
Ganz schön viel Veränderung für 301 Tage, könnte man meinen.
Doch 301 Tage werden schnell zu 365 Tagen-
ein Jahr in der Zeitrechnung der Menschen.
Und dieses eine Jahr ist für manch einen manchmal eine recht lange Zeitspanne.
Wobei Zeit ja eigentlich relativ ist.
Denn wer weiß schon, ob wir Menschen viel oder wenig Zeit haben oder ab wann eine Zeitspanne groß oder klein ist?
Mit Gewissheit kann ich zumindest von der Zeit sagen, dass sie alles und jeden auf Kurz oder Lang verändert.
Eure Gleyfin
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Sonntag, 13. Mai 2012
Hörst du's?
gleyfin, 17:15h
-Überall.
Sie sind wirklich überall.
Und ich weiß, dass sie da sind, doch will irgendetwas in mir sie nicht aufnehmen.
Das Flüstern und Tanzen, die Schatten in den Augenwinkeln, welche verschwinden, wenn ich versuche, ihnen hinterher zu blicken.
Alles ist so schrecklich laut um mich herum.
Ich kann nicht den Vögeln lauschen, ohne das mich ständig begleitende Dröhnen der Menschen im Hintergrund wahrzunehmen.
Nirgendwo kann ich in den Himmel schauen, ohne Dächer und Laternen zu sehen.
Überall sind Straßen, Menschen, polternde Maschienen.
Wieder ist etwas in mir, das versucht mich zu zerreißen.
Es sind wohl mein Glaube und der Nichtglaube meines Umfeldes.
Beide fechten in mir und es schmerzt.
Doch trotz allem bin ich mir sicher, dass existiert, woran ich glaube.
Und dass ich von überall her Zeichen bekomme.
Laut und leise.
Nur will irgendetwas in mir es einfach nicht wahrhaben.
Oft wünschte ich mir in den letzten Wochen, einfach allein zu sein.
Tief in einem fernen Wald und ohne Gedächtnis.
Nur für einen Tag.
Der Wald mit seinen liedersingenden Vögeln, der Himmel und ich.
...bereits 292 x gelesen
Sie sind wirklich überall.
Und ich weiß, dass sie da sind, doch will irgendetwas in mir sie nicht aufnehmen.
Das Flüstern und Tanzen, die Schatten in den Augenwinkeln, welche verschwinden, wenn ich versuche, ihnen hinterher zu blicken.
Alles ist so schrecklich laut um mich herum.
Ich kann nicht den Vögeln lauschen, ohne das mich ständig begleitende Dröhnen der Menschen im Hintergrund wahrzunehmen.
Nirgendwo kann ich in den Himmel schauen, ohne Dächer und Laternen zu sehen.
Überall sind Straßen, Menschen, polternde Maschienen.
Wieder ist etwas in mir, das versucht mich zu zerreißen.
Es sind wohl mein Glaube und der Nichtglaube meines Umfeldes.
Beide fechten in mir und es schmerzt.
Doch trotz allem bin ich mir sicher, dass existiert, woran ich glaube.
Und dass ich von überall her Zeichen bekomme.
Laut und leise.
Nur will irgendetwas in mir es einfach nicht wahrhaben.
Oft wünschte ich mir in den letzten Wochen, einfach allein zu sein.
Tief in einem fernen Wald und ohne Gedächtnis.
Nur für einen Tag.
Der Wald mit seinen liedersingenden Vögeln, der Himmel und ich.
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Dienstag, 7. Februar 2012
Das hässliche Entlein
gleyfin, 00:13h
Das eisige Wasser rann über ihr Gesicht, ihre Hände waren starr vor Kälte.
Sie stellte das Wasser ab, blickte träge in den Spiegel und sah in ein ihr beinahe unbekannt gewordenes Gesicht.
Es war rot und geschwollen und blinzelte ihr mit dunklen Augen müde entgegen.
Seufzend trocknete sie ihre Hände und das Gesicht und schlich beklommen die knarrenden Stufen hinunter.
Eine halbe Stunde hatte sie ihr standhalten können.
Ihren bohrenden Fragen, ihren Drohungen, ihren Vorwürfen, ihrem Gezerre.
Sie wusste nicht, ob der Satz
''Ich habe dir so viel gegeben und jetzt erwarte ich lediglich von dir, dass du mit uns beiden spazieren gehst, als winzige Gegenleistung.'' letztendlich ihren Drang unbeugsam zu bleiben verweichlichen ließ oder ob es schlichtweg das Verlieren ihrer Lust am Stursein war, welche sie mit weinerlicher Stimme
''Ich komme mit.'' hauchen ließ.
Unendlich langsam zog sie sich an, während sie versuchte, Gedanken und Tränen der Wut zu verdrängen.
Den Schirm ihrer Mütze zog sie sich weit ins Gesicht und blendete alles aus, als sie ins Freie trat.
Die Blicke, die Kälte, den Sonnenschein.
Apathisch ließ sie sich in den Wagen fallen und sank in sich zusammen.
Türen knallten.
Stirnrunzelnd starrte sie auf das Armaturenbrett, denn weiter erlaubte es ihr die Mütze nicht.
''Ich glaube, die Tür hinten ist noch auf.'' hörte sie eine verschwommene Stimme in der Ferne sagen.
Wieder ein Türknallen.
Plötzlich herrschte Stille.
Sie hörte ihre Gedanken wüten, fühlte, wie sie mit aller Kraft versuchten, den nächsten Zusammenbruch herbeizuführen.
''Hey.'' Sie spürte, wie sie etwas in den Arm knuffte.
''Hey!'' Ein Schubser folgte.
Wütend schob sie den Arm ihrer Mutter von sich.
''Lass das! Bitte.'' hauchte sie schrill.
Erneut knallte eine Tür, der Wagen setzte sich in Bewegung.
Die ganze Fahrt über war sie nicht imstande, an irgendetwas zu denken. Ständige Angst drohte ihr, würde sie wieder in Tränen ausbrechen.
Sie wollte nicht als labiles Häufchen autoagressiver Depression darstehen.
So war ihr Blick für gefühlte Ewigkeiten auf das Armaturenbrett gerichtet, und doch schaute sie nur ins Leere.
Bald kam der Wagen zum Halten und zerrte sie aus ihrer Versunkenheit.
Kurz erhaschte sie einen Blick auf eine breite, unebene Straße, welche gesäumt von einigen Bäumen dalag. Am Ende dieser Straße funkelten die Sonnenstrahlen auf einem riesigen, mit Schnee bedeckten Maisfeld.
Sie stiegen aus und trotteten die Straße entlang. Immer noch war ihre Mütze tief ins Gesicht gezogen und verbarg sie vor den Blicken der anderen.
Während die anderen redeten, über Häuser, torkelte sie ihnen in einigen Metern Entfernung mit gesenktem Haupt hinterher, starrte auf die Straße.
Ab und zu, wenn ihre Mutter sich zu ihr wandte um zu warten, drehte sie sich weg, hob den Kopf und betrachtete eines der vielen prachtvollen Häuser.
Einmal kam sie zu ihr und hakte sich bei ihr ein, versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken, zog sie zu der anderen rüber.
''Hör auf. Lass das! Du hast gesagt, du lässt mich in Ruhe!'' flüsterte sie wutentbrannt und erwiderte das Einhaken nicht.
Am Ende der Straße angelangt fragten sie sich, in welche Richtung es gehen solle.
Als sie gefragt wurde, zuckte sie lediglich die Schultern, immer noch mit gesenktem Blick.
Nach erneutem Fragen deutete sie mit einem Kopfnicken genervt auf einen verschneiten Feldweg.
So begannen sie, sich durch den gefrorenen Schnee zu kämpfen.
Wieder blieb sie einige Meter zurück, schlenderte mürrisch dahin.
Und wieder wandte ihre Mutter sich andauernd um, wartete auf sie, bis sie näher herangekommen war, um dann wieder weiterzustapfen.
Dann hielt sie immer an und wartete einige Augenblicke, bis die Entfernung wieder groß genug war.
In diesen Augenblicken des Wartens schweifte ihr Blick dann und wann über die großen Maisfelder. Zu ihrer Entäuchung war, egal, wohin sie dann blickte, ein Zeichen der Menschen zu erspähen.
Ein Haus, ein Schild, die Felder selbst.
Und ab und zu, wenn sie wartete oder gedankenverloren dahinstapfte und der gefrorene Schnee unter den Sohlen ihrer Schuhe knirschte, hauchte eisige Luft seicht über ihre Wangen hinweg und brachte die verdorrten Blätter des letzten Jahres, welche vereinzelt an den säumenden Büschen des Feldweges hingen, zum Rauschen.
Als die beiden plötzlich stehen blieben, um sich an einer zugefrorenen Fütze zu belustigen, und sie gezwungenermaßen nähertreten musste, drang von Osten her ein zittriger Klang an ihre Ohren.
Langsam drehte sie sich und spähte angestrengt über die Felder zurück zu den gewaltigen Häusern, welche allmählich zwischen den kahlen Ästen der Bäume verschwammen.
Es war Musik, welche leise über den von Osten blasenden Wind und die Weite des Feldes strich.
Des Lärmes der beiden wegen verstand sie keine Worte, hörte keine klare Melodie erklingen und doch war sie sich sicher, dass es Musik war.
''Willst du auch mal versuchen, ob deine Stiefel auf dem Eis rutschen?'', fragte ihre Mutter, als wäre nie etwas gewesen -wie sie es immer so gut konnte- und ließ die zarten Töne verstummen.
Sie schüttelte den Kopf, nachdem sie ihren Blick wieder gesenkt hatte.
''Na komm!''
Sie seufzte und versuchte lustlos, über die Eisfläche zu rutschen, vergebens.
Sie gingen weiter und bald endete auch dieser Weg.
Ein Fluss, welcher leise seines Weges floss und ein schimmerndes Gewand aus gleißendem Licht trug, sollte ihr Wegweiser sein.
So trotteten sie flussaufwärts zurück.
Wie immer schlich sie weiter hinten umher, erklamm einen kleinen Hügel und blickte den Fluss empor.
Nun bließ der Ostwind ihnen klirrend entgegen, füllte beißend ihre Lungen und färbte Wangen und Ohren nach und nach rot.
Als sie dort oben stand grübelte sie über alles ein wenig nach, was sie so sehr aufgeregt hatte und bemerkte, dass ihr keine Tränen kamen.
So dachte sie, dass es ihr ein wenig besser ging, während sie ihren Blick über die absurd stille Landschaft gleiten ließ.
Weiter hinten erspähte sie eine Schneefläche auf dem eigentlich nicht vorhandenen Weg und beschloss, diese zu überqueren.
Sie kam den kleinen Hügel hinab und eilte auf die Fläche zu.
Als sie den ersten Schritt auf die weiße Fläche tat, brach diese knarrend unter ihrem Fuß weg und sank einige Zentimeter tief in das spröde Gras.
Noch einmal setzte sie einen Fuß auf die dünne Platte und ließ sie wieder zerkrachen.
Seltsamerweise musste sie lächeln.
Bald schon, als ihre Mutter sich zum wiederholten Male umdrehte und ihre Tochter sich dadurch unglaublich gestört fühlte, sah sie, was sie hinten trieb und tat es ihr einige Schritte weiter vorne gleich.
So stampften sie bald zu dritt die kleinen Löcher in das Eis, meist jedoch mit einigem Abstand voneinander.
Und während sie gingen, rutschte langsam der Schirm ihrer Mütze nach oben, mit jedem Schritt fühlte sie sich ein wenig freier.
Nun, wo sie wieder nachdenken konnte, ohne in Tränen auszubrechen, überlegte sie, was sie an sich endlich ändern konnte, denn ein Satz ihrer Mutter aus dem Streit vom Morgen quälte sie plötzlich sehr:
''Wenn du dich jetzt nicht änderst, dich nicht öffnest, wirst du schon bald so sein wie ER!''
Optimismus und Tatendrang blühten sacht in ihr und so beschloss sie, daheim eine Liste zu erstellen und versank bald ganz in ihren Gedanken.
Nach einiger Zeit blieben die beiden erneut abrupt stehen und starrten auf den Fluss zu ihrer Rechten.
''Ein Schwan!'', quietschte die Stimme der Einen und erregte, die Versunkenheit zerfließen lassend, ihre Aufmerksamkeit.
Neugierig lugte sie unter dem Schimr ihrer Mütze hervor, als sie neben den beiden zwischen lichten Bäumen zum Stehen gekommen war und erblickte auf dem Fluss einen einzigen Schwan, welcher lautlos und majestätisch seine Runden an einer zugefrorenen Bachmündung drehte.
Der Anblick dieses prächtigen Tieres in seinem blütenweißen Gefieder ließ sie erstarren.
Sie hörte nur noch ihre Mutter
''Das wäre ein tolles Bild. Schade, dass ihr die Kameras nicht mitgenommen habt.'', flüstern, dann verschwamm alles, nur der einsame Schwan im schimmernden Wasser stach ihr scharf in die Augen.
Veträumt beobachtete sie ihn, wie er sein Gefieder putzte und ab und zu scheinbar vergebens Ausschau hielt.
Sofort kam in ihr die Geschichte des hässlichen Entleins hervor und sie fragte sich, ob sie nicht auch eines sei.
Ob der Schwan nicht ein Zeichen sei, für irgendetwas.
Lange starrte sie den Schwan an, doch bald legten sich von hinten Arme um ihre Schultern, zogen sie sanft weg.
''Komm, wir wollen noch zum Wehr gehen.'', tönte die Stimme ihrer Mutter aus der Ferne, ließ das verschwommene Tuch der Vergessenheit fallen und nur einen Wimpernschlag später hörte sie das Rauschen des Wassers in der Nähe, nahm es erst jetzt richtig wahr.
Sie hakte sich erneut bei ihrer Tochter ein und dieses Mal störte es sie nicht, jedoch erwiderte sie dies auch nicht.
Während sie sich wieder auf den Weg machten, weiter zum kleinen Wehr, kam ihnen eine Familie entgegen und zerriss diesen seltsamen, verträumt malerischen Schleier, welcher über ihnen gehangen hatte.
Nachdem sie einige Augenblicke dem Spiel der sich kräuselnden Wellen gefolgt waren und sie noch einmal den Schwan von der Brücke aus betrachtet hatte, schlenderten sie langsam zurück zum Wagen.
Wieder ging sie ein wenig Abseits, doch plötzlich tauchte das Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf.
Sie zog die Mütze nach oben, legte ihre Stirn an den Schirm und lächelte ihrer Tochter ins Gesicht.
''Hör auf.'', erwiderte sie lächelnd, während sie bei sich dachte, dass sie nie lange ernst bleiben konnte. Doch nachtragend war sie trotz allem stets für lange Zeit..
Eure Gleyfin
...bereits 374 x gelesen
Sie stellte das Wasser ab, blickte träge in den Spiegel und sah in ein ihr beinahe unbekannt gewordenes Gesicht.
Es war rot und geschwollen und blinzelte ihr mit dunklen Augen müde entgegen.
Seufzend trocknete sie ihre Hände und das Gesicht und schlich beklommen die knarrenden Stufen hinunter.
Eine halbe Stunde hatte sie ihr standhalten können.
Ihren bohrenden Fragen, ihren Drohungen, ihren Vorwürfen, ihrem Gezerre.
Sie wusste nicht, ob der Satz
''Ich habe dir so viel gegeben und jetzt erwarte ich lediglich von dir, dass du mit uns beiden spazieren gehst, als winzige Gegenleistung.'' letztendlich ihren Drang unbeugsam zu bleiben verweichlichen ließ oder ob es schlichtweg das Verlieren ihrer Lust am Stursein war, welche sie mit weinerlicher Stimme
''Ich komme mit.'' hauchen ließ.
Unendlich langsam zog sie sich an, während sie versuchte, Gedanken und Tränen der Wut zu verdrängen.
Den Schirm ihrer Mütze zog sie sich weit ins Gesicht und blendete alles aus, als sie ins Freie trat.
Die Blicke, die Kälte, den Sonnenschein.
Apathisch ließ sie sich in den Wagen fallen und sank in sich zusammen.
Türen knallten.
Stirnrunzelnd starrte sie auf das Armaturenbrett, denn weiter erlaubte es ihr die Mütze nicht.
''Ich glaube, die Tür hinten ist noch auf.'' hörte sie eine verschwommene Stimme in der Ferne sagen.
Wieder ein Türknallen.
Plötzlich herrschte Stille.
Sie hörte ihre Gedanken wüten, fühlte, wie sie mit aller Kraft versuchten, den nächsten Zusammenbruch herbeizuführen.
''Hey.'' Sie spürte, wie sie etwas in den Arm knuffte.
''Hey!'' Ein Schubser folgte.
Wütend schob sie den Arm ihrer Mutter von sich.
''Lass das! Bitte.'' hauchte sie schrill.
Erneut knallte eine Tür, der Wagen setzte sich in Bewegung.
Die ganze Fahrt über war sie nicht imstande, an irgendetwas zu denken. Ständige Angst drohte ihr, würde sie wieder in Tränen ausbrechen.
Sie wollte nicht als labiles Häufchen autoagressiver Depression darstehen.
So war ihr Blick für gefühlte Ewigkeiten auf das Armaturenbrett gerichtet, und doch schaute sie nur ins Leere.
Bald kam der Wagen zum Halten und zerrte sie aus ihrer Versunkenheit.
Kurz erhaschte sie einen Blick auf eine breite, unebene Straße, welche gesäumt von einigen Bäumen dalag. Am Ende dieser Straße funkelten die Sonnenstrahlen auf einem riesigen, mit Schnee bedeckten Maisfeld.
Sie stiegen aus und trotteten die Straße entlang. Immer noch war ihre Mütze tief ins Gesicht gezogen und verbarg sie vor den Blicken der anderen.
Während die anderen redeten, über Häuser, torkelte sie ihnen in einigen Metern Entfernung mit gesenktem Haupt hinterher, starrte auf die Straße.
Ab und zu, wenn ihre Mutter sich zu ihr wandte um zu warten, drehte sie sich weg, hob den Kopf und betrachtete eines der vielen prachtvollen Häuser.
Einmal kam sie zu ihr und hakte sich bei ihr ein, versuchte, ihr ins Gesicht zu blicken, zog sie zu der anderen rüber.
''Hör auf. Lass das! Du hast gesagt, du lässt mich in Ruhe!'' flüsterte sie wutentbrannt und erwiderte das Einhaken nicht.
Am Ende der Straße angelangt fragten sie sich, in welche Richtung es gehen solle.
Als sie gefragt wurde, zuckte sie lediglich die Schultern, immer noch mit gesenktem Blick.
Nach erneutem Fragen deutete sie mit einem Kopfnicken genervt auf einen verschneiten Feldweg.
So begannen sie, sich durch den gefrorenen Schnee zu kämpfen.
Wieder blieb sie einige Meter zurück, schlenderte mürrisch dahin.
Und wieder wandte ihre Mutter sich andauernd um, wartete auf sie, bis sie näher herangekommen war, um dann wieder weiterzustapfen.
Dann hielt sie immer an und wartete einige Augenblicke, bis die Entfernung wieder groß genug war.
In diesen Augenblicken des Wartens schweifte ihr Blick dann und wann über die großen Maisfelder. Zu ihrer Entäuchung war, egal, wohin sie dann blickte, ein Zeichen der Menschen zu erspähen.
Ein Haus, ein Schild, die Felder selbst.
Und ab und zu, wenn sie wartete oder gedankenverloren dahinstapfte und der gefrorene Schnee unter den Sohlen ihrer Schuhe knirschte, hauchte eisige Luft seicht über ihre Wangen hinweg und brachte die verdorrten Blätter des letzten Jahres, welche vereinzelt an den säumenden Büschen des Feldweges hingen, zum Rauschen.
Als die beiden plötzlich stehen blieben, um sich an einer zugefrorenen Fütze zu belustigen, und sie gezwungenermaßen nähertreten musste, drang von Osten her ein zittriger Klang an ihre Ohren.
Langsam drehte sie sich und spähte angestrengt über die Felder zurück zu den gewaltigen Häusern, welche allmählich zwischen den kahlen Ästen der Bäume verschwammen.
Es war Musik, welche leise über den von Osten blasenden Wind und die Weite des Feldes strich.
Des Lärmes der beiden wegen verstand sie keine Worte, hörte keine klare Melodie erklingen und doch war sie sich sicher, dass es Musik war.
''Willst du auch mal versuchen, ob deine Stiefel auf dem Eis rutschen?'', fragte ihre Mutter, als wäre nie etwas gewesen -wie sie es immer so gut konnte- und ließ die zarten Töne verstummen.
Sie schüttelte den Kopf, nachdem sie ihren Blick wieder gesenkt hatte.
''Na komm!''
Sie seufzte und versuchte lustlos, über die Eisfläche zu rutschen, vergebens.
Sie gingen weiter und bald endete auch dieser Weg.
Ein Fluss, welcher leise seines Weges floss und ein schimmerndes Gewand aus gleißendem Licht trug, sollte ihr Wegweiser sein.
So trotteten sie flussaufwärts zurück.
Wie immer schlich sie weiter hinten umher, erklamm einen kleinen Hügel und blickte den Fluss empor.
Nun bließ der Ostwind ihnen klirrend entgegen, füllte beißend ihre Lungen und färbte Wangen und Ohren nach und nach rot.
Als sie dort oben stand grübelte sie über alles ein wenig nach, was sie so sehr aufgeregt hatte und bemerkte, dass ihr keine Tränen kamen.
So dachte sie, dass es ihr ein wenig besser ging, während sie ihren Blick über die absurd stille Landschaft gleiten ließ.
Weiter hinten erspähte sie eine Schneefläche auf dem eigentlich nicht vorhandenen Weg und beschloss, diese zu überqueren.
Sie kam den kleinen Hügel hinab und eilte auf die Fläche zu.
Als sie den ersten Schritt auf die weiße Fläche tat, brach diese knarrend unter ihrem Fuß weg und sank einige Zentimeter tief in das spröde Gras.
Noch einmal setzte sie einen Fuß auf die dünne Platte und ließ sie wieder zerkrachen.
Seltsamerweise musste sie lächeln.
Bald schon, als ihre Mutter sich zum wiederholten Male umdrehte und ihre Tochter sich dadurch unglaublich gestört fühlte, sah sie, was sie hinten trieb und tat es ihr einige Schritte weiter vorne gleich.
So stampften sie bald zu dritt die kleinen Löcher in das Eis, meist jedoch mit einigem Abstand voneinander.
Und während sie gingen, rutschte langsam der Schirm ihrer Mütze nach oben, mit jedem Schritt fühlte sie sich ein wenig freier.
Nun, wo sie wieder nachdenken konnte, ohne in Tränen auszubrechen, überlegte sie, was sie an sich endlich ändern konnte, denn ein Satz ihrer Mutter aus dem Streit vom Morgen quälte sie plötzlich sehr:
''Wenn du dich jetzt nicht änderst, dich nicht öffnest, wirst du schon bald so sein wie ER!''
Optimismus und Tatendrang blühten sacht in ihr und so beschloss sie, daheim eine Liste zu erstellen und versank bald ganz in ihren Gedanken.
Nach einiger Zeit blieben die beiden erneut abrupt stehen und starrten auf den Fluss zu ihrer Rechten.
''Ein Schwan!'', quietschte die Stimme der Einen und erregte, die Versunkenheit zerfließen lassend, ihre Aufmerksamkeit.
Neugierig lugte sie unter dem Schimr ihrer Mütze hervor, als sie neben den beiden zwischen lichten Bäumen zum Stehen gekommen war und erblickte auf dem Fluss einen einzigen Schwan, welcher lautlos und majestätisch seine Runden an einer zugefrorenen Bachmündung drehte.
Der Anblick dieses prächtigen Tieres in seinem blütenweißen Gefieder ließ sie erstarren.
Sie hörte nur noch ihre Mutter
''Das wäre ein tolles Bild. Schade, dass ihr die Kameras nicht mitgenommen habt.'', flüstern, dann verschwamm alles, nur der einsame Schwan im schimmernden Wasser stach ihr scharf in die Augen.
Veträumt beobachtete sie ihn, wie er sein Gefieder putzte und ab und zu scheinbar vergebens Ausschau hielt.
Sofort kam in ihr die Geschichte des hässlichen Entleins hervor und sie fragte sich, ob sie nicht auch eines sei.
Ob der Schwan nicht ein Zeichen sei, für irgendetwas.
Lange starrte sie den Schwan an, doch bald legten sich von hinten Arme um ihre Schultern, zogen sie sanft weg.
''Komm, wir wollen noch zum Wehr gehen.'', tönte die Stimme ihrer Mutter aus der Ferne, ließ das verschwommene Tuch der Vergessenheit fallen und nur einen Wimpernschlag später hörte sie das Rauschen des Wassers in der Nähe, nahm es erst jetzt richtig wahr.
Sie hakte sich erneut bei ihrer Tochter ein und dieses Mal störte es sie nicht, jedoch erwiderte sie dies auch nicht.
Während sie sich wieder auf den Weg machten, weiter zum kleinen Wehr, kam ihnen eine Familie entgegen und zerriss diesen seltsamen, verträumt malerischen Schleier, welcher über ihnen gehangen hatte.
Nachdem sie einige Augenblicke dem Spiel der sich kräuselnden Wellen gefolgt waren und sie noch einmal den Schwan von der Brücke aus betrachtet hatte, schlenderten sie langsam zurück zum Wagen.
Wieder ging sie ein wenig Abseits, doch plötzlich tauchte das Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf.
Sie zog die Mütze nach oben, legte ihre Stirn an den Schirm und lächelte ihrer Tochter ins Gesicht.
''Hör auf.'', erwiderte sie lächelnd, während sie bei sich dachte, dass sie nie lange ernst bleiben konnte. Doch nachtragend war sie trotz allem stets für lange Zeit..
Eure Gleyfin
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Donnerstag, 29. Dezember 2011
Das Brot
gleyfin, 20:52h
Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt.
''Das Brot'' von Wolfgang Borchert, eine Kurzgeschichte, geschrieben kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges (der Trümmerliteratur angehörend, wenn ich mich nicht irre).
Gerade habe ich zwischen meinem Papierkram aus der 10. Klasse etwas gefunden -obwohl ich eigentlich saubermachen müsste.
Wir hatten einmal die Aufgabe, nach der Interpretation der Kurzgeschichte eine Fortsetzung zu verfassen, 2 Jahre nach den Geschehnissen, glaube ich.
Meine ist aus der Sicht der alten Ehefrau geschrieben:
''Erinnerst du dich noch an die eine Nacht?''
Gedankenverloren greife ich nach einer Scheibe trockenem Brot und drücke sie mit Daumen und zwei Fingern zusammen.
Kauend blickt er von der großen, abgegriffenen Zeitung hoch.
''Was?''
''Du weißt schon, die eine Nacht kurz nach dem Krieg.''
Stirnrunzelnd legt er seine Lektüre beiseite und scheint kurz nachzudenken. Dann sagt er langsam:
''Es gab viele Nächte nach dem Krieg. Schlimme Nächte. Soetwas verdrängt man für gewöhnlich.''
Er greift nach seinem Becher, trinkt einen Schluck faden Kaffee und zieht eine faltenreiche Grimasse.
Dann beginnt er, auf dem Küchentisch zu suchen. Wahrscheinlich den Zucker.
Ich frage mich, ob er weiß, wovon ich rede, oder ob er sich wirklich nicht mehr erinnern kann. Vielleicht lächle ich müde, ich weiß es nicht genau.
Ich lege das Brot auf mein Schneidebrett und beobachte ihn.
''Ah, hier ist er ja!'' Grinsend holt er sich ein kleines Stück Zucker aus dem alten Blechbecher.
Ich tue, als hätte ich sein Gerede über schlimme Nächte nicht gehört und fahre, getrieben von meiner Neugierde, fort:
''Es war etwas in der Küche. Weißt du noch? Es war spät. Du hast etwas in der Küche gehört. Und ich habe dich gehört.''
Wieder legt er seine ohnehin schon runzelige Stirn in Falten und während er sein Brot mit Wurst, welche schon ein wenig vertrocknet ist, belegt, verzieht er sein Gesicht im Nachdenken immer weiter.
''Ja... Ja, du hast Recht. Irgendetwas war da... damals.''
Er nimmt einen Bissen von seiner Wurststulle und greift wieder nach seinem Kaffee.
Ich überlege kurz, ob ich ihn weiter fragen soll, doch mit seiner Stimme, welche plötzlich weit entfernt zu sein scheint, verwischen auch meine Gedanken.
Irritiert blinzle ich ihm nach einigen Augenblicken entgegen:
''Wie bitte, was hast du gesagt?'', frage ich matt.
''Worum es denn geht?'', wiederholt er ruhig.
Draußen zwitschert ein Vogel. Der erste an diesem Morgen. Erst jetzt bemerke ich, was für ein wunderschöner Tag auf uns wartet und wie die Sonne schon jetzt am frühen Morgen schimmernd die kleine Küche und den Flur in warmem Gelb erstrahlen lässt. Ich beschließe, diese alte Geschichte auf sich beruhen zu lassen, um diesen Augenblick zu wahren und sage:
''Ach, um nichts. Es geht um nichts. Ist mir gerade nur so in den Sinn gekommen.'' Ich greife nach dem bisschen selbstgekochte Erdbeermarmelade. Er fängt an zu lachen und erwidert fröhlich:
''Ich kenne dich nun schon lange genug, um zu wissen, dass du nie irgendetwas 'einfach so' wissen willst. Aber gut, so sind die Frauen nunmal.''
Kopfschüttelnd lächle ich und blicke ihm in die Augen. Die Sonnenstrahlen umhüllen sanft sein Gesicht und plötzlich sieht er so jung und zufrieden aus, nicht zu vergleichen mit damals.
Ein schiefes Lächeln lässt ihn noch heller strahlen und mit einem Mal ist alles vergessen. Er ist ein guter Mann, sage ich mir im Stillen, greife nach seiner Hand und flüstere leise:
''Brot ist nur Brot.''
Hm, ganz niedlich, finde ich.
Beim Abschreiben habe ich bemerkt, dass es noch nicht so ganz meinem jetzigen Schreibstil entsprach (ich habe auch hier und da mal ein Wort verändert etc.).
Tja, das sollte nur mal gesagt sein. :)
Eure Gleyfin
P.S. Hilfe, wo bleibt die Zeit?!?!
...bereits 453 x gelesen
''Das Brot'' von Wolfgang Borchert, eine Kurzgeschichte, geschrieben kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges (der Trümmerliteratur angehörend, wenn ich mich nicht irre).
Gerade habe ich zwischen meinem Papierkram aus der 10. Klasse etwas gefunden -obwohl ich eigentlich saubermachen müsste.
Wir hatten einmal die Aufgabe, nach der Interpretation der Kurzgeschichte eine Fortsetzung zu verfassen, 2 Jahre nach den Geschehnissen, glaube ich.
Meine ist aus der Sicht der alten Ehefrau geschrieben:
''Erinnerst du dich noch an die eine Nacht?''
Gedankenverloren greife ich nach einer Scheibe trockenem Brot und drücke sie mit Daumen und zwei Fingern zusammen.
Kauend blickt er von der großen, abgegriffenen Zeitung hoch.
''Was?''
''Du weißt schon, die eine Nacht kurz nach dem Krieg.''
Stirnrunzelnd legt er seine Lektüre beiseite und scheint kurz nachzudenken. Dann sagt er langsam:
''Es gab viele Nächte nach dem Krieg. Schlimme Nächte. Soetwas verdrängt man für gewöhnlich.''
Er greift nach seinem Becher, trinkt einen Schluck faden Kaffee und zieht eine faltenreiche Grimasse.
Dann beginnt er, auf dem Küchentisch zu suchen. Wahrscheinlich den Zucker.
Ich frage mich, ob er weiß, wovon ich rede, oder ob er sich wirklich nicht mehr erinnern kann. Vielleicht lächle ich müde, ich weiß es nicht genau.
Ich lege das Brot auf mein Schneidebrett und beobachte ihn.
''Ah, hier ist er ja!'' Grinsend holt er sich ein kleines Stück Zucker aus dem alten Blechbecher.
Ich tue, als hätte ich sein Gerede über schlimme Nächte nicht gehört und fahre, getrieben von meiner Neugierde, fort:
''Es war etwas in der Küche. Weißt du noch? Es war spät. Du hast etwas in der Küche gehört. Und ich habe dich gehört.''
Wieder legt er seine ohnehin schon runzelige Stirn in Falten und während er sein Brot mit Wurst, welche schon ein wenig vertrocknet ist, belegt, verzieht er sein Gesicht im Nachdenken immer weiter.
''Ja... Ja, du hast Recht. Irgendetwas war da... damals.''
Er nimmt einen Bissen von seiner Wurststulle und greift wieder nach seinem Kaffee.
Ich überlege kurz, ob ich ihn weiter fragen soll, doch mit seiner Stimme, welche plötzlich weit entfernt zu sein scheint, verwischen auch meine Gedanken.
Irritiert blinzle ich ihm nach einigen Augenblicken entgegen:
''Wie bitte, was hast du gesagt?'', frage ich matt.
''Worum es denn geht?'', wiederholt er ruhig.
Draußen zwitschert ein Vogel. Der erste an diesem Morgen. Erst jetzt bemerke ich, was für ein wunderschöner Tag auf uns wartet und wie die Sonne schon jetzt am frühen Morgen schimmernd die kleine Küche und den Flur in warmem Gelb erstrahlen lässt. Ich beschließe, diese alte Geschichte auf sich beruhen zu lassen, um diesen Augenblick zu wahren und sage:
''Ach, um nichts. Es geht um nichts. Ist mir gerade nur so in den Sinn gekommen.'' Ich greife nach dem bisschen selbstgekochte Erdbeermarmelade. Er fängt an zu lachen und erwidert fröhlich:
''Ich kenne dich nun schon lange genug, um zu wissen, dass du nie irgendetwas 'einfach so' wissen willst. Aber gut, so sind die Frauen nunmal.''
Kopfschüttelnd lächle ich und blicke ihm in die Augen. Die Sonnenstrahlen umhüllen sanft sein Gesicht und plötzlich sieht er so jung und zufrieden aus, nicht zu vergleichen mit damals.
Ein schiefes Lächeln lässt ihn noch heller strahlen und mit einem Mal ist alles vergessen. Er ist ein guter Mann, sage ich mir im Stillen, greife nach seiner Hand und flüstere leise:
''Brot ist nur Brot.''
Hm, ganz niedlich, finde ich.
Beim Abschreiben habe ich bemerkt, dass es noch nicht so ganz meinem jetzigen Schreibstil entsprach (ich habe auch hier und da mal ein Wort verändert etc.).
Tja, das sollte nur mal gesagt sein. :)
Eure Gleyfin
P.S. Hilfe, wo bleibt die Zeit?!?!
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