Samstag, 13. August 2011
Distanziert
gleyfin, 04:35h
Ich musste ja unbedingt ''Ja'' sagen! Weil ich nicht wollte, dass sie sich alleine bei dieser Verräterin, welche uns an einigen der wichtigsten Tage unserer Leben im Stich ließ, zu Hause langweilt. Und dann waren wir doch zu 6. . Ich tue, als würde ich mich freuen, als der Erste kommt. Ich grüße und lächle zuckersüß und wir umarmen uns freundschafltich, obwohl wir nie Freunde waren, jedenfalls keine echten. Als die beiden nächsten kommen, bin ich sprachlos, wütend und unendlich enttäuscht. Auch den zweiten Jungen kenne ich nicht, obwohl wir 6 lange Jahre wieder und wieder zusammen in denselben Räumen verbrachten. Das Mädchen, welches aus seinem Auto steigt, hat ihn während des Balls abblitzen lassen, er ersäufte daraufhin seinen Kummer in Alkohol und wir hätten für ihn -den für mich so unbekannten- da sein können, doch er ließ es nicht zu.
Zusammen sind die beiden ganz bestimmt nicht. Sie hat nämlich schon einen Typen. Aber warum kutschiert er sie dann durch die Gegend?! Er kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. Aus wütend funkelnden Augen sehe ich ihn an und erwiedere seinen Händedruck stärker als nötig.
Ist er durch das viele beschissene rosa Liebesgedüddel blind geworden, dass er sich so ausnutzen lässt?, ärgere ich mich innerlich weiter und koche schon beinahe vor Wut. Ich frage mich, was dieses Miststück bloß immer macht, damit die armen Kerle ihr hinterherrennen. Wahrscheinlich hält sie ihnen die Würste vor die Nase, als wären sie dumme Köter, macht es ihnen so unnötig leicht, damit diese alles für sie machen und wenn sie keine Lust mehr hat, setzt sie die Köter im Wald aus und rennt los, sich den nächsten holen. Ich funkel auch sie böse an und sage gepresst ''Hallo.'' Ich mochte sie noch nie. Ich bin auch überracht, dass sie sich überhaupt blicken lässt.
Ein anderer Wagen hält auf der Straße, das laute Knallen der zuschnellenden Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ein anderes Mädchen kommt stolpernd den kleinen, grasbewachsenen Hügel runtergerannt und bleibt schwankend vor mir zum stehen. So, wie sie den Berg runtergekommen ist, erinnert sie mich an die Tage vor den Ferien. Besoffen torkelt sie lallend über den Schulhof, baut auf dem Weg zum Grillplatz 5 Unfälle mit dem Fahrrad und schläft in der prallen Sonne ihren Rausch aus. Auf dem Ball sieht man noch ihre unzähligen Schürfwunden, es folgt dieselbe Szenerie.
Besäufnisse bis zum abwinken..
Wir nicken uns zu und begrüßen uns, ebenfalls distanziert.
Ach ja, da ist doch noch einer. Der ewige Außenseiter. Gedrungen und hässlich, ein verpickelter Niemand; eine schleimende Brillenschlange. Den begrüße ich gar nicht erst... Es liegt keinesfalls an seinem Aussehen, es liegt an seinem Verhalten. Er war schon immer der Älteste und benahm sich nicht ein mal so.
Endlich kommt auch meine Freundin. Ich fühle mich schon sehr viel besser, kann endlich ein wenig entspannen. Auch sie habe ich seit dem Ball nicht mehr gesehen. Wir begrüßen uns und fangen gleich an, zu lästern.
Dreckig, ich weiß, aber schon beinahe rituelle Gewohnheiten sind alles andere als einfach loszuwerden.
Dann geht's los, zum Haus der Verräterin. Dort angekommen, quetschen sich natürlich alle auf das braune Sofa. Wir beide müssen auf harten Stühlen sitzen. Wie ich schon während der Hinfahrt vorhersagte, fragt die Schlange uns über unser Wohlbefinden und über unsere Ausbildungen und weiteren Schulgänge aus und scheint uns umsorgen zu wollen.
Zu spät, blöde Kuh, denke ich bei mir und vermeide es so gut es geht, mit ihr zu reden. Oft ist es sehr ruhig. Anspannung und Verklemmung liegen in der Luft. Ab und zu quengelt der Kleine: Der nach Baby stinkende Grund, der uns alles versaut hat.
Sie futtert Flips und spricht mit vollem Mund über Kollegen und Klassenfahrten. Die auf der Couch essen Chips. Mir genügt ein Twix.
Ich fühle mich unwohl.. sehr unwohl. Es scheint mir so, als hätte ich, bis auf meine gute Freundin, diese Menschen seit Jahren nicht mehr gesehen. Und dabei waren es erst ein paar Wochen seit dem letzten Beisammensein.
Kurz zeigt die verräterische Schlange uns ihr neues Heim. Danach bekommt jeder einen Brief in die Hand gedrückt. Auf diesen Brief warte ich schon seit der Abschlussfeier. Erwartungsvoll und wissbegierig reiße ich den Umschlag auf und lese mir den Brief, welchen ich vor über einem Jahr an mich selbst schrieb, durch. Ich lache laut los, muss mich sogar von der Gruppe abwenden. Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt, mir wird heiß vor lauter lachen. Das bricht das Eis.
Alle sind viel geschwätziger und es wird über vieles geredet und geschmunzelt. Immer noch distanziert und ein wenig geheuchelt, aber nicht mehr so kühl. Als ich mich beruhigt habe, sitze ich wieder gelangweilt und apathisch da und lausche den bellanglosen Gesprächen der Anderen. Endlich ist es dann soweit. Es geht zurück. Raus aus dem Spießer-Kaff. Schnell wird sich voneinander verabschiedet. Man sieht sich vielleicht erst in 10 Jahren wieder.
Egal.
Hauptsache weg! Als wir losfahren, ist es schon lange dunkel draußen, wir drei Mädchen fahren zusammen in einem Auto (ohne das Miststück) und reden über Horrorfilme. Und endlich ist alles vorbei ..
Tja, das war's dann erstmal. Endlich bin ich weg von diesen anonymen, sich distanzierenden Klassen''kameraden'' ..
Eure Gleyfin
P.S. Wenigstens scheint der Vollmond heute.. Ein mikroskobisch kleiner Pluspunkt für diesen miesen Tag.
Aber ob ich heute raufgehen* soll, weiß ich nicht. Ich habe sauschlechte Laune und weil wir Mädels vorhin noch heiter eine ganze Weile über Wrong Turn geredet haben, ist mir die Lust auf Draußen echt vergangen..
Vielleicht überwinde ich mich... die Nacht ist schließlich noch jung ;)
* auf's Dach
Noch Fragen ? -> Mondgeflüster
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Zusammen sind die beiden ganz bestimmt nicht. Sie hat nämlich schon einen Typen. Aber warum kutschiert er sie dann durch die Gegend?! Er kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. Aus wütend funkelnden Augen sehe ich ihn an und erwiedere seinen Händedruck stärker als nötig.
Ist er durch das viele beschissene rosa Liebesgedüddel blind geworden, dass er sich so ausnutzen lässt?, ärgere ich mich innerlich weiter und koche schon beinahe vor Wut. Ich frage mich, was dieses Miststück bloß immer macht, damit die armen Kerle ihr hinterherrennen. Wahrscheinlich hält sie ihnen die Würste vor die Nase, als wären sie dumme Köter, macht es ihnen so unnötig leicht, damit diese alles für sie machen und wenn sie keine Lust mehr hat, setzt sie die Köter im Wald aus und rennt los, sich den nächsten holen. Ich funkel auch sie böse an und sage gepresst ''Hallo.'' Ich mochte sie noch nie. Ich bin auch überracht, dass sie sich überhaupt blicken lässt.
Ein anderer Wagen hält auf der Straße, das laute Knallen der zuschnellenden Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ein anderes Mädchen kommt stolpernd den kleinen, grasbewachsenen Hügel runtergerannt und bleibt schwankend vor mir zum stehen. So, wie sie den Berg runtergekommen ist, erinnert sie mich an die Tage vor den Ferien. Besoffen torkelt sie lallend über den Schulhof, baut auf dem Weg zum Grillplatz 5 Unfälle mit dem Fahrrad und schläft in der prallen Sonne ihren Rausch aus. Auf dem Ball sieht man noch ihre unzähligen Schürfwunden, es folgt dieselbe Szenerie.
Besäufnisse bis zum abwinken..
Wir nicken uns zu und begrüßen uns, ebenfalls distanziert.
Ach ja, da ist doch noch einer. Der ewige Außenseiter. Gedrungen und hässlich, ein verpickelter Niemand; eine schleimende Brillenschlange. Den begrüße ich gar nicht erst... Es liegt keinesfalls an seinem Aussehen, es liegt an seinem Verhalten. Er war schon immer der Älteste und benahm sich nicht ein mal so.
Endlich kommt auch meine Freundin. Ich fühle mich schon sehr viel besser, kann endlich ein wenig entspannen. Auch sie habe ich seit dem Ball nicht mehr gesehen. Wir begrüßen uns und fangen gleich an, zu lästern.
Dreckig, ich weiß, aber schon beinahe rituelle Gewohnheiten sind alles andere als einfach loszuwerden.
Dann geht's los, zum Haus der Verräterin. Dort angekommen, quetschen sich natürlich alle auf das braune Sofa. Wir beide müssen auf harten Stühlen sitzen. Wie ich schon während der Hinfahrt vorhersagte, fragt die Schlange uns über unser Wohlbefinden und über unsere Ausbildungen und weiteren Schulgänge aus und scheint uns umsorgen zu wollen.
Zu spät, blöde Kuh, denke ich bei mir und vermeide es so gut es geht, mit ihr zu reden. Oft ist es sehr ruhig. Anspannung und Verklemmung liegen in der Luft. Ab und zu quengelt der Kleine: Der nach Baby stinkende Grund, der uns alles versaut hat.
Sie futtert Flips und spricht mit vollem Mund über Kollegen und Klassenfahrten. Die auf der Couch essen Chips. Mir genügt ein Twix.
Ich fühle mich unwohl.. sehr unwohl. Es scheint mir so, als hätte ich, bis auf meine gute Freundin, diese Menschen seit Jahren nicht mehr gesehen. Und dabei waren es erst ein paar Wochen seit dem letzten Beisammensein.
Kurz zeigt die verräterische Schlange uns ihr neues Heim. Danach bekommt jeder einen Brief in die Hand gedrückt. Auf diesen Brief warte ich schon seit der Abschlussfeier. Erwartungsvoll und wissbegierig reiße ich den Umschlag auf und lese mir den Brief, welchen ich vor über einem Jahr an mich selbst schrieb, durch. Ich lache laut los, muss mich sogar von der Gruppe abwenden. Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt, mir wird heiß vor lauter lachen. Das bricht das Eis.
Alle sind viel geschwätziger und es wird über vieles geredet und geschmunzelt. Immer noch distanziert und ein wenig geheuchelt, aber nicht mehr so kühl. Als ich mich beruhigt habe, sitze ich wieder gelangweilt und apathisch da und lausche den bellanglosen Gesprächen der Anderen. Endlich ist es dann soweit. Es geht zurück. Raus aus dem Spießer-Kaff. Schnell wird sich voneinander verabschiedet. Man sieht sich vielleicht erst in 10 Jahren wieder.
Egal.
Hauptsache weg! Als wir losfahren, ist es schon lange dunkel draußen, wir drei Mädchen fahren zusammen in einem Auto (ohne das Miststück) und reden über Horrorfilme. Und endlich ist alles vorbei ..
Tja, das war's dann erstmal. Endlich bin ich weg von diesen anonymen, sich distanzierenden Klassen''kameraden'' ..
Eure Gleyfin
P.S. Wenigstens scheint der Vollmond heute.. Ein mikroskobisch kleiner Pluspunkt für diesen miesen Tag.
Aber ob ich heute raufgehen* soll, weiß ich nicht. Ich habe sauschlechte Laune und weil wir Mädels vorhin noch heiter eine ganze Weile über Wrong Turn geredet haben, ist mir die Lust auf Draußen echt vergangen..
Vielleicht überwinde ich mich... die Nacht ist schließlich noch jung ;)
* auf's Dach
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